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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht –«
    »Sie wollte nicht, meinst du wohl. Damals entschieden die Familiengerichte fast immer zugunsten der Mutter, selbst wenn der Vater ein so mächtiger Mann war wie Witt Danvers. Doch Eunice hatte zu große Angst vor der öffentlichen Schande. Ihr lag allzu viel daran, das Gesicht zu wahren und nebenbei so viel Geld einzustreichen, wie ihr Anwalt nur aus Witt herauskitzeln konnte. Sie wollte sich ihren Lebensstandard erhalten. Im Grunde hat Eunice selbst damals, als wir noch klein waren, schon immer viel mehr Zeit im Fitnessstudio verbracht, wo sie trainierte und sich mit Freundinnen traf, als mit uns. Und dann, als mein Vater sich scheiden ließ, wollte sie sich ihren Ruf nicht durch die Tatsache ruinieren lassen, dass Vater ein Schürzenjäger war und sie selbst eine Affäre mit Polidori hatte …« Er warf Adria einen harten Blick zu, wartete auf ihre Reaktion. »Du hast doch nicht wirklich geglaubt, ich wäre so naiv, dass ich nicht wüsste, was die Leute denken – oder so taub, dass ich nicht hörte, was geredet wurde.« Sein Lächeln war kalt wie das Wasser des Flusses. »Solange ich denken kann, wurde gemunkelt, ich sei Polidoris Sohn. Aber es stimmt nicht.«
    Sie trat näher an ihn heran und blieb unter den überhängenden Zweigen des mächtigen Baumes stehen. Die Gerüche nach feuchter Erde und Quellwasser vermischten sich in der Luft mit dem leichten Moschusduft, unverfälscht und männlich. Die Nacht umfing sie verführerisch, wie ein weicher schwarzer Mantel. »Es gab auch damals schon Bluttests. Du hättest beweisen können, dass du –«
    »Soll das ein Witz sein? Sollte Witt Danvers etwa zu einem Arzt gehen, um zu beweisen, dass er seinen Sohn selbst gezeugt hatte?« Seine Stimme klang rau und war über das Rauschen des Wassers zwischen den Bäumen kaum hörbar. »Du hast ja keine Ahnung, was für ein Mensch er war. Ein widerlicher Dreckskerl, der keine Hemmungen hatte, seine Kinder mit dem Gürtel zu prügeln oder kleinere Unternehmen, denen der Bankrott drohte, für ein Butterbrot aufzukaufen. Er hat Wälder restlos abgeholzt, Raubbau am Land betrieben, ohne auch nur einen Gedanken an Aufforstung oder Erosion oder sonst was zu verschwenden. Er dachte nur daran, wie er den Profit weiter steigern konnte. Ohne mit der Wimper zu zucken, hat er Sägemühlen und Holzfällerlager geschlossen, Familien die Existenzgrundlage genommen und sich den Teufel darum geschert, wenn er anderswo mehr Gewinn machen konnte. Er war unbeugsam, skrupellos und machtbesessen. Nie, niemals hätte er sich einem Vaterschaftstest unterzogen. Du musst verstehen, Adria, dass ihn nichts und niemand interessierte außer ihm selbst, dem Profit, seinem eigenen verdammten Stolz und London – verdammt ja – London hat ihm viel bedeutet.« Er wandte den Kopf und das Mondlicht spiegelte sich in seinen zornigen Augen.
    »Du hast sie nicht gemocht.«
    »Sie war ein kleines Kind«, sagte er und sah Adria ins Gesicht, als suchte er einen Makel in ihren Zügen, einen Beweis dafür, dass sie nicht das kleine Mädchen sein konnte, an das er sich erinnerte. Adrias Puls beschleunigte sich, das Atmen fiel ihr schwer. Mit einem Finger strich Zach behutsam an ihrer Wange entlang, streichelte sie, während sie ihm in die Augen sah. »London war vorlaut, starrsinnig und verflixt schlau. Sie konnte Witt um den Finger wickeln und sie wusste es. Mir lief sie hinterher wie ein Schoßhündchen. Das war mir zwar lästig, aber ich würde nicht sagen, dass ich sie nicht leiden konnte. Im Grunde fand ich es eher amüsant, wie der Alte sich ihretwegen zum Narren machte.« Er fasste nach einer Strähne von Adrias Haar. Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. »Ich weiß nicht, ob du London bist«, sagte er langsam, und seine Zähne blitzten weiß in der Dunkelheit, »aber wenn ja, dann wird alles noch viel komplizierter.« Er hielt einen Moment lang inne und sah ihr fest in die Augen. Sie schluckte, das Herz schlug ihr bis zum Halse.
    In diesem schier endlosen Augenblick wusste sie, dass er sie küssen würde.
    Ein leiser Protestlaut entfuhr ihr, als er langsam den Kopf senkte, doch sie hielt ihn nicht zurück. In der Dunkelheit fanden seine Lippen ihren Mund. Warm, begierig, brennend nahmen sie ihn in Besitz, mit einer Leidenschaft, die ihr Angst machte.
    Ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, als er sie in die Arme schloss, sie an sich zog, sodass sie das Feuer in seinen Lenden spürte. Heiß und hart presste sich sein Körper an ihren,

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