Weg in die Verdamnis
großen Hoffnungen. Daniel und seine Freunde standen einfach zu stark unter dem Einfluß dieser fragwürdigen und unheimlichen Person, die es geschafft hatte, die Zeiten zu überwinden, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.
Keine Stimme war zu hören. Auch Santerre mischte sich nicht ein. Er überließ Daniel die Initiative, dessen Hand in meine Richtung zuckte, mich aber nicht berührte, denn die Finger zog er sehr schnell wieder weg.
»Los jetzt!«
»Ja, Santerre!«
Diese Antwort hatte verdammt endgültig geklungen. Mir war zudem klar, daß meine Chance damit auf ein Minimum gesunken war, nein, es gab sie überhaupt nicht mehr, denn die Finger des Blonden gruben sich in meine rechte Schulter, während er zugleich einem seiner Freunde zunickte, daß dieser ebenfalls zufassen sollte.
Das brauchte er nicht mehr, ich stand von allein auf. Sofort schuf man mir Platz. Die Schwarzen Apostel sagten kein Wort. Sie warteten darauf, daß ich, der Gefesselte, als erster den Weg in die Tiefe fand und auf dem Boden zerschmettert wurde. Es konnte auch sein, daß ich zuvor gegen das Gestänge prallte, um von dort wie eine Puppe weitergeschleudert zu werden.
»Es ist für euch der Weg in den Tod!« sagte ich noch einmal und sah zu, wie sie meinen Blicken auswichen, denn wohl war ihnen bei dieser Aktion nicht.
Santerre stand links von mir. Er schaute mich aus seinen funkelnden Augen an.
Er sah ihm ins Gesicht.
Da erfaßte mich die Angst. Sie kam wie ein plötzlicher Stoß, der mein Innerstes aufwühlte. Ich spürte überdeutlich das Zucken in meinem Leib.
Hätte mich in diesem Augenblick jemand angesprochen, es wäre mir nicht möglich gewesen, ihm eine Antwort zu geben, weil meine Kehle von sichtbaren Ringen zugeschnürt war.
Ich stand im wahrsten Sinne des Wortes vor meinem Ende. Ob meine Augen tränten, wußte ich nicht, jedenfalls sah ich die Welt vor der Gondel nur sehr verschwommen, und dann preßte mir jemand seine Hand in den Rücken. Es war kein starker Druck, nur sehr leicht, aber er reichte aus, um mich einen Schritt nach vorn gehen zu lassen.
Wieder war ich dem Tod näher gekommen. Die anderen sah ich nicht mehr, sie hielten sich hinter mir auf. Vor mir war der offene Ausstieg, durch den der Wind in die Gondel hineinfuhr, als wollte er mich auf seinem Weg in den Tod begleiten. Das würde auch so sein, aber er würde mich nicht auffangen.
Santerres nach Alter und Fäulnis stinkende Gestalt meldete sich wieder.
Die Stimme klang dicht neben meinem linken Ohr auf. »Und jetzt den letzten Schritt, dann beginnt die Reise in den Tod…«
In diesem Augenblick hörte jeder von uns den dumpfen Aufprall auf dem Dach der Gondel.
***
Suko hatte sich mit dem Rücken zum offenen Ausstieg hin aufgebaut, die Arme in die Höhe gerissen und die Hände um die Dachkante gekrallt.
Noch berührten seine Füße den Boden, und noch hegte er die Hoffnung, daß die anderen aus der vorderen Gondel seine Bemühungen nicht mitbekamen und auf sich selbst konzentriert waren.
Nicht einmal eine halbe Minute würde er brauchen, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Es sah sehr einfach aus, auch wenn die Durchführung alles andere als simpel war. Suko wollte auf das Dach seiner Gondel klettern und von dort aus auf das der Nachbarkabine springen.
So und nicht anders würde es sein. Es war die einzige Möglichkeit.
Ein Schuß aus der Beretta hätte zwar auch noch gepaßt, aber er war sich nicht sicher, ob er Santerre auch getroffen hätte und ob die geweihte Kugel bei ihm den nötigen Erfolg gebracht hätte.
Er zog sich hoch.
Suko war in Form, das bewies er auch jetzt. Wie ein Turner schwang er den Oberkörper in die Höhe, dann folgten die Beine, die er anzog, was auch unbedingt nötig war, denn er wollte die Kante des Dachs als Stütze für sein Knie verwenden.
Es klappte gut, er kam hoch und schaffte es auch, sich auf das Dach der stehenden und doch leicht schwankenden Gondel zu rollen. Auf dem Bauch blieb er dort liegen, peilte schräg gegen die vordere Gondel und bekam mit, daß jemand den Ausstieg dort öffnete. Die Tür wurde aufgerissen. Er hörte das Geräusch, als sie einrastete. Da hatte er sich bereits aufgerichtet und stand jetzt geduckt auf dem Dach, um die Distanz zur anderen Gondel zu messen.
Es war gut, daß beide in einer waagerechten Position standen. So brauchte er weder nach oben noch nach unten zu springen. Und in die Tiefe schaute Suko nicht. Er blieb geduckt, weil er dem Wind so wenig Widerstand wie
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