Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
seinem Arm, fühlte, wie der Blutverlust ihn immer weiter schwächte, und der Shuttle hob ab und raste in den Himmel hinauf.
Unsanft drängte sich DeVries an Ben Belkassem vorbei und ließ sich in den Pilotensitz fallen, während der Inspector sich einfach auf das Deck setzte. Ein erneuter Schock durchfuhr ihn, doch dieser Schock hatte nur wenig mit dem Blutverlust zu tun, als vielmehr mit der Erkenntnis, dass dieser Pilotensitz leer gewesen sein musste, als der Shuttle sich auf das Chateau gestürzt hatte, um sie zu retten.
Dort saß er, suchte vergeblich nach einer vernünftigen Erklärung für die Geschehnisse, doch sein wie benebeltes Gehirn war einfach nicht in der Lage, ihm irgendeine logische Erklärung zu liefern. Disruptortreffer hatten DeVries' Jacke an einem halben Dutzend verschiedener Stellen versengt, und doch lebte sie noch. Das alleine war ja schon verrückt genug, aber wo war ihre Mannschaft? Und was in Gottes Namen hatte sie dort unten mit Alexsov gemacht?
»Was ...?«
Er hielt inne und hustete; Ben Belkassem war selbst erstaunt, wie rau seine Stimme klang. Und tatsächlich blickte DeVries kurz zu ihm hinüber.
»Festhalten«, sagte sie mit der gleichen widernatürlich ruhigen Stimme, und er umklammerte einen Haltegriff, als etwas sehr Schnelles und Tödliches zischend an dem Shuttle vorbeijagte. DeVries brachte das Fahrzeug auf einen wilden Ausweichkurs - ohne sich auch nur die Mühe zu machen, das Steuerungs-Headset anzulegen, wie der Inspector dumpf bemerkte.
Und dann fing sie auch noch an, mit sich selbst zu reden!
»Okay! Ziele aufschalten und erledigen«, sagte sie in die Stille des Cockpits hinein.
Mühsam kämpfte sich Ben Belkassem nach vorne und ließ sich in den Sessel des Kopiloten fallen, als irgendetwas eine kreischende Lichtsäule in die Nacht hinausrasen ließ. Mit offenem Mund starrte er aus der Kanzel des Cockpits und zuckte heftig zusammen, als tief unter ihnen entsetzliches weißes Feuer aufloderte. Ein zweiter Flammenball folgte, dann ein dritter, und DeVries warf ihm ein wölfisches Grinsen zu. Sie aktivierte das Kom - er hatte nicht einmal bemerkt, dass es bislang abgeschaltet gewesen war! -, und eine zornige Männerstimme erfüllte das Cockpit.
»... ch wiederhole! Stellen Sie das Feuer auf unseren Shuttle ein, oder wir werden Ihren Raumhafen zerstören! Hier spricht Jeff Okahara, Erster Offizier der Star Runner, und das ist unsere letzte Warnung!«
»So ist's richtig, Megaira«, murmelte die Pilotin des Shuttles, und Ben Belkassem schloss die Augen. Heute Morgen war das Universum noch so schön geordnet, dachte er, beinahe schon ruhig.
»Star Runner, lassen Sie Ihren Shuttle und dessen gesamte Besatzung augenblicklich den Raumhafen ansteuern, und erklären Sie dort umgehend den grundlosen Angriff auf das Anwesen des Lieutenant Commander Defiant!«, dröhnte eine andere Stimme aus dem Kom.
»Leckt mich doch!«, fauchte Okahara zurück. »Ihr geschätzter Lieutenant Commander hat gerade genau das bekommen, was er verdammt noch mal verdient hat!«
» Was?! Was meinen Sie da ...«
»Ich meine damit, Sie sollten allmählich mal seine Erben informieren! Und jedem, der versucht, unseren Captain zu ermorden, blüht genau das Gleiche!«
»Hören Sie, Sie ...«
Die zornige Stimme brach ab. Ben Belkassem hörte jemand anderen sprechen, rasch und drängend - dabei fielen Begriffe wie ›HG-Waffen‹ und ›Gefechtsschilde‹. Erneut blickte er zu Alicia hinüber.
»Sie haben da einen recht beachtlichen Frachter, Captain Mainwaring«, murmelte er.
»Ja, nicht wahr?« Die Turbinen erstarben, als der Shuttle aus der Atmosphäre austrat und somit keine Luft mehr ansaugen konnte. Stattdessen wurden die Schubdüsen aktiviert. »Schnallen Sie sich an. Wir haben keine Zeit, abzubremsen, also wird Megaira uns mit den Traktorvorrichtungen einfangen, wenn wir nahe genug sind.«
»›Megaira‹? Wer ist Megaira?«
»Eine Freundin«, gab DeVries mit einem geheimnisvollen Lächeln zurück.
Commander Quentin Barr konnte kein Wort davon glauben. Vor einer Minute war alles noch ruhig und friedlich gewesen, und im nächsten Augenblick raste der Shuttle eines harmlosen, unbewaffneten Frachters mit unglaublicher Geschwindigkeit dem Planeten entgegen und verwandelte Chateau Defiant in ein loderndes Trümmerfeld (was vermutlich auch Captain Alexsov das Leben gekostet haben durfte). Und als die Bodentruppen versuchten, den Shuttle abzuschießen, hatte genau der gleiche harmlose,
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