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Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts

Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts

Titel: Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.A. Weatherly
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»Ich hätte eigentlich erwartet, dass es irgendwie explodiert, wie im Kino.«
    »Hoffentlich nicht«, sagte Alex. Er warf seine Tasche auf den Rücksitz des Chevys. »Los, wir müssen hier weg.«
    Der Automotor sprang an, als er die Kabelenden zusammenbrachte. »Cool«, sagte er, während er den Motor aufheulen ließ. Er wendete schnell und fuhr Richtung Westen. Im Seitenfach an der Tür entdeckte ich eine Landkarte und faltete sie auseinander, um herauszufinden, wo wir waren. »Sehr gut, jetzt können wir uns für den Rest der Fahrt an die Nebenstraßen halten«, sagte Alex, als er sie sah. »Und bald sind wir in New Mexico, da kenne ich mich sowieso wieder aus.«
    Ich nickte. Mir fiel die Kühlbox ein und ich drehte mich nach hinten und betrachtete sie. Langsam öffnete ich den Deckel und sah Colas, Sandwiches und ein paar Dosen Bier. Es war bescheuert, aber ich fühlte mich beinahe genauso mies dabei, den Leuten ihr Mittagessen zu klauen, wie ihr Auto. Unseretwegen würden sie jetzt einen echt ätzenden Tag haben.
    »Willow, uns blieb nichts anderes übrig«, sagte Alex, der mich vom Fahrersitz aus beobachtete. »Ich weiß, das macht es nicht besser, aber – es ging wirklich um Leben und Tod.«
    »Weiß ich ja.« Ich zögerte, doch dann beschloss ich, dass es albern war, das Essen umkommen zu lassen. Ich zog zwei Colas aus der Kühlbox und machte den Deckel wieder zu. »Hier, möchtest du eine? Dein Kaffee ist nämlich gerade zusammen mit dem Mustang in den Abgrund gerasselt.«
    Er lächelte. »Danke.« Unsere Finger berührten sich flüchtig, als er sie nahm. Seine Hand war warm und einen kurzen Moment lang malte ich mir aus, wie ich mich einfach an seine Schulter lehnte und er den Arm um mich legte. Das wäre schön. So richtig, richtig schön.
    Schnell verdrängte ich den Gedanken … doch ich merkte, dass mein Blick an dem dunklen Kratzer auf Alex’ Wange, wo das Glas ihn getroffen hatte, hängen blieb.
    Leben und Tod. Ich hatte mich für gelassen gehalten, doch dem war nicht so: Plötzlich zitterte ich wie Espenlaub. Als ich mir mit der Hand in die Haare griff, konnte ich spüren, dass sie noch immer voller Glasstückchen hingen. Ich versuchte, meine zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen, klemmte mir die Cola zwischen die Beine und zupfte ein paar Splitter heraus – helle, harte Scherben, in denen sich das Sonnenlicht fing.
    Wie in den Flügeln eines Engels.
    Selbst im Mondlicht sah der staubtrockene Boden aus, als hätte es seit tausend Jahren nicht geregnet. Sie hatten ein paar Stunden zuvor die Grenze nach New Mexico überquert, waren kreuz und quer über abgelegene Nebenstraßen gefahren – die sich, nachdem sie aus Texas heraus waren, unvermittelt in Staubpisten verwandelt hatten. Der Chevy arbeitete sich ächzend mit Tempo fünfzig voran und seine Reifen schleuderten einen endlosen Schwall aus Dreck und Kieselsteinchen in die Luft, während er über den unebenen Boden rumpelte. Von Zeit zu Zeit schnickte eines mit einem hellen Fing gegen die Windschutzscheibe, wo es einen kleinen Kratzer hinterließ. Alex hatte beim Fahren die Stirn gerunzelt und sich darauf konzentriert, den Furchen und Schlaglöchern auszuweichen. Schließlich war es durch die einbrechende Dunkelheit zu riskant geworden, mit dem Chevy noch weiterzufahren. Daraufhin hatte er am Straßenrand gehalten und sie hatten für diese Nacht Schluss gemacht.
    Seit Stunden schon waren sie keiner Menschenseele mehr begegnet.
    Jetzt saß Alex an den Wagen gelehnt auf dem Boden und trank eines der Biere, die sie in der Kühlbox gefunden hatten. Willow saß mit angezogenen Knien ein paar Schritte weiter weg und sah hinaus auf die Wüste, die Alex auf merkwürdige Art und Weise schon immer an das Meer erinnert hatte – sie war so endlos weit und vollkommen still. Und kalt, jetzt da die Sonne verschwunden war. Er hatte seine Lederjacke an, Willow ihre Jeansjacke. Nach dem letzten Schluck Bier zerdrückte Alex die Dose zwischen den Händen, senkte den Blick und spielte mit dem zerknautschten Aluminium herum. Seit sie haltgemacht hatten, durchlebte er, wie in einem schlechten Traum, wieder und wieder den Moment, als er gesehen hatte, wie der Gewehrlauf auf Willow gerichtet war – als er für den Bruchteil einer Sekunde gedacht hatte, sie könnte sterben.
    Ihm war beinahe das Herz stehen geblieben.
    Alex drehte die Dose in seinen Händen hin und her und sah zu, wie sie im Mondlicht funkelte. In jenem Augenblick hatte es ihn nicht gekümmert,

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