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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Das Bild wurde ausgeblendet, und eine andere Szene begann, in der Jonah seine Geschenke auspackte.
    Danach sprang das Band einen Monat weiter zum Valentinstag. Miles erinnerte sich noch gut an das romantische Abendessen. Er hatte das elegante Porzellan gedeckt, und die Weingläser funkelten im flackernden Kerzenlicht. Er hatte für Missy und sich gekocht - mit Krabben und Shrimps gefüllte Seezunge mit Zitronencremesauce, dazu wilden Reis und Spinatsalat. Missy war im Schlafzimmer und zog sich um. Miles hatte sie gebeten, erst zu kommen, wenn alles fertig war.
    Die Kamera erfasste ihr Gesicht, als sie das Esszimmer betrat und den Tisch sah. In jener Nacht glich sie nicht der Ehefrau und Mutter vom Kindergeburtstag, in jeder Nacht trat sie auf, als sei sie in Paris oder New York auf dem Weg zu einer Opernpremiere. Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid und kleine Ohrringe. Die Haare hatte sie hoch gesteckt, und ihr Gesicht war von ein paar Strähnen umrahmt.
    »Wunderschön«, sagte sie andächtig, »danke, Liebling.«
    »Du bist auch wunderschön«, hatte Miles geantwortet.
    Miles erinnerte sich, dass sie ihn gebeten hatte, die Kamera abzustellen, damit sie sich an den Tisch setzen konnten. Er wusste auch noch, dass sie nach dem Essen ins Schlafzimmer gegangen waren und sich stundenlang geliebt hatten. Tief in Erinnerungen versunken, hörte er die kleine Stimme hinter sich nicht gleich.
    »Ist das Mommy?«
    Miles hielt das Band mit der Fernbedienung an, sah sich um und entdeckte Jonah im Flur. Er fühlte sich ertappt und versuchte, seine Verlegenheit mit einem Lächeln zu überspielen.
    »Was ist los, Chef?«, fragte er. »Kannst du nicht schlafen?« Jonah nickte. »Ich hab Geräusche gehört. Die haben mich geweckt.«
    »Tut mir Leid - das war ich wahrscheinlich.«
    »War das Mommy?«, wiederholte Jonah seine Frage. Er blickte Miles unverwandt an. »Im Fernseher?«
    Miles hörte die Trauer in seiner Stimme, als habe er aus Versehen ein Lieblingsspielzeug zerbrochen. Miles klopfte auf das Sofa. »Komm«, sagte er, »setz dich zu mir.«
    Nach einem kurzen Zögern tapste Jonah zu ihm. Miles legte den Arm um ihn. Jonah blickte abwartend zu ihm hoch und kratzte sich an der Wange.
    »Ja, das war deine Mom.«
    »Warum ist sie im Fernsehen?«
    »Es ist ein Video. Weißt du noch, dass wir manchmal mit der Videokamera gefilmt haben? Als du klein warst?«
    »Ach so«, sagte Jonah. Er deutete auf die Schachtel. »Sind das alles Videos?«
    Miles nickte.
    »Ist Mommy da auch drauf?«
    »Auf manchen.«
    »Kann ich sie mit dir anschauen?«
    Miles zog Jonah näher zu sich heran. »Es ist spät, Jonah - das Band war sowieso fast durchgelaufen. Vielleicht ein andermal.«
    »Morgen?«
    »Vielleicht.«
    Damit schien Jonah zufrieden, wenigstens vorläufig, und Miles schaltete die Lampe aus. Er lehnte sich zurück, und Jonah kuschelte sich an ihn. Ihm fielen die Augen zu, und Miles spürte, wie sein Atem langsamer wurde. Er gähnte. »Dad?«
    »Ja.«
    »Hast du die Videos angeschaut, weil du wieder traurig bist?«
    »Nein.«
    Miles strich Jonah mit rhythmischen Bewegungen durch die Haare.
    »Warum musste Mommy sterben?« Miles schloss die Augen.
    »Ich weiß es nicht.«
    Jonahs Brust hob und senkte sich. Auf und ab. Tiefe Atemzüge.
    »Ich wünschte, sie wäre noch hier.«
    »Ich auch.«
    »Sie kommt nie mehr zurück.« Eine Feststellung, keine Frage.
    »Nein.«
    Jonah sagte nichts mehr, bis er einschlief. Miles hielt ihn im Arm. Jonah fühlte sich klein an, wie ein Baby, und Miles roch den Shampooduft in seinen Haaren. Er küsste ihn auf den Scheitel und lehnte die Wange gegen seinen Kopf.
    »Ich liebe dich, Jonah.« Keine Antwort.
    Es war schwierig, vom Sofa aufzustehen, ohne Jonah zu wecken, aber Miles schaffte es und trug seinen Sohn zum zweiten Mal an diesem Abend ins Kinderzimmer. Beim Hinausgehen ließ er die Tür eine n Spalt offen.
    Warum musste Mommy sterben? Ich weiß es nicht.
    Miles ging ins Wohnzimmer zurück und legte das Video in die Schachtel. Er wünschte, Jonah hätte es nicht gesehen und hätte nicht über Missy gesprochen.
    Sie kommt nie mehr zurück.
    Auf der hinteren Veranda nahm Miles in der kühlen Nachtluft einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, der dritten in dieser Nacht, und starrte auf das schwarze Wasser.
    Er stand draußen, seit er die Videos weggelegt hatte, und versuchte, das Gespräch mit Jonah zu vergessen. Er war erschöpft und verärgert und wollte nicht an Jonah denken oder überlegen, was er

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