Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin

Ágoston«, erwiderte Madison Alwyn, »aber ich glaube nicht, dass wir eine andere Wahl haben. Captain Watts ...« - höflich nickte er zu dem Marines-Offizier hinüber, der an dieser Planungsbesprechung in der gemütlich eingerichteten Nachrichtenzentrale der Marguerite Johnsen teilnahm, während der getarnte Frachter durch den Wurmloch-Raum schnellte - »hat bereits bestätigt, dass die Terroristen von Bord der Star Roamer aus Ortungssatelliten im Orbit ausgesetzt haben. Wahrscheinlich werden wir den Planeten selbst als Deckung für den Einsatz nutzen können - vor allem, wenn wir einen verdeckten Absprung durchführen. Aber wenn die wirklich auf Satelliten zurückgreifen können, dann müssen wir davon ausgehen, dass sie rings um das Territorium des eigentlichen Einsatzgebietes herum auch taktische Ortungsgeräte am Boden eingesetzt haben. Und das bedeutet, dass wir gesehen werden, sobald wir kommen, falls wir innerhalb des Radius landen, den sie abdecken. Und dann ...«
    »Dann werden die Entführer anfangen, Geiseln zu ermorden«, führte Paál den Satz für ihn zu Ende und verzog gequält das Gesicht. »Das weiß ich, Skipper. Ich fürchte nur, dass sie uns beim Marsch über Land auf jeden Fall orten werden, ganz egal, wo wir eigentlich landen. Und wenn nicht - wenn sie keine Satelliten auf dem Boden haben, meine ich -, dann können wir genauso gut in der Nähe des Zielgebietes abspringen und die Zeitspanne minimieren, in der sie uns entdecken können.«
    »Wenn Sie gestatten, Captain Alwyn?«, meldete sich Watts behutsam zu Wort. Der Befehlshaber der Charlie-Kompanie lehnte sich in seinen Sessel zurück und forderte den Marine mit einer Handbewegung zum Sprechen auf. Watts wandte sich Paál zu.
    »Unterm Strich, Lieutenant«, sagte er, »bin ich geneigt, Ihnen beizupflichten, dass ein Absprung ganz in der Nähe dieser Anlagen der Jason Corporation die Chance einer Entdeckung der Truppen minimieren würde - und das wiederum würde Ihnen die beste Chance verschaffen, die Stellung der Terroristen zu erreichen, bevor diese überhaupt bemerken, dass Sie kommen. Aber ich denke, dass Captain Alwyn und Lieutenant Masolle nicht unrecht haben. Wenn die Terroristen taktische Fernsonden auf KontraGrav-Kissen ausgesetzt oder meinetwegen auch nur rings um Green Haven ein Sensornetzwerk auf dem Boden eingerichtet haben, dann müssen sie Ihren Absprung bemerken. Und sie haben sechshundert Geiseln.«
    »Das wissen wir selbst«, gab Tobias Strassmann zurück, und Alicia, die zusammen mit den anderen Zugführern dieser Besprechung beiwohnte, spitzte erstaunt die Ohren, als sie den Tonfall des Lieutenants hörte. Was ihr hier auffiel, war ganz und gar nicht offenkundig. Tatsächlich vermutete sie sogar, dass jemand, der den Lieutenant nicht so gut kannte wie sie, es überhaupt nicht bemerkt hatte. Doch sie kannte ihn nun einmal wirklich gut und begriff nun, dass auch Strassmann diesen Watts nicht sonderlich schätzte.
    »Dessen bin ich mir bewusst, Lieutenant Strassmann«, gab der Marine zurück, und auch sein Tonfall war äußerst aufschlussreich. Er klang ganz danach, als sei ihm sehr wohl klar, dass Strassmann ihn aus irgendeinem Grunde nicht leiden konnte, und nun bemühte er sich ganz besonders, jegliche Konfrontation zu vermeiden. »Meine Bemerkung war lediglich als Einleitung für das gedacht, was ich eigentlich hatte sagen wollen. Damit meine ich, dass ...« - über sein Neural-Headset griff er während dieser Erklärung auf die Taktik-Karte zu, und nun wurde das Bild auf ein Gebiet gezoomt, das etwa vierzig Kilometer von ihrem Einsatzgebiet entfernt lag - »selbst wenn die Terroristen tatsächlich Satelliten zum Einsatz gebracht haben, dieses Tal hier außerhalb der Reichweite liegen sollte, innerhalb derer sie eine verdeckte Landung der Truppen orten könnten. Und Ihnen ist vielleicht aufgefallen, dass dieses Tal sich entlang dieses Flusses erstreckt ...«
    Er schwieg, und ein leuchtendgrüner Cursor verfolgte eine hell leuchtende, gepunktete Linie, die das gesamte Tal durchzog. Und dieses Tal, das bemerkte Alicia nun, führte in zahllosen Windungen durch das felsige, zerklüftete Gelände, geradewegs an der Position der Terroristen vorbei. Die Höhenlinien verrieten, dass die Seitenwände dieses Tals über die gesamte Länge hinweg sehr steil verliefen, doch kaum einen Kilometer von ihrem Zielgebiet entfernt verwandelte es sich in eine regelrechte Klamm. Die zahlreichen Windungen des Flusslaufs verlängerten die