Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
abgoss und dann an den Tisch geschwebt kam.
»Essen ist fertig«, murmelte sie. »Bedienen Sie sich, Inspector.«
»Gerechtigkeit muss sein. Wenn Sie ›Alicia‹ sind, dann bin ich ›Ferhat‹.«
Sie nickte zustimmend und häufte sich Linguine auf den Teller, dann griff sie nach der Saucenkelle, während Ben Belkassem die gewaltige Portion auf ihrem Teller betrachtete.
»Sind Sie sicher, dass Ihr Magen so viel verträgt?«, erkundigte er sich und musste daran zurückdenken, wie ausgiebig sie sich noch vor weniger als zwei Stunden übergeben hatte.
»Naja ...« Sie schaufelte sich großzügig Sauce auf den Teller und grinste ihr Gegenüber an. »Ist ja nicht so, als wäre da noch irgendetwas drin, was irgendwie stören könnte.«
»Ich verstehe.« Das stimmte zwar nicht ganz, aber wenn sie erst einmal bereit wäre, ihn über die Gegebenheiten aufzuklären, dann würde sie das auch tun. Mit einer Hand tat er sich selbst auf, nippte an seinem Wein und blickte Alicia fragend an. »Ich glaube nicht, dass ich bislang schon dazu gekommen bin, mich bei Ihnen zu bedanken. Das war die effizienteste Art und Weise, in der ich jemals von jemandem gerettet wurde, den eigentlich ich hatte retten wollen.«
Ihr Achselzucken wirkte, als sei ihr das Ganze ein wenig unangenehm. »Ohne Sie wäre ich jetzt auch tot. Wie lange verfolgen Sie mich eigentlich schon?«
»Erst seit Dewent, und ich hatte wirklich Schwierigkeiten, meinen Augen zu trauen, als ich Sie dort aufgespürt habe. Sie wissen von der Belohnung, die auf Ihre Ergreifung ausgesetzt ist?« Alicia nickte, und er lachte leise. »Irgendwie glaube ich ja, dass niemand diese Belohnung einstreichen wird. Wie zum Teufel sind Sie so schnell derart tief in deren Organisation vorgedrungen? ›Abteilung O‹ hat mehrere Monate gebraucht, um überhaupt an Jacoby heranzukommen, und Fuchien hatten wir noch überhaupt nicht im Auge.«
Der Blick, den Alicia ihm zuwarf, erschien ihm sonderbar; dann zuckte sie erneut mit den Schultern.
»Tisiphone hat mir geholfen. Und Megaira natürlich.«
»Oh. Ach, darf ich davon ausgehen, dass Megaira Ihre KI ist?«
»Wie soll ich sie denn sonst nennen?«, fragte Alicia und lächelte.
»Nach allem, was ich bislang über AlphaSyntho-Symbiosen gehört habe«, gab er vorsichtig zurück, »trägt die KI normalerweise den gleichen Namen wie ihr menschlicher Partner.«
»Das muss ja ganz schön verwirrend sein«, erklärte eine andere Stimme, und Ben Belkassem zuckte zusammen. Hastig blickte er sich um, und die neue Stimme kicherte leise, als sein Blick schließlich auf den Lautsprecher des Intercoms fiel. »Da Sie schon über mich reden, dachte ich mir, ich könnte mich genauso gut auch zu Wort melden, Inspector. Oder darf ich Sie auch ›Ferhat‹ nennen?«
Innerlich hielt Ben Belkassem seinem Puls eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Er hatte gewusst, dass die KI dort draußen war, doch das verminderte sein Erstaunen nicht im Geringsten. Er hatte schon mit reichlich CyberSyntho-KIs zusammengearbeitet, und sie waren mindestens so fremdartig, wie man das auch erwarten würde. Sie waren einfach nicht in der Lage, den Blickwinkel eines Menschen einzunehmen, und die meisten waren gänzlich uninteressiert an jeder anderen Person, von ihrem jeweiligen CyberSyntho-Partner abgesehen. Wenn sie doch das Wort ergriffen, klangen sie unverkennbar un-menschlich, und kein Einziger von ihnen hatte jemals einen Sinn für Humor gezeigt.
Aber das hier ist eine Apha Syntho-KI, rief er sich ins Gedächtnis zurück, und so war er nicht gänzlich überrascht, dass ihre Stimme genauso klang wie die von Alicia.
»›Ferhat‹ ist völlig in Ordnung, öhm ... Megaira«, gab er kurz darauf zurück.
»Fein. Aber wenn Sie mich ›Maggie‹ nennen, dann invertiere ich die Strömungsrichtung der Toilette, wenn Sie sich das nächste Mal hinsetzen.«
»Das würde mir nicht im Traum einfallen«, gab er ein wenig schwächlich zurück.
»Alley hat das ja mal gemacht ... ein einziges Mal.«
»Eine glatte Lüge«, widersprach Alicia mit vollem Mund. »Dauernd erfindet sie einfach irgendwelche Dinge! Manchmal ...« - sie blickte Ben Belkassem über den Tisch hinweg genau in die Augen - »... könnte man glauben, bei der sei die eine oder andere Schraube locker!«
»Schon verstanden«, erwiderte der Inspector und machte sich daran, mit der Gabel Linguine aufzuwickeln. »Aber Sie sagten gerade, Ihnen hätten Megaira und ... Tisiphone geholfen?«
»Naja ...« Alicia
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