Weg in die Verdamnis
an Flucht.
Santerre drehte sich auf der Stelle. Plötzlich brannten auch seine Arme, mit denen er durch die Luft schlug, aber immer wieder ins Leere griff, denn seine Diener, die Schwarzen Apostel, halfen ihm nicht.
Sie hatten sich wie verängstigte Schafe in die Ecke gedrückt und schauten der brennenden Gestalt zu, die durch die Kabine torkelte.
Auch von unten, von der Kasse her, mußte die Feuerinsel aufgefallen sein, denn unter der Decke schrillte eine Alarmsirene.
Suko war bereit, noch einmal zuzuschlagen. Es erwies sich als unnötig.
Wieder durchfuhr die Kabine ein Ruck, als sie sich in Bewegung setzte, und diese leichte Störung reichte aus, um die brennende Gestalt vom Ausstieg wegzutreiben. Er trat zurück – und hinein ins Leere.
Nicht seine Schwarzen Apostel und auch nicht sein Feind John Sinclair traten den Weg in die Verdammnis an, sondern er selbst. Santerre fiel wie eine brennende Fahne in die Tiefe. Er landete auch nicht sofort auf dem Boden, sondern tickte gegen einen Pfeiler, prallte gegen einen nächsten, wurde von einer heftigen Bö erfaßt, zur Seite geschleudert, wobei die Flammen auch auf seinen Mantel übergegriffen hatten und den alten Stoff auflodern ließen. Schließlich prallte er auf.
Wir alle sahen, daß dies inmitten eines Regens aus Funkeln geschah, und wir alle wußten auch, daß es Santerre nicht mehr gab. Sein unheiliges Leben hatte ein Ende gefunden.
***
Wir fuhren wieder nach unten, und ich nickte dabei, was bei Suko nur ein müdes Lächeln hinterließ, ihn aber doch zu der Bemerkung veranlaßte, da ich noch immer ein Kindermädchen benötigte und mich eben damit abfinden müßte, daß es ein Mann wäre.
»Ist mir auch manchmal lieber«, gab ich zu, wobei ich mich drehte und Suko die gefesselten Hände hinhielt.
Er schob zuerst die Tür zu, dann lachte er. »Wer hat das denn geschafft?«
»Sag du es ihm, Daniel.«
Der Angesprochene wollte nicht sprechen. Er duckte sich unter Sukos Blick, holte dann meine Beretta hervor und auch das Kreuz, das ich bekam, nachdem Suko mit seinem Ersatzschlüssel meine stählernen Ringe gelöst hatte. Ich nickte den Schwarzen Aposteln zu und rieb dabei meine Gelenke. »Ihr könnt nicht ermessen, welches Glück ihr hattet«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Ein wahnsinniges Glück, denn der Weg ins Verderben wäre für euch der Weg in den Tod geworden. Santerre brauchte Menschen, die er dem Teufel opfern konnte. Nur das garantierte ihm ein weiteres Dasein oder meinetwegen auch Leben.«
Sie nickten, reden konnten oder wollten sie nicht. Außerdem war es mir egal. Ich hatte mit ihnen nichts am Hut. Dafür jedoch mit dem Mann, den wir nach dem Aussteigen im erhellten Kassenraum entdeckten. Es war Father Ignatius. Er hatte sich dort hingeschleppt und versucht, dem Mann an der Kasse die Zusammenhänge zu erklären.
»Fragt nicht, wie es mir geht«, flüsterte uns Ignatius zu. »Ich habe ihn fallen sehen, das hat mir gereicht. Es wird ihn nicht mehr geben, denke ich.«
»So ist es«, sagte Suko.
Der Mitarbeiter regte sich auf. Er hatte einen hochroten Kopf bekommen.
»Aber wir müssen die Polizei verständigen. Da in der Nähe liegt ein Toter.«
»So?« fragte ich. »Liegt da einer?«
»Ja, ahm… ich… also ich…«
»Sie werden keinen finden, guter Mann. Nicht mal Asche, denn die hat der Wind längst verweht.«
»Ja«, murmelte der Mann, »so wird es wohl gewesen sein…«
ENDE
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