Wehe wenn der Wind weht
nicht?«
Christie wußte nicht recht, was sie sagen sollte. Obwohl sie große Angst hatte, wollte sie doch Diana gegenüber nicht undankbar sein. Dann fielen ihr die Dinge ein, die sie über Miß Edna gehört hatte, bevor sie zu den Ambers gekommen war. »Miß Edna macht mir Angst«, gab sie schließlich zu. »Mir scheint, als sei sie die ganze Zeit böse.«
»Sie ist einfach nur verschroben«, sagte Jeff zu ihr. »Genauso, wie Mrs. Berkey.«
»Jay-Jay meint, sie sei verrückt«, warf Susan ein.
»Und ich glaube, Jay-Jay ist verrückt«, sagte Steve. »Vielleicht sollten wir die Wasserkinder auf sie hetzen.« Alle Kinder lachten, nur Christie nicht, die verwirrt dreinschaute.
»Was sind Wasserkinder?« fragte sie. Die Kinder waren plötzlich verlegen, und sie wünschten sich, sie hätten nicht über das gesprochen, was Christies Vater vielleicht zugestoßen war, und schwiegen. Christie blickte von einem zum anderen.
»Was sind Wasserkinder?« fragte sie wieder, doch bevor ihr jemand antworten konnte, trat Esperanza Rodriguez in ihre Mitte, beugte sich hinab und nahm Christies Hand. Das kleine Mädchen hochziehend, schaute sie die anderen Kinder ernst an.
»Diese Kinder sind etwas, über das Kinder nicht einmal sprechen sollten«, sagte sie ernst. Dann ging sie mit Christie fort. Die anderen Kinder, jetzt allein gelassen, schauten sich nervös an. Zum ersten Mal kam ihnen al len der Gedanke, daß die Wasserkinder vielleicht - nur vielleicht - Wirklichkeit sein könnten.
Bill Henry ging als letzter, und als er Diana anbot, beim Aufräumen zu helfen, sagte sie ihm, daß das nicht nötig sei.
»Wegen Edna?« fragte er.
Diana nickte. »Es war ein schöner Tag, und ich bin froh, daß alle hier waren. Aber du wirst sicher gemerkt haben, daß Mutter nicht unbedingt das war, was man die Seele einer Party nennen könnte.« Sie schwieg und dachte daran, wie Edna still im Schatten der Weide gesessen hatte, jedem, der sie ansprach, kurz zugenickt hatte, aber keinen Versuch gemacht hatte, den Stadtmenschen das Gefühl zu geben, daß sie willkommen seien. Statt dessen hatten ihre blauen Augen steinern in die Ferne geschaut, und sie schien in Gedanken ganz woanders zu sein, gerade so, als ob sie sich gegen alles abkapselte, was um sie herum geschah.
Diana schüttelte den Kopf, als wolle sie den Gedanken daran loswerden, und als sie sprach, klang ihre Stimme bitter. »Man sollte doch glauben, daß sie alle zumindest hätte begrüßen können. Wäre das denn wirklich so schwer für sie gewesen?«
»Sie wird sich nie ändern. Aber sie wird mit mir sprechen müssen, wenigstens ein paar Minuten. Oder sie wird mir jedenfalls zuhören müssen.«
Diana sah ihn an, drehte sich dann um und schaute über den Hof hinweg zu dem Hühnerstall, wo Christie im Schmutz umherkroch und eine Schar frisch geschlüpfter Küken beobachtete, die im Sand scharrten.
»Es geht um sie, nicht wahr?« fragte Diana mit träger Stimme.
»Ja.«
Diana wandte sich wieder Bill zu. Ihre Stimme war mit dieser neuen Entschlossenheit erfüllt, die er nicht gewohnt war. »Ich werde nicht zulassen, daß sie ein Mündel des Staates wird.«
»Ein Mündel des Staates?« wiederholte Bill verwirrt.
»Mutter sagt, daß sie das ist, wenn sie keine Verwandten hat. Und die hat sie nicht. Elliot hat mir das erzählt. Das ist einer der Gründe, warum wir befreundet waren, glaube ich - keiner von uns hatte eine Familie. Abgesehen davon natürlich, daß ich eine Mutter habe.« Ihr Blick wanderte zu dem Haus, hoch zur ersten Etage, und Bill konnte spüren, daß Edna hinter einem Fenster stand und sie beobachtete.
»Vielleicht sollten wir lieber hineingehen und mit ihr plaudern.«
»Sollte Christie nicht dabeisein?«
Bill zögerte. »Ich meine, du und deine Mutter, ihr solltet zuerst entscheiden, was ihr tun wollt.«
Diana zuckte die Schultern. »Mutter weiß bereits, was sie tun will. Sie will Christie fortschicken. Und ich glaube, Christie weiß das - sie hat es nämlich gesagt.«
»Das dürfte nicht leicht für sie sein«, sagte Bill. »Nicht, wenn du Mut hast.«
Diana schaute ihn an und ihr Blick war plötzlich sehr forschend. »Bill, was meinst du damit? Was ist geschehen?«
»In seinem Testament hat Elliot dich als Vormund eingesetzt.«
Dianas Augen weiteten sich, und sie wich etwas zurück und ihr Herz raste. »Mein Gott«, keuchte sie. Unwillkürlich wandte sie ihren Blick wieder Christie zu. Während sie sprach, blieben ihre Augen auf das Kind
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