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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nachdachte.
    Medusa ließ ihn eine Weile nachdenken. Wenn Gregor O’Shaughnessy es darauf anlegte, konnte er einen Menschen zur Raserei bringen. Obwohl er sich große Mühe gab, es zu verbergen, brach seine Neigung zu intellektueller Überheblichkeit immer wieder durch, und er war dafür bekannt, Kollegen mit einer geringschätzigen Geduld zu behandeln, die nur allzu leicht als Arroganz herüberkam. Wenn man ehrlich war, handelte es sich manchmal tatsächlich um Arroganz, auch wenn er selbst das nicht bemerkte. Gelegentlich verwandelte sich diese Arroganz in etwas beträchtlich Unangenehmeres und Geringschätzigeres, und zwar immer dann, wenn ihm der Empfänger seines Zorns besonders dumm vorkam, weil er nicht begriff, was er, O’Shaughnessy, sagte. Doch dieser kleinen Charakterschwäche standen beeindruckende Stärken gegenüber. Zum einen war er auf geradezu rücksichtslose Weise ehrlich. Zum anderen war er stets bereit, eigene Fehler einzugestehen, wenn jemand sie ihm darlegen konnte, und wie schneidend er sich auch während der Diskussion ausdrückte, die zu dieser Darlegung führte, er trug es der anderen Person niemals nach, wenn sie recht hatte. Außerdem war er sehr, sehr klug.
    »Ich nehme an, Cardot geht davon aus, dass Commander Denton und seine Leute keine Verrückten sind?«, fragte er schließlich.
    »Oh, ganz im Gegenteil. Sie vertritt gerade die Auffassung, dass sie verrückt sind. Sie vertritt sie mit solchem Nachdruck, damit niemand übersehen kann, dass sie diese ›Verrücktheit‹ als höfliche diplomatische Fiktion betrachtet, die sie uns als politisches Feigenblatt anbietet. Nach dem Ton ihres Kommuniqués ist es offensichtlich, dass sie uns Gelegenheit geben möchte, Denton zu tadeln und zu maßregeln, um zu beweisen, dass wir niemals solch ein ›beherrschendes Muster manticoranischer Schikane tuscanianischer Schiffe bei der friedlichen Verfolgung rechtmäßiger wirtschaftlicher Interessen‹ genehmigt, geschweige denn gefordert haben.«
    »Das hat sie gesagt?«, fragte O’Shaughnessy und blinzelte, als Medusa nickte. »Himmel, was die Tuscanier auch vorhaben mögen, sie tragen ganz schön dick auf, was?«
    »Ja, und genau das bereitet mir Sorge«, gab die Gouverneurin zu. Sie neigte ihren Sessel nach hinten und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand in den Nasenrücken. »Dieses Kommuniqué ist ungefähr so subtil wie ein Ziegelstein ins Bürofenster während der Arbeitszeit. Oh«, sie ließ die Nase los und winkte ab, »der ganze erforderliche diplomatische Sermon ist vorhanden. In vielerlei Hinsicht ist es wirklich eine ausgeklügelt formulierte diplomatische Note. Trotzdem bezweifle ich, dass irgendein unparteiischer Beobachter übersehen könnte, dass Cardot hier systematisch einen Fall aufbaut, der allein dazu dienen soll, irgendeine unfreundliche Aktion seitens New Tuscanys als Selbstverteidigung zu kaschieren.«
    »Wie genau hat sie es denn präsentiert, Mylady?«
    »Im Grunde als offizielle Beschwerde, dass Commander Denton – und offenbar die gesamte Besatzung von HMS Reprise – tuscanianische Handelsschiffe systematisch beleidigt, behindert und schikaniert habe, während diese im Pequod-System ihren legitimen Geschäften nachgegangen sind. Sie hat sämtliche Zwischenfälle aufgelistet, die Denton uns gemeldet hat, und noch etliche hinzugefügt. Wenigstens zwei davon haben sich – zumindest nach Cardots Angaben – nach Dentons Depesche an Admiral Khumalo ereignet, was vermutlich erklärt, weshalb wir noch nichts davon gehört hatten. Andere allerdings …« Sie schüttelte den Kopf. »Andere, Gregor, kommen mir von vorne bis hinten erfunden vor. Ich habe das deutliche Gefühl, dass sie sich überhaupt nicht ereignet haben.«
    »Erfundene Ereignisse, die man zwischen tatsächlichen Begebenheiten versteckt, meinen Sie?«
    »Genau das meine ich.« Medusa sah erzürnt drein. »Wie es ausschaut, wurden sämtliche offiziellen Besuche unserer Leute an Bord der Schiffe aufgezeichnet. Nach Angaben New Tuscanys liegt ›zufällig‹ von einer Handvoll Inspektionen Bildmaterial vor, das natürlich niemand mit Vorbedacht aufgezeichnet hat, Sie verstehen. Was für ein unglaublicher Zufall, dass die internen Aufzeichner der fraglichen Schiffe ausgerechnet im entscheidenden Augenblick aktiv waren! Offensichtlich ist man diese Aufnahmen sehr sorgfältig durchgegangen, ehe man das Material auswählte, das Cardot ihrer Note beifügte, und ich bezweifle keinen Augenblick lang,

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