Weber David - Schwerter des Zorns - 3
Beispiel ist ebenfalls Ratsmitglied. Zurzeit scheint König Markhos vor allem auf seinen Bruder, den Prinzen, zu hören und lässt
Tellian freie Hand für seinen fruchtlosen Versuch, ein friedliches
Nebeneinander mit den Hradani zu schaffen.«
Die Männer am Tisch schienen bei diesem Namen am liebsten auf
den polierten Steinboden speien zu wollen und murrten leise, was
im Grollen des Donners allerdings fast unterging. Keiner von ihnen
konnte die Wahrheit in den Worten ihres Gastgebers abstreiten.
»Wohl wahr, Milord«, ergriff der zweite Biertrinker schließlich das
Wort. »Dessen sind wir uns ebenfalls bewusst, wessen Ihr Euch
zweifellos gewahr gewesen seid, als Ihr uns heute Abend eingeladen
habt. Verzeiht mir meine offenen Worte, aber ich nehme nicht an,
dass Ihr uns wegen unserer leidenschaftlichen Zustimmung zu
Prinz Yurokhas’ Haltung hierher gebeten habt.«
Über seine vor Ironie fast triefende Stimme lachten einige der
Männer am Tisch unwillkürlich, und auch der Pfeifenraucher musste lächeln.
»Ich meinerseits«, fuhr der Sprecher fort, »gebe gern zu, dass ich
diese politische Lage – wie sie sich heute bietet – sowohl aus persönlichen wie auch aus patriotischen Gründen verabscheue. Mein Cousin Mathian lebt wie ein Bettler von einer winzigen Apanage in meinem Haus. Er wurde durch einen Emporkömmling ersetzt, einen gemeinen Ritter, in dessen Adern kein einziger Tropfen blauen Blutes
fließt.« Sämtliche Ironie war nun aus seinen Worten verschwunden
und seine Augen funkelten gefährlich. »Lassen wir diese Provokation gegen meine Familie einmal beiseite, die übrigens auch eine Beleidigung jedes Angehörigen der vornehmen Häuser hier im Raum
ist; doch es gibt so etwas wie Gerechtigkeit. Wir haben mit Baron
Tellian eine Rechnung zu begleichen, und ich weigere mich zu tun,
als wäre dem nicht so. Genauso wenig, wie Ihr das meiner Meinung
nach einfach übergehen wollt, Milord.«
Einige der Männer interessierten sich plötzlich sehr für den Inhalt
ihrer Gläser oder Krüge. Sie starrten hinein, als könnten sie wie die
Auguren aus der Neige ihre Zukunft lesen. Der Mann am Kopfende
der Tafel sah dem Sprecher jedoch gelassen in die Augen.
»Ich habe niemals vorgegeben, dass ich nicht einige strittige Punkte mit Tellian von Balthar zu klären hätte, Lord Saratic. Ganz im Gegenteil. Und Ihr habt ebenfalls Recht mit der Annahme, dass ich
Euch heute Abend eingeladen habe, weil ich überzeugt bin, dass
auch Ihr Probleme mit Tellian habt. Dennoch sollten wir besser nicht
außer Acht lassen, dass ein offener Angriff auf ihn in dieser Frage
den Anschein erwecken könnte, wir stellten uns gegen den König.
Bevor wir also mit Tellian und seinem Lieblings-Hradani so umspringen können, wie es sich geziemt, müssen wir König Markhos
davon überzeugen, dass er, wie Garthan bereits richtig sagte,
schlecht beraten wurde. Zieht er erst seine schützende Hand von
Tellian zurück, können wir vielleicht etwas… gezieltere Methoden
anwenden. Für den Augenblick jedoch müssen wir die Politik des
Königs als seine treuen Untertanen und Vasallen nachdrücklich unterstützen. In der Öffentlichkeit.«
»Selbstverständlich, Milord«, stimmte ihm Saratic zu. »Ich würde
niemals etwas anderes vorschlagen, das war auch nicht meine Absicht. Wie Ihr sagtet, es ist unsere Pflicht der Krone gegenüber, unsere Unterstützung der Politik des Königs klar darzustellen. In der Öffentlichkeit.«
»Genau.« Der Pfeifenraucher blies einen weiteren Rauchring, während der Regen noch lauter herunterprasselte. Die Kohlen im Kamin
zischten gelegentlich, wenn ein Tropfen den Weg durch den Schornstein bis in die Esse gefunden hatte. Der Mann setzte sein Whiskyglas an die Lippen und trank genießerisch einen kleinen Schluck.
Dann stellte er es sehr sorgfältig auf den Tisch zurück.
»Dennoch…«, fuhr er fort. »Es ist die Pflicht eines jeden loyalen
Untertanen des Königs, seine Politik zu bejahen und seinen Entscheidungen Folge zu leisten. Doch ebenso gebietet es unser Treueid
als ergebene Untertanen, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen,
wie sie die Quintessenz seiner Politik fördern können. Was natürlich
den Frieden und die Sicherheit des gesamten Königreiches meint.
Wie Ihr kann ich mich des Eindrucks nicht gänzlich erwehren, dass
Baron Tellians gegenwärtige Handlungen möglicherweise eine Bedrohung dieses Friedens und dieser Sicherheit darstellen.«
»Ich verstehe, Milord«, erklärte Saratic. »Und ich stimme
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