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Waylander

Waylander

Titel: Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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konnte einfach nicht verlieren, und ich setzte ein Vermögen auf es. Aber kurz vor dem Start wurde es von einer Biene ins Auge gestochen. Die Sache ist immer zweifelhaft.«
    »Aber du sagtest, der Krieg wäre fast vorüber«, protestierte Nemodes.
    »So ist es. Und bis es soweit ist, werden wir auf der Hut bleiben.«
    »Jawohl, General.«
    »Drei Männer müssen sterben. Karnak ist der erste. Egel der zweite. Aber vor allem will ich Way-landers Kopf auf einer Lanze sehen.«
    »Warum Karnak?« fragte Dalnor. »Eine Schlacht reicht noch nicht, um ihn als gefährlich einzustufen.«
    »Weil er rücksichtslos und ehrgeizig ist. Er ist unberechenbar«, antwortete Kaem. »Manche Männer sind gute Schwertkämpfer, Bogenschützen oder Strategen. Andere, anscheinend von den Göttern begnadet, beherrschen alles, was sie berühren. Karnak gehört zu diesen - ich kann ihn nicht einschätzen, und das beunruhigt mich.«
    »Er soll in Skarta sein und unter Egel dienen«, sagte Dalnor. »Wir werden ihn bald haben.«
    »Vielleicht«, meinte Kaem zweifelnd.
    Kaem versuchte, seine Spannung zu kontrollieren, als er im Schatten des östlichen Tores vor der Zweiten Legion stand. Vor wenigen Minuten war die Sonne aufgegangen, doch jenseits der Tore regte sich noch nichts. Er war sich der feindlichen Blicke der Bogenschützen auf den Wehrgängen des Torturms deutlich bewußt, wie er in voller Kampfausrüstung in Rot und Bronze dastand und der Schweiß ihm zwischen den Schulterblättern hinabrann.
    Dalnor stand hinter ihm, flankiert von Schwertkämpfern, dunkeläugigen Kriegern der Ersten Elite, der tödlichsten Kämpfer der Zweiten Legion der Hunde des Chaos.
    Das schabende Geräusch angespannter Seile und das Knirschen rostiger Sperrklinken beendete Kaems Anspannung - jenseits der Tore aus Eiche und Eisen wurde der gewaltige, mit Bronze verstärkte Riegel angehoben. Minuten vergingen. Dann schoben sich quietschend und langsam die Tore auf. Ein Gefühl des Triumphs wallte in Kaem auf, doch er drängte es zurück, wütend über die Macht seiner Gefühle.
    Hinter ihm begannen die Männer mit den Füßen zu scharren, begierig, die lange Belagerung zu beenden und in die verhaßte Festung einzudringen.
    Die Tore gingen ganz auf.
    Kaem marschierte in die Schatten des Fallgitters und trat dann hinaus in den hellen Sonnenschein des Innenhofes ...
    Und blieb so abrupt stehen, daß Dalnor in ihn hineinlief, er vornüberkippte und sein Helm ihm über die Augen rutschte. Er rückte ihn wieder zurecht. Der Hof war umringt von kampfbereiten Männern mit gezogenen Schwertern. In der Mitte, auf eine doppelköpfige Streitaxt gestützt, stand ein riesiger Krieger in schreiend bunter Kleidung. Der Mann reichte einem seiner Gefährten die Axt und schlenderte nach vorn.
    »Wer ist dieser fette Clown?« flüsterte Dalnor.
    »Still!« befahl Kaem, dessen Gehirn mit Höchstgeschwindigkeit arbeitete.
    »Willkommen in Dros Purdol«, sagte der Mann lächelnd.
    »Wer bist du, und wo ist Gan Degas?«
    »Der Gan ruht sich aus. Er bat mich, eure Kapitulation mit euch zu erörtern.«
    »Was ist das für ein Unsinn?«
    »Unsinn, lieber General? Was meinst du damit?«
    »Gan Degas hat sich heute mir gegenüber zu einer Kapitulation bereiterklärt, nachdem seine Bedingungen angenommen worden waren.« Kaem leckte sich nervös die Lippen, als der riesige Krieger auf ihn herablächelte.
    »Ach, die Bedingungen«, sagte er. »Ich glaube, da hat es ein Mißverständnis gegeben. Als Gan De-gas um Sicherheit für seine Leute bat, hatte er nicht im Sinn, sie in Gruppen von zwanzig zum Hafen schleppen und dort umbringen zu lassen.« Die Augen des Mannes verengten sich, und der Humor verschwand aus seinem Lächeln. »Ich habe dir die Tore geöffnet, Kaem, damit du mich sehen kannst. Mich kennenlernen . mich verstehen kannst. Es gibt keine Kapitulation. Ich habe dreitausend Mann mitgebracht«, log Karnak, »und ich befehlige diese Festung.«
    »Wer bist du?«
    »Karnak. Merk dir den Namen gut, Vagrier, denn er wird dein Tod sein.«
    »Du machst viel Lärm, Karnak, aber nur wenige fürchten bellende Hunde.«
    »Das ist wahr, aber du fürchtest mich, kleiner Mann«, sagte Karnak gelassen. »So, und jetzt hast du zwanzig Sekunden, um deine Männer vom Tor abzuziehen. Danach wird die Luft gespickt sein mit Pfeilen und Tod. Geh!«
    Kaem machte auf dem Absatz kehrt und sah sich mehreren hundert Kriegern gegenüber - der Elite seiner Truppe -, und die ganze Demütigung traf ihn wie ein Schlag.

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