Wehe Dem, Der Boeses Tut
Führung.
»Das liegt in der Familie.« Er schob seinen Teller zur Seite. »Man kann wohl gar nicht anders, wenn man ein echter Danvers sein will.«
»Mag sein«, sagte sie mit einem koketten Lächeln, das ihn bis ins Herz traf. Doch dann wurde ihre Miene plötzlich schuldbewusst, als hätte sie ihm etwas vorenthalten. »Ich habe einen Anruf bekommen«, gestand sie, und Zach beschlich das Gefühl, dass sie stunden-, wenn nicht tagelang überlegt hatte, ob sie sich ihm anvertrauen sollte oder nicht.
»Von wem?«, fragte er, als sie nicht weitersprach.
»Mario Polidori.«
» Er weiß, wo du dich aufhältst?« Zachs Lächeln erstarb.
»Wahrscheinlich wissen es noch eine Menge mehr Leute«, erwiderte sie und richtete ihren Löffelstiel auf Zach. »Deine Familie lässt mich beschatten, dessen bin ich sicher. Und sie sind vermutlich nicht die Einzigen. Nach all dem Medieninteresse …«
»Himmel!« Er massierte sich gereizt den Nacken, sein Magen verkrampfte sich in böser Vorahnung. Warum hatte sie ihm das nicht früher gesagt? Sie hätten in einen anderen Ort weiter oben in den Bergen ziehen können, irgendwohin, wo sie in Sicherheit war. »Hat sonst noch jemand angerufen?«
Sie schüttelte den Kopf, wobei ihre wilde Mähne die Schultern streifte. »Nur Polidori.«
»Was wollte er?«
»Mit mir reden, glaube ich.« Sie ließ ihren Löffel in die leere Schüssel fallen. Sollte sie Zach von dem Angebot der Polidoris erzählen? Sie hatte es bereits erwogen, dann aber doch den Mund gehalten. Was würde es nutzen, wenn er erführe, dass die italienische Familie darauf aus war, Teile von Danvers International zu kaufen? Es würde seinen Zorn und sein Misstrauen nur steigern und am Ende würde er seine schlechte Laune noch an ihr auslassen. Dabei hatte sie nicht die Absicht, falls sie beweisen konnte, dass sie tatsächlich London war, das Hotel oder überhaupt einen Teil des riesigen Unternehmens an Polidori oder an irgendwen sonst zu verkaufen. Also war es ihr nicht weiter wichtig erschienen, Zach zu informieren.
»Halte dich von ihm fern«, redete Zach ihr zu.
»Warum?«
»Das gibt nur böses Blut.«
»Ach, erzähl mir doch bitte nichts von dieser alten Fehde.« Jemand warf eine Münze in die Musikbox und die Melodie eines Country-Songs schallte durch die Rauchschwaden.
»Aber sie besteht, Adria. Ich habe Narben, die es beweisen.« Ihr Blick wanderte zu der feinen Linie seitlich an seinem Gesicht, kaum noch sichtbar, für ihn aber dennoch eine ständige Erinnerung an jene Nacht. Und anscheinend war er nach wie vor überzeugt davon, dass die Polidoris hinter dem Überfall im Orion steckten.
Vom Tresen her erscholl der Jubel der Gäste, die das Baseballspiel verfolgten. Pfiffe und Beifall erfüllten den Raum. Die Blazers hatten offenbar erneut gepunktet.
»Erzähl mir Näheres über diese Fehde«, bat sie, als der Lärm verebbte. »Danach werde ich entscheiden, ob ich mich mit Mario treffe.«
»Die Fehde«, wiederholte er mit offensichtlichem Widerwillen.
»Komm schon, Zach. Erzähl mir davon.«
Er sah sie versonnen an, rollte seine langhalsige Flasche Henry's zwischen den Handflächen, runzelte die Stirn und schwieg eine Weile lang. Schließlich sagte er schulterzuckend: »Okay, warum nicht? Die meisten hässlichen Details kennst du wahrscheinlich sowieso bereits. Immer schon – seit ich denken kann – war da dieser inbrünstige Hass auf eine Familie, die ich damals gar nicht kannte. Du hast natürlich schon einiges darüber gelesen«, sagte er, und Adria nickte. Maria Santiago erwähnte sie wohlweislich nicht.
Die Kellnerin brachte eine neue Flasche Bier für Zach, und nachdem sie endlich die leeren Flaschen und Gläser, Platten und Schüsseln abgeräumt, die Rechnung auf den Tisch gelegt und sich wieder entfernt hatte, erzählte Zach die Geschichte der Polidoris und der Danvers'. Seine Version entsprach weitgehend der, die Adria bereits gehört hatte.
Zach furchte die Stirn. »Das ist alles so unsinnig.« Er trank ein paar Schlucke Bier, ließ den Rest stehen und beglich die Rechnung. Sie gingen nach draußen. Die Nacht war kalt, aber klar, und Millionen Sterne funkelten am ebenholzschwarzen Himmel. Um die alte Kneipe herum ragten Fichten auf wie uralte Wachtposten. Nur das Plätschern eines Baches durchdrang die Stille der Nacht.
Als Adria in den Jeep stieg, war ihre frühere Abwehrhaltung verschwunden. Sie fühlte sich wohl in Zachs Nähe – seltsam, dabei hatten sie sich erst vor so kurzer
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