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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Fenster auf. Die eisige Luft tat ihm gut. Durch eine Tür mit der Aufschrift ›privat‹ trat er in den Hinterhof. Er wählte Keas Nummer. Zeit, um auf ihr ungeduldiges ›Ja, Markus?‹ zu reagieren, hatte er nicht mehr. Der Schlag traf ihn mit voller Wucht am Hinterkopf und löschte seine Gegenwart aus.
     
    Wir rollten über den Mittleren Ring, als mein Handy klingelte. Freiflugs Nummer.
    »Ja, Markus?«
    Ich lauschte den knackenden Geräuschen am anderen Ende der Leitung. Dann war die Verbindung unterbrochen.
    »Das war Freiflug. Aber er meldet sich nicht.«
    »Funkloch?«, schlug Cyn vor, während sie mit Karacho einen Schneepflug überholte.
    »Keine Ahnung.« Ich sah zu Juliane. Sie hatte ihr improvisiertes Kalbslebermahl beendet und blickte mich nachdenklich an.
    »Nichts Gutes, wie?« Sie kannte mich lange genug.
     
    Der Wirt fand Freiflug zehn Minuten später. Er hatte sich mühsam aufgerappelt und kniete im Schnee.
    »Scheiße, Mann!«, krähte er. »Scheiße. Jetzt kriege ich die Bullen ins Haus.«
    »Zu spät«, keuchte Markus und spuckte in den Schnee. Er zitterte am ganzen Körper.
    »Willst’n Grog, Mann?« Der Wirt rüttelte Markus an den Schultern.
    »Grog, Joint, Biersuppe, was immer du hast.«
    »Joint ist nicht. Aber Grog. Okay, Grog. Flavia!«, brüllte er in die Gaststube. »Mach einen Grog heiß!«
     
    Als wir das Absalom stürmten, hing Freiflug an der Theke wie eine Schnapsleiche.
    »Was war denn das für eine Nummer!«, fuhr ich ihn an.
    »Bin niedergeschlagen worden.« Finster sah er sich in der Kneipe um. Bis auf zwei Turteltäubchen an einem Ecktisch waren wir die einzigen Gäste.
    Der Wirt musterte uns irritiert, während er seine Gläser polierte. Soviel Weiblichkeit passte nicht in seine Spelunke. »Jemand hat ihm eine verpasst.«
    »Wer?« Ich überflog die Speisekarte. »Bringen Sie uns viermal die Kartoffelsuppe.«
    »Flavia! Viermal Kartoffel!«
    »Wie ist das passiert?« Ich griff in eine Schale mit Goldfischlis.
    »Ich komme hier rein und wen sehe ich?« Mit schmerzverzerrtem Gesicht tastete Freiflug über seinen Hinterkopf. »Roderick und Kröger in trauter Einigkeit beim Bier.«
    »Roderick und Kröger?«
    »Mach den Mund zu, Kea«, schlug Juliane vor. »Haben wir uns nicht ohnehin auf einen Insider eingeschossen?«
    »Haben wir.« Freiflug stützte seinen Kopf in die Hände. »Roderick war bei der Pressekonferenz dabei. Er hat mitgekriegt, wie ich meinen Köder platziert habe.«
    »Wo ist Ihr Router?«, fragte Cyn den Wirt.
    »Mein – was?«
    »Das kleine Kästchen, mit dem sich der Weg in die endlosen Weiten öffnet!«
    »Hä?«
    »Internet!« Juliane verdrehte die Augen.
    »Flavia! Wo ist das Internet?«, rief der Wirt in die Küche.
    »Router im ersten Stock!«, kam es zurück.
    Ich musste lachen. »Ohne Flavia wären Sie aber ziemlich aufgeschmissen!«
    Der Wirt knallte sein Handtuch auf den Tresen und stapfte zur Tür hinaus.
    »Im Ernst, Markus: Willst du behaupten, dass einer deiner Kollegen dich ausgeknockt hat?«
    »Was weiß ich! Ich bin mir jedenfalls sicher, dass ich es nicht selbst war.«
    »Und dieser Vogel?« Juliane deutete mit dem Daumen in die Richtung, in die der Wirt verschwunden war.
    »Vergiss es. Drei Gehirnzellen«, murrte Cyn. »Ich geh ein paar Sachen aus dem Auto holen.«
     
     

55
    Er wusste, dass es aus war. Vielleicht war er nicht zum Überflieger geboren. rekinom spürte, dass der Gegenwind zu heftig wurde. Sogar eine gewisse Erleichterung stellte sich ein. Er würde suspendiert werden, seine Pension war im Arsch, aber vielleicht konnte ein guter Anwalt das Schlimmste ausbügeln. Entscheidend mochte sein, wie viele seiner Aktivitäten aufkamen und welche er seinem Vorgesetzten in die Schuhe schieben konnte. Wenn er es nur geschickt anstellte.
    Seit Tagen hatte er die Chatrooms nicht mehr aufgesucht. Aus Angst, jemand könnte ihm dort auflauern.
    Er nahm sein Handy, um Woncka anzurufen. Bei jedem Klingeln, das irgendwo von einem Mast zum nächsten geschickt wurde, klopfte sein Herz heftiger. Er war da so reingeraten. Bestimmt hatte er Nero nichts Böses gewollt.
    Aber Woncka ging nicht an sein Handy. Als rekinom auflegte, brach ihm der Schweiß aus. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung.
     
     

56
    »rekinom ist definitiv über diesen Anschluss ins Internet gegangen und hat von hier aus deinen Rechner beobachtet. Und zwar über zwei Stunden heute am späten Nachmittag.« Cyn sah uns der Reihe nach an. Wir hockten da und schlürften eine

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