Was Paare stark macht
auf den Erfahrungen von Einzelfällen basieren – und Ihnen in Ihrem konkreten Fall letztlich nicht gross weiterhelfen dürften. Eine professionelle Unterstützung bringt meist mehr, wenn man sie rechtzeitig in Anspruch nimmt.
Den Partner nicht vor vollendete Tatsachen stellen
Es ist verletzend und unfair, den Partner vor vollendete Tatsachen zu stellen. Und ja, es braucht Mut, den Partner zu konfrontieren und zu sagen: «Ich fühle mich nicht mehr wohl, wir müssen etwas ändern.» Doch nur wer Probleme offen auf den Tisch legt, lässt auch die Möglichkeit zu, dass sie gelöst werden. Diese Transparenz ist man dem Partner schuldig. Behandeln Sie ihn auch im Falle von Schwierigkeiten so, wie Sie von ihm behandelt werden möchten: mit Respekt, Achtung und Wertschätzung.
Weg vom Gas! Trennungen wollen gut überlegt sein
Es geht hier nicht darum, Trennungen prinzipiell abzulehnen. Im Gegenteil zeigt die Forschung, dass bei starken chronischen Konflikten eine Trennung oder Scheidung für das Paar und seine Kinder die bessere Lösung sein kann, wenn damit die längerfristige Schädigung aller Beteiligten vermieden werden. Besonders für die Entwicklung der Kinder ist ein destruktives Familienklima mit häufigen Streitereien der Eltern äusserst ungünstig.
Auch wenn sie das in der Situation selber nicht so wahrnehmen: Erfahrungen aus der Paarberatung zeigen, dass sich viele Paare überstürzt trennen. Oft kommt nach Wochen, Monaten oder sogar nach Jahren eine ehrliche, nicht romantisierende Reue auf. Vielleicht, weil man die Dinge aus der Distanz etwas nüchterner betrachtet oder weil das erste Hochgefühl in der nächsten Beziehung abgeflacht ist.
Deshalb gilt: Bevor sich ein Paar trennt oder scheiden lässt, sollte es zu klären versuchen, ob dies der einzige gangbare Weg ist oder ob nicht eine Beratung oder Therapie Abhilfe schaffen könnte. Der Beziehung eine zweite Chance zu geben, ist angesichts der hohen emotionalen Kosten, welche eine Scheidung für alle Betroffenen mit sich bringt, in vielen Fällen ratsam.
Wenn für Sie die Trennung zur ernsthaften Option wird: Prüfen Sie die nachfolgenden Punkte. Diese sollen Sie darin unterstützen, ein paar wichtige Fragen möglichst sorgfältig zu klären.
Nur 10 Prozent der Paare, welche sich scheiden lassen, haben vorgängig eine Paartherapie in Anspruch genommen. Doch man lässt sich auch nicht gleich den Arm amputieren, wenn man eine Entzündung im Handgelenk hat. Also: Schöpfen Sie alle Möglichkeiten der Problemlösung aus, bevor Sie Ihre Trennungsgedanken umsetzen.
Was verliere ich bei der Auflösung meiner Beziehung?
Viele Menschen versäumen es, die angestrebte Trennung auch von einer ganz rationalen Seite anzusehen. Teils, weil sie sich scheuen, etwas Gefühlsbetontes wie eine Beziehung nüchtern zu betrachten. Teils, weil es ihnen ganz einfach nicht in den Sinn kommt, Pros und Contras differenziert abzuwägen. Dabei bedeutet die Auflösung einer Partnerschaft in den allermeisten Fällen ein einschneidendes Ereignis. Nur 20 Prozent der Betroffenen nehmen eine Scheidung positiv wahr, die meisten sehen sie als ein kritisches Lebensereignis. Denn zusätzlich zu den emotionalen Turbulenzen stehen meist Veränderungen der Wohnsituation, des sozialen Netzes, der finanziellen Situation an. Sind Kinder da, verkompliziert sich die Sache zusätzlich.
Fragen Sie sich, was Sie in die Beziehung investiert haben und was Ihnen fehlen wird, falls Sie sie aufgeben.
Welche Verantwortung trage ich?
Machen Sie sich bewusst, dass Sie Ihrem Partner gegenüber eine Verantwortung tragen. Ihr Partner hat sich genau wie Sieverpflichtet. Sie haben den Entscheid, diese Beziehung einzugehen, gemeinsam gefällt, aber jetzt entscheiden Sie sich vielleicht allein gegen ein weiteres Zusammensein. Damit übernehmen Sie Verantwortung.
Die Verantwortung, welche man für den Partner übernimmt, wächst mit der Dauer der Beziehung. Es mag befremdlich klingen, von Verantwortung für einen erwachsenen Menschen zu sprechen – man könnte argumentieren, dass Erwachsene einzig für sich selbst verantwortlich seien. Doch wenn beide Partner ein Commitment für diese Beziehung eingegangen sind, dann heisst dies auch, dass man sich auf den anderen verlässt und in diese Beziehung emotional investiert hat. Jede Investition bedeutet aber eine Zunahme an Nähe und Verbundenheit, und diese aufzulösen, heisst, dem anderen Schmerz zuzufügen, ihn trotz seines Engagements zurückzustossen und das
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