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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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merkwürdige Lächeln auf, das ihre Lippen umspielte. »Moment mal …«
    »Es ist vorbei, Zach.«
    »Was soll das heißen? Vorbei?« Sein Blick fiel auf den Teebecher. »Was hast du getan?«
    »Was ich tun musste, Zach«, sagte sie. »Wie immer. Du glaubst mir nicht, aber alles, was ich getan habe, ist nur geschehen, weil ich dich liebe.«
    »Verdammt, Eunice«, fluchte er. »Was zum Teufel hast du getan?«
    Vor dem Haus lärmten die Sirenen. Zachs Blick glitt über den Küchentresen und den halb geöffneten Schrank. »O nein …«
    Er öffnete die Schranktür weiter und griff nach diversen Fläschchen. »Nein«, flüsterte er mit einem Blick auf den Teebecher. Draußen knirschten Reifen, Stimmen wurden laut. Zach fegte den Teebecher vom Tisch, und er zersprang in tausend Stücke. »Das wäre nicht nötig gewesen, Mom.«
    »O doch. Ich tu's für dich, Zach.« Im selben Moment stürzte sie sich auf Adria, und die Hand, die sie in der Tasche verborgen hatte, schnellte vor. Eine kleine, scharfe Messerklinge blitzte tödlich auf.
    Adrias Herz setzte einen Schlag aus.
    »Nein!«, brüllte Zach.
    Eunice stach entschlossen zu. »Du darfst es nicht tun, Kat! Ich lasse es nicht zu!«
    Adria wich aus und trat nach Eunices Hand. Im selben Moment sauste das Messer nieder und zerfetzte Adrias Bluse.
    »Adria!« Zach stürzte sich auf seine Mutter. Sie schlug schwer auf dem Fliesenboden auf, und dann blickte sie zu ihrem Sohn empor, während er ihr das Messer zu entwinden versuchte.
    Geschickt entzog sie sich ihm und sah ihm einen Moment lang in die Augen, ehe sie das Messer gegen sich selbst richtete. »Weißt du, Zachary«, sagte sie, »du warst immer so klug. Mein bester, intelligentester Sohn.« Damit stieß sie sich selbst das Messer in den Leib.
    »Nein!«
    Zach entriss ihr die Waffe. Blut tränkte Eunices Jogginganzug, klebte an seinen Händen.
    »O Gott, warum?«, rief er. Die Tür wurde aufgestoßen, Schritte polterten durch das Haus. »Polizei!«, rief eine energische Stimme. »Lassen Sie die Waffen fallen!«

    Gewöhnlich ließ Anthony Polidori sich nicht gern aus dem Schlaf reißen, doch als ein Informant ihn anrief und ihm mitteilte, Eunice Danvers Smythe sei ins Krankenhaus eingeliefert und der Entführung von London Danvers angeklagt worden, bedankte er sich bei dem Mann. Ein Jammer, dass gerade Eunice die Schuldige war.
    Sein schlechtes Gewissen meldete sich leise, als er an sie dachte, denn er wusste, dass sie sich damals, vor fünfunddreißig Jahren, in ihn verliebt hatte. Er hatte durchaus etwas für sie empfunden, das schon, aber er hatte sie nicht so leidenschaftlich geliebt wie sie ihn, und im Grunde hatte er nur mit ihr geschlafen, um Witt eins auszuwischen. Eunice hatte seine Beweggründe geahnt. In dieser Hinsicht waren sie verwandte Seelen und hatten auf Witts Kosten ihren Spaß gehabt.
    Der Dreckskerl.
    Eunice hatte also beschlossen, Witts Leben zu zerstören. Obwohl seine Familie jahrelang der Tat bezichtigt worden war, empfand Anthony Hochachtung vor Eunices Courage. Vielleicht hätte er sie, als Witt von der Affäre erfuhr, doch nicht so überstürzt fallen lassen sollen.
    Er stieg aus dem Bett und griff nach einem gestreiften Morgenrock, der an den Ärmeln abgewetzt und am Saum zerschlissen war. Seine Frau hatte ihm diesen Morgenrock vor fast einem halben Jahrhundert gekauft, und obwohl er nur noch ein Lumpen war, brachte Anthony es nicht übers Herz, ihn wegzuwerfen.
    Er fragte sich, ob Mario wohl zu Hause oder bei irgendeiner Frau war. Während er über den gefliesten Flur zum Zimmer seines Sohnes schlurfte, dachte er über sein Leben nach und stellte verwundert fest, dass sein tief verwurzelter Hass auf die Familie Danvers im Lauf der Jahre etwas abgeflaut war.
    Er klopfte an die Tür und wartete. Nichts. Er klopfte erneut, runzelte die Stirn und drehte den Knauf. Die Tür war verschlossen. »Mario, mein Sohn, mach auf.«
    Er hörte eine verschlafene Stimme.
    »Komm schon, öffne die Tür.«
    »Herrgott noch mal.« Endlich tauchte Mario auf, trat knurrend nach allem, was ihm im Weg lag. Sein Haar war zerzaust, dunkler Bartschatten bedeckte die Wangen. »Was ist?«
    »Wir müssen reden.«
    »Bist du verrückt? Es ist vier Uhr morgens!«
    »Zieh dich an und komm nach unten.«
    Mario rieb sich das Gesicht, gähnte und reckte sich. Dabei knackte es in seinem Rücken. »Ich hole rasch meine Zigaretten und meine Hausschuhe«, sagte er, drehte sich um, stolperte über irgendetwas und fluchte

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