Wasdunkelbleibt
hundsmiserable Kartoffelsuppe. Wenigstens war sie heiß.
»Lass mich das machen!« Juliane stand auf und ging in die Küche. Ihre Suppe ließ sie stehen. Ich zog ihren Teller zu mir heran.
Juliane brauchte keine drei Minuten, um herauszufinden, was wir wissen wollten. »Flavia sagt, keiner der Gäste wäre länger als eine halbe Stunde hier gewesen. Zur Rushhour kommen die Leute nur auf ein Bier oder einen Kaffee. Und es kann sein, dass sowohl Roderick als auch Kröger kurz rausgingen, und zwar genau um die Zeit, als Markus sich in den Hinterhof abgeseilt hat. Die gute Flavia versucht, ein Auge auf alles zu haben, werkelt aber meistens in der Küche.«
»Das Signal wirkt ja nicht nur hier in der Gaststube. Ein Haus weiter kommst du noch genauso ins Netz.« Freiflug schob seinen leeren Teller weg. Er schien sich berappelt zu haben.
»Dann spionieren wir in der Umgebung. Wo kann jemand gesessen haben, der dieses W-LAN benutzt hat, ohne von Flavia gesehen zu werden?«
»Roderick und Kröger.« Kopfschüttelnd starrte Freiflug in seinen leeren Teller. Er kam nicht drüber hinweg.
»Auf geht’s, Leute!« Cyn schlug auf die Tischplatte. »Wenn einer von denen hier um die Ecke wohnt, steht unser nächster Termin ja wohl fest.«
»Bewegt euch hier nicht weg!« Juliane und Freiflug nickten gehorsam. Ich trat durch die Tür in den Gang. Links ging es zu den Toiletten, rechts zur Straße. Ich ging nach links. Cyn kam mir nach, mit einem Notebook unter dem Arm. Ein Stück den Gang runter führte eine Treppe in den ersten Stock. Die alten Holzstufen knarrten unter unseren Füßen.
»Spooky«, wisperte Cyn.
Im ersten Stock war es dunkel wie in einer Socke.
»Theoretisch könnte er hier gesessen haben!« Ich schaltete die Taschenlampe an meinem Handy an. Eine der besten Erfindungen der Firma aus Finnland.
»Immer sachte.« Cyn kniff die Augen zusammen. Wie Lederstrumpf spähte sie den Gang entlang. Wir fanden drei Türen. Eine war abgeschlossen. Die zweite führte zu einer versifften Toilette, und die dritte in einen tristen, aber sogar geheizten Raum mit einem Schreibtisch, einem Sessel und zwei Stühlen.
»Knallpeng!« Ich schüttelte den Kopf. »Wenn sie heizen, heißt das, sie wissen, warum sie das tun.«
Cyn stellte ihr Notebook auf den Tisch. »Warte, warte. Hier. Verfügbare Verbindungen. Na, was sage ich denn! Eine hervorragende drahtlose Connection ins Internet. Ungeschützt.« Sie klickte. »Bin drin.«
»Und rekinom? Meinst du, der hatte hier so eine Art Zweitbüro?« Schon hatte ich mein Handy am Ohr und rief Freiflug an. Ich schilderte ihm die Situation. »Fragst du beim Wirt nach?«
Sekunden später hörten wir ein wändeerschütterndes »Flavia!« durchs Haus gellen.
»Wenn ich Flavia wäre, würde ich Lohnerhöhung fordern«, murmelte Cyn. »Was machen wir jetzt?«
Ich zog spaßeshalber ein paar Schubladen auf. »Kontoauszüge, Kassenbuch, Rechnungsblock … unser Wirt macht hier seine Buchhaltung.«
»Lass uns gehen.« Cyn klappte das Notebook zu.
»Gib mir eine Minute!« Ich rief Sigrun an. Sie war die letzte Unverdächtige im Team.
»West?«, meldete sie sich gehetzt.
»Kea hier. Störe ich?«
»Ich war heute bei Nero zu Besuch.«
Die Hitze stieg mir ins Gesicht. Kaum drehte man dem Feind den Rücken…
»Schön. Sag mal, wie kommt ihr klar, jetzt, wo zwei wichtige Teammitglieder abgeschrieben sind?«
»Wir tun, was wir können. Woncka kugelt wie ein Gummiball durch die Korridore und will Ergebnisse sehen. Wir haben einen Journalisten hier, der uns das Wasser abgraben will.«
»Mossbach?«
»Ach, nee. Kennst du den? Wenn du uns Knüppel zwischen die Beine schmeißen willst …«
»Würde ich nie tun. Ich kenne ihn aus meiner Pressezeit«, log ich.
»Komische Nuss. Fährt einen alten Peugeot, der fast auseinanderfällt, macht aber dermaßen auf dicke Hose, dass du meinst, er hat einen Porsche Cayenne in der Garage. Und ’ne Villa in San Tropez.«
»San Tropez ist out.« Fiebernd vor Aufregung hielt ich mir den Kopf. »Was für einen Peugeot denn?«
»So ein altes, klappriges, graues Monstrum.« Sie schwieg einen Moment. »Was wird hier eigentlich gespielt, Kea?«
»Frag mich was Leichteres.« Wieder tönte ein ungeduldiges »Flavia!« durchs Haus. Cyn war längst gegangen. Ich sollte auch machen, dass ich wegkam. »Kann ich Roderick oder Kröger mal sprechen?«
»Die sind längst abgeschwirrt. Haben die letzten beiden Nächte fast durchgearbeitet.« Sie seufzte. »Wobei man ja
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