Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts
am liebsten in Ohnmacht gefallen wäre.
Aber das änderte nicht das Geringste. Er empfand nicht das Gleiche für mich. Er konnte nicht das Gleiche für mich empfinden.
Ich atmete tief durch. »Und … was machen wir jetzt?«, fragte ich. Ich beobachtete das Spiel seiner Muskeln unter der nackten Haut seines Oberarmes, als er den Gang wechselte. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Wenn es stimmt, dass die anderen AKs nicht mehr da sind, dann –« Kopfschüttelnd brach er ab. »Verdammt, ich hab wirklich keinen blassen Schimmer.«
Eine Weile waren wir beide still. Schließlich verrenkte Alex sich auf seinem Sitz, griff nach hinten und zog eine Flasche Wasser aus einem der Kartons. Er schraubte sie auf und nahm durstig einen großen Schluck. Dann bot er sie mir an, und ich wollte gerade zugreifen – als ich aus dem Augenwinkel etwas aufblitzen sah. Ich wandte mich um.
Hinter uns, in einiger Entfernung, flogen fünf Engel sternförmig auf uns zu.
»Alex«, sagte ich leise.
Als Alex merkte, wohin ich schaute, sah er mich scharf an. »Wie viele?«
»Fünf.« Ich konnte den Blick nicht von ihnen lösen. Strahlend hell hoben sich die weißen Lichtgestalten von dem blauen Himmel ab. Ihre prächtigen Flügel glitten weich durch die Luft. Und obwohl ich wusste, was sie waren und was sie den Menschen antaten …, waren sie das herzzerreißend Schönste, was ich je im Leben gesehen hatte.
Ich schrie auf, als der Geländewagen urplötzlich seitlich ausbrach, weil Alex ihn mit quietschenden Bremsen am Straßenrand zum Stehen brachte. »Was machst du denn da?«, brüllte ich.
»Wir können ihnen nicht entkommen«, sagte er. »Und von einem fahrenden Auto aus kann ich nicht kämpfen.« Er riss Cullys Gewehr vom Rücksitz, prüfte, ob es geladen war, und ließ das Magazin wieder zuschnappen. Dann sprang er aus dem Wagen und rannte zu meiner Seite herüber. Ich kletterte bereits heraus. Am Himmel hinter uns wurden die Engel größer und größer.
Eng an das Auto geschmiegt, ging Alex in die Hocke. Er holte tief Luft und schloss kurz die Augen, während er sich sammelte. Ich spürte, wie sich sein Energiefeld verschob und veränderte. Nachdem er die Augen wieder geöffnet hatte, bezog er hinter der Motorhaube Stellung und legte das Gewehr an. »Jepp, genau fünf Stück«, murmelte er. Ich konnte sehen, dass er den Umgang mit der Waffe von Kindesbeinen an gewöhnt war: Er hielt sie so, als wäre sie ein Teil von ihm.
Ohne die näher kommenden Engel aus den Augen zu lassen, gab Alex mir die Autoschlüssel und drückte dabei kurz meine Hand. »Also, Willow, bleib einfach … in Deckung, okay? Mit etwas Glück taucht dein Engel wieder auf und beschützt dich.«
Ich starrte ihn an. »Und was ist mit dir?«
Ungeduldig schüttelte er den Kopf. »Mach dir um mich keine Sorgen. Wenn irgendwas passiert, nimm das Auto und mach, dass du wegkommst.«
Mein Herz fing an zu rasen. »Ich dachte, wir können ihnen nicht entkommen«, sagte ich schwach. Die Engel waren jetzt schon sehr nahe, sie waren bis auf wenige Hundert Meter herangekommen.
»Ich kann ihnen nicht entkommen. Sie würden mich einholen und mir die Lebensenergie herausreißen. Aber du hast vielleicht eine Chance, wenn dein Engel dir hilft.« Alex duckte sich über das Gewehr, den Körper angespannt und locker zugleich.
Er warf mir einen Blick zu und ich sah die Angst in seinen Augen, seine Sorge um mich. »Willow, ich meine es ernst. Wenn es hart auf hart kommt, hau einfach ab.«
Ich verlasse dich nicht, dachte ich. Unter gar keinen Umständen. Ich umklammerte die Autoschlüssel, die sich in meine Handfläche bohrten.
Ich zuckte zusammen, als Alex plötzlich schoss. Das Echo rollte wie Donner über die Wüste. Oben in der Luft verwandelte sich einer der Engel in einen Blütenregen aus Licht. Ich drückte mich an den Geländewagen. Inzwischen waren sie so dicht, dass man fast ihre Gesichter erkennen konnte. Ich hörte Wutschreie und sah glänzende Flügel, die ungestüm flatterten.
Alex schoss erneut, verfehlte jedoch sein Ziel, als sich einer der Engel zur Seite warf. Doch er behielt ihn im Visier und erwischte ihn mitten im Flug. Der Engel zerplatzte in kleine Konfettistückchen, die in der Sonne glitzerten.
Und dann waren sie über uns, die verbliebenen drei Engel, und ihre Flügel verdeckten den Himmel. Alex fing wieder an zu schießen, musste sich aber ducken, als einer von ihnen auf ihn niederstieß und versuchte, ihm mit seinem Flügel einen Schlag zu versetzen.
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