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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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so zu ihr gehören würde, wie sie, Diana, ihrer Mutter gehört hatte.
    Diana hielt, um Edna aussteigen zu lassen, fuhr dann ums Haus in die Garage. Christie half ihr, die wackelige Schwingtür zu schließen und folgte ihr dann durch die Hintertür in die Küche.
    »Warum will Miß Edna nicht, daß Leute hierher kommen?« fragte Christie, während Diana Esperanza Rodriguez zu helfen begann, die den ganzen Morgen in der Küche gearbeitet hatte. Diana nahm einige Schüsseln aus dem Kühlschrank. Während sie auf eine Antwort wartete, stibitzte Christie einen Löffel Kartoffelsalat und aß ein gepfeffertes Ei.
    »Oh, sie ist nur müde«, erwiderte Diana. Wie sollte sie einer Neunjährigen das Verhalten ihrer Mutter erklären? Sollte sie sagen, daß ihre Mutter ein Snob sei, die glaubte, etwas Besseres als alle anderen zu sein, oder sollte sie zu erklären versuchen, daß Edna eben alt wurde: Aber Edna wurde »nicht eben alt« - sie hatte nie jemandem im Haus haben wollen, und vor allem nicht jemanden aus Amberton. Selbst heute hatte sie keinen Zweifel daran gelassen. Wenn Diana darauf bestand, daß hier ein Imbiß genommen würde, dann würde Edna das erlauben, aber das würde draußen stattfinden. Selbst anläßlich einer Beerdigung ließ Edna keine Stadtbewohner ihr Heim betreten.
    »Sie mag mich nicht, nicht wahr?« fragte Christie.
    Diana unterbrach ihre Arbeit und schaute Christie an, die zu ihr mit blaßblauen und erschreckten Augen hochblickte.
    »Nein, es ist nicht so, daß sie dich nicht mag«, sagte Diana vorsichtig, wobei sie nach den richtigen Worten suchte und sich wünschte, besser zu wissen, wie man mit einem Kind zu sprechen hatte. »Es ist nur so, daß sie nicht an dich gewöhnt ist. Es ist schon lange her, als ich noch ein kleines Mädchen war, und sie hat ganz vergessen, wie kleine Mädchen sind.«
    Christie schüttelte den Kopf. »Sie macht mir Angst«, sagte sie. »Sie mag mich nicht, und sie macht mir Angst.«
    Diana setzte sich auf den Tisch und nahm Christie auf ihren Schoß, während Esperanza, die ihrer Unterhaltung stumm lauschte, weiter arbeitete. »Wie macht sie dir Angst?« fragte sie.
    »Ich - ich bin mir nicht sicher«, stammelte Christie. »Ich denke, es ist die Art, wie sie mich anschaut.«
    »Wie schaut sie dich denn an?« hakte Diana nach.
    Christie überlegte einen Augenblick. Als sie sprach, war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Als ob sie wünschte, daß ich tot wäre.«
    Diana hielt den Atem an, und tief innerlich hörte sie wieder das unheimliche Geräusch eines weinenden Kindes. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Esperanza sich bekreuzigte.
    »Nein!« sagte sie scharf. »Sie wünscht nicht, daß du tot wärst. Das wünscht sie sich wirklich nicht. Ich weiß es!« Sie hob Christie von ihrem Schoß herunter und stand auf, als versuchte sie die plötzliche Furcht abzuschütteln, welche die Worte des Kindes bei ihr verursacht hatten. Sie sah sich in dem Raum um, suchte nach etwas, das sie tun könnte, etwas, das sie Christies Worte vergessen ließ. Sie spürte Esperanzas Blick auf sich gerichtet und das machte sie nur noch nervöser.
    Plötzlich klopfte es an der Hintertür und Diana drehte sich verwirrt um. Die Furcht, die sie soeben noch gehabt hatte, wurde zu einer eigenartigen Panik, für die es, wie sie wußte, keinen Grund gab. Ihre Hände fuhren durch ihr Haar und glätteten es. Es ist alles in Ordnung, sagte sie sich. Mit mir ist alles in Ordnung.
    »Herein«, rief sie. Die Tür öffnete sich, und Joyce Crowley erschien. Sie hielt einen Kuchenkarton und eine große braune Tasche in den Armen.
    »Hallo! Ich dachte, Sie könnten vielleicht Hilfe brauchen, und ich hab' für alle Fälle ein paar Dinge mitgebracht.« Sie kam hinein, ließ die Tür hinter sich zuschlagen und schaute sich neugierig in der riesigen Küche mit den drei Herden und dem begehbaren Kühlschrank um, da sie noch nie zuvor im Haus der Ambers gewesen war. »Gott, ich wünschte, so etwas hätte ich auch in meinem Haus.« Sie legte ihre Pakete auf dem Tisch ab und schaute dann Diana an. Ihr freundliches Grinsen verschwand und wich einem Stirnrunzeln. »Ist alles in Ordnung?« fragte sie. »Sie sehen so aus, als hätten Sie gerade einen Geist gesehen.«
    »Es geht mir gut«, sagte Diana. »Ich denke, ich bin etwas müde!«
    Joyce nickte. »Darum bin ich ja hier - ich habe mir gedacht, daß Sie etwas Hilfe gebrauchen können. Wo soll das alles hin?«
    »Nach draußen«, sagte Diana ihr. Als sich Joyces

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