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Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts

Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts

Titel: Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.A. Weatherly
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verbracht und sie kannten sich seit einer Ewigkeit.
    »Was ist los?«, wollte Raziel wissen.
    »Ich habe mich von ein paar neuen Menschen genährt, in einem Ort namens Pawntucket«, sagte Paschar. »Ein bisschen ab vom Schuss, aber ich hatte Lust auf etwas Frisches … und heute habe ich gespürt, dass eine der Frauen Spuren einer Engelsberührung trägt, die nicht von mir stammen.«
    Raziel runzelte verwirrt die Stirn. »Na und? Willst du damit sagen, dass alle außer dir die Finger von deinen Menschen lassen sollen?«
    »Sei nicht albern. Die Energie, mit der sie in Berührung gekommen ist, ist wie unsere eigene, aber irgendwie auch wieder nicht. Sie war menschlich … aber zugleich hatte sie etwas von einem Engel.«
    Raziel setzte sich auf. »Was soll das heißen?«, fragte er. Ihm gegenüber legte Lailah neugierig den Kopf schief.
    »Jetzt hör mir mal zu. Ich bin zum Haus dieser Kreatur gegangen und habe unsere Gedanken miteinander verschmolzen. Sie sieht aus wie ein Menschenmädchen, ist aber keins.«
    »Und was ist sie dann?«, fragte Raziel verständnislos.
    Es entstand eine lange Pause. Er konnte hören, wie Paschar in der Ferne tief Luft holte, bevor er sagte: »Sie ist ein Halbengel.«
    Einen Augenblick lang war er sprachlos. Engel pflanzten sich nicht fort. Sie waren Geschöpfe aus Energie, deren Ursprung so weit zurücklag, dass sich inzwischen niemand von ihnen mehr daran erinnern konnte. Obwohl sie in ihrer menschlichen Form genauso funktionierten wie die Menschen selbst, waren sie doch grundlegend anders. Ein Kind von einem Engel zu empfangen sollte also, biologisch gesehen, ein Ding der Unmöglichkeit sein.
    »Das kann nicht sein«, sagte er schließlich. »Du musst dich irren. Das geht doch gar nicht.«
    »Raziel, ich konnte ihre Engelsnatur so deutlich spüren wie meine eigene. Aber sie war befleckt und durchsetzt von ihrer menschlichen Natur. Sie ist ein Mischling: halb Mensch, halb Engel. Irrtum ausgeschlossen.«
    »Wie?«
    »Woher soll ich das wissen? Durch irgendeinen unglücklichen Zufall … einer von uns, der vor der Krise schon hier war und sich mit einer menschlichen Frau eingelassen hat, muss dafür verantwortlich sein.«
    In dem Fall gab es mit Sicherheit an die tausend mögliche Kandidaten.
    »Na wunderbar«, murmelte Raziel. Er saß da, rieb sich die Schläfen und überlegte, ob sie die Sache wohl vor dem Konzil verheimlichen konnten. Was manche Engel in ihrer menschlichen Form so alles anstellten, war auch ohne diese neuerlichen Komplikationen bereits umstritten genug.
    »Aber, Raziel, da ist noch etwas«, sagte Paschar. »Etwas, das dringend aus der Welt geschafft werden muss.«
    Es lief Raziel kalt den Rücken hinunter, als er die Angst in der Stimme des anderen Engels hörte. »Was?«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es eine Weile still. »Ich konnte kurz in die Zukunft schauen, als ich die Hand dieser … Kreatur berührt habe. Sie hat die Macht, uns zu vernichten.«
    Jetzt ist er endgültig durchgedreht, dachte Raziel. Unglücklicherweise glaubte er das selbst nicht. »Was genau meinst du mit ›uns‹?«, fragte er.
    »Uns. Uns Engel, jeden Einzelnen. Ich weiß nicht wie, aber sie hat die Möglichkeit dazu und wird sie höchstwahrscheinlich nutzen. Sie wird sowohl die Fähigkeit als auch den Willen haben, uns alle zu zerstören.«
    Raziel fühlte, wie ihm kalt wurde. Wie aus weiter Ferne sah er, dass Lailah ihn anstarrte und mit den Lippen stumm die Worte Was ist los? formte. Paschar neigte nicht zu Übertreibungen und seine hellseherischen Fähigkeiten waren ebenso ausgeprägt wie die sämtlicher Engel, die Raziel je gekannt hatte. Er hatte nicht den geringsten Zweifel am Wahrheitsgehalt von Paschars Aussage.
    »Dann müssen wir sie aus dem Weg räumen«, sagte er.
    »Auf der Stelle«, stimmte Paschar zu. »Du hast doch jetzt Mittel und Wege, um damit fertig zu werden, oder nicht?«
    »Ja, der Befehl geht sofort raus.«
    Ein paar Minuten später schaltete Raziel sein Handy aus und blickte schweigend auf die Notizen, die er sich während des Gespräches mit Paschar gemacht hatte. Ein Halbengel. Unglaublich. Allein der Gedanke war obszön. Selbst wenn Paschar keine Katastrophe vorhergesehen hätte, hätte man sich dieses Wesens entledigen müssen. Eine solche Abnormität durfte nicht am Leben bleiben. Raziel nahm den Notizzettel und stand von seinem Ledersessel auf, der leise knirschte.
    »Ärger?«, erkundigte sich Lailah.
    »Du wirst es nicht glauben«, sagte Raziel grimmig.

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