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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Stimme trieb vor ihr durch die Dunkelheit. »Mama kommt zu dir zurück. Mama wird dich nicht hier lassen.«
    Das Licht kam näher, und plötzlich konnte Diana das Gesicht sehen.
    Es war das Gesicht eines Kindes, und es weinte.
    In ihrem Verstand rührten sich wieder die alten Erinnerungen.
    »Gute Babys weinen nicht.«
    In der Dunkelheit streckte Diana die Arme aus, und bald herrschte dort Schweigen.
    Nachdem das weinende Baby endlich zum Verstummen gebracht worden war, verließ Diana Amber das Bergwerk und machte sich auf den Weg nach Hause.
    Esperanza Rodriguez hatte in der winzigen Hütte nichts gehört. Seit sie vor kurzer Zeit vor die Hütte getreten war und gesehen hatte, wie Christie Lyons den Hügel hinuntergerannt war, hatte sie auf den Knien gelegen und für Juan gebetet.
    Hatte gebetet, daß man bald begreifen würde, daß ihr Sohn nichts getan hatte und ihn freilassen würde.
    Vielleicht, wenn Gott sie erhörte, würde das sogar schon morgen geschehen ...

18
    cristie platzte durch die Vordertür herein. Tränen strömten aus ihren Augen, und ihr Gesicht war schmutzverklebt. Sie blieb in der Halle stehen, versuchte Atem zu schöpfen, und dort fand Edna Amber sie. Sie führte das schluchzende Kind ins Wohnzimmer und nahm auf dem Sofa Platz, Christie neben sich.
    »Was ist geschehen, Kind?« fragte sie. Christie zitterte und rieb sich mit den Fäusten ihre Augen.
    »Tante Diana«, flüsterte sie. »Ich bin nach Hause gerannt und ich ... ich sah sie.«
    »Wo?«
    »Oben auf dem Hügel. Auf dem Weg zum Bergwerk. Sie hat gesprochen, und zuerst hatte ich gedacht, sie spräche mit mir, aber das tat sie nicht, Miß Edna. Das hat sie nicht!«
    »Mit wem hat sie gesprochen?« fragte Edna, deren Stimme mit wachsender Furcht zu beben begann.
    »Ich weiß es nicht«, klagte Christie. »Mit einem Baby. Es war, als würde sie mit einem Baby sprechen.«
    Edna seufzte schwer und tätschelte Christie. »Nun gut«, sagte sie. »Geh hinauf und wasch dein Gesicht, und dann geh zu Bett.«
    Christie schaute sie mit großen Augen an. »Ich habe solche Angst«, flüsterte sie. »Ich habe so große Angst.«
    »Tu, was ich gesagt habe«, sagte Edna zu ihr, und da schwang ein Ton in ihrer Stimme mit, der Christie gehorchen ließ. Doch bevor Christie aus dem Zimmer ging, sprach Edna noch einmal. »Christie?« Das kleine Mädchen wandte sich ihr zu. »Christie«, wiederholte Edna, und ihre Stimme war leise und eindringlich. »Du darfst nie jemandem erzählen, was heute nacht geschehen ist. Verstehst du mich?«
    Christie starrte die alte Frau lange Zeit an und überlegte, was sie damit meinen mochte. Nicht über was reden? Daß sie zum Bergwerk gegangen war? Daß sie Tante Diana gesehen hatte? Oder was? Schließlich kam sie zu dem Entschluß, daß Miß Edna alles, was geschehen war, meinen mußte. Stumm nickte sie und ging dann nach oben. Fünfzehn Minuten später lag sie in dem Kinderbett, hatte ihre Knie dicht an die Brust gezogen, den Daumen im Mund und versuchte zu verstehen, was mit ihr geschah. Es war unmöglich.
    Edna wartete in der Halle auf Diana, und als ihre Tochter hineinkam, schaute die alte Frau sie scharf an. Ihre Augen waren ebenso gläsern und leer, wie sie früher an diesem Abend gewesen waren.
    »Diana? Ist mit dir alles in Ordnung?«
    Diana lächelte friedlich. »Mir geht es gut, Mama. Jetzt ist alles gut, und mir geht es gut. Mein Baby hat aufgehört zu weinen.«
    Ein Schauer durchrann Edna, aber sie sagte nichts, da sie sicher war, daß Diana so lange in ihrer Verwirrung verloren war, bis der Wind erstarb. Edna wußte, daß Diana keine Erinnerung daran haben würde, sobald der Bann verflogen war.
    Diana küßte ihre Mutter auf die Wange und ging dann zur Kinderstube hoch, da ihr Verstand noch immer friedlich in dem Wissen war, daß sie ihr Baby getröstet hatte.
    Christie lag in dem Kinderbett, hatte eine Decke um sich gehüllt und der Daumen steckte im Mund. Als Diana näher auf sie zukam, sank sie noch tiefer ins Bett.
    »Baby? Baby, ist etwas nicht in Ordnung? Es ist Mama.«
    Christie schaute mit großen und ängstlichen Augen zu ihr auf. Diana streckte die Hand aus, um Christies Wange zu streicheln, doch das kleine Mädchen zuckte davor zurück und ihr Herz klopfte heftig. Leise begann Christie zu weinen.
    Diana erstarrte. Als das Weinen in ihre Ohren drang, meldete sich die dunkle Seite ihres Verstandes. Ihre Augen bewölkten sich plötzlich, und ihre Hand ballte sich zur Faust.
    »Hör auf damit!« zischte

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