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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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hatte sich der Restaurierung sogar hartnäckig widersetzt. Bill Henry vermutete, daß in ihren Augen die Umwandlung Ambertons zu einer Touristenattraktion dem Eingeständnis gleichkam, daß das Bergwerk nie wieder fördern würde - und das war eines der vielen Dinge, die Edna Amber nie zulassen würde.
    »Wir sind da«, sagte Bill. Christie, die aus ihrer Betäubung zu erwachen schien, schaute zu ihm auf. »Wo?« fragte sie.
    »Bei den Ambers. Sie werden sich um dich kümmern.«
    »Heißt das, sie wollen mich adoptieren?« fragte Christie.
    »Nun, das weiß ich nicht.« Bill überlegte, wie er dem kleinen Mädchen erklären sollte, daß überhaupt nicht feststand, wie lange sie bei den Ambers bleiben würde und es fast völlig sicher war, daß sie nicht von ihnen adoptiert werden würde.
    Christie wurde nervös, ihre Finger drehten den Saum ihres Kleides. Sie konnte sich nur undeutlich daran erinnern, wie ihr Vater sie den Ambers vorgestellt hatte. Dann dachte sie an das Denkmal auf dem Platz.
    »Ist Mr. Ambers nicht der Mann im Park?«
    »Das stimmt. Aber die, bei denen du bleiben wirst, sind seine Frau und seine Tochter.«
    Christie versuchte das alles zu verstehen, aber dazu war zu viel geschehen. Alles, was sie wußte, war, daß ihr Vater tot war und sie bei Fremden leben würde. Sie begann zu weinen.
    Während Bill hilflos zusah, zog Esperanza das Kind in ihre Arme und drückte es an ihren gewaltigen Busen.
    »Pobrecita«, murmelte sie. »Ist schon gut, Kleines.« Sie blickte Bill Henry an. »Ich hab's ihnen gesagt«, sagte sie plötzlich. »Ich hab's ihnen gesagt, und sie haben nicht auf mich gehört.«
    »Ihnen was gesagt?« fragte Bill. Er schaute Esperanza an, aber die Frau starrte in die Ferne, dahin, wo das Bergwerk lag.
    »Die Kinder«, sagte Esperanza. »Ich habe ihnen gesagt, sie sollten die Kinder nicht stören, aber sie haben nicht gehört. Sie sehen, was geschehen ist.«
    Undeutlich erinnerte sich Bill einer Geschichte, die er gehört hatte, als er noch ein Junge war. Er blickte über Christie hinweg, berührte dann Esperanza. »Wovon redest du?« fragte er. »Welche Kinder?«
    Sie schreckte vor seinen Händen zurück, als sei sie verbrannt worden. »Die verlorenen Kinder«, erwiderte Esperanza mit leiser Stimme. »Man kann sie hören, wenn der Wind weht. Wenn der Wind weht, weinen sie. Und heute hat er geweht.«
    Das ergab für Bill keinen Sinn. Der Wind hatte geweht, na und? In diesem Teil des Landes war das nicht ungewöhnlich. An vielen Tagen fegte der Wind aus dem Gebirge, säuselte zwischen den Espen und liebkoste das hohe Gras, das auf dem Boden des Tales wuchs.
    »Ich verstehe nicht, Esperanza«, sagte er. »Von welchen Kindern sprichst du eigentlich?«
    Esperanza blickte ihn mitleidsvoll an. »Von denen, die warten«, sagte sie, »von denen, die darauf warten, wiedergeboren zu werden.« Dann öffnete sie die Wagentür und stieg aus. Christie, welche die Unterhaltung nicht gehört zu haben schien, rutschte widerwillig hinter ihr her.
    Sie betrachtete das Haus und wünschte sich, sie könnte irgendwoanders hingehen. Es war zu groß und zu beängstigend. Sie legte ihre Hand in Esperanzas. Als ob sie ihre Gedanken lesen könnte, beugte sich Esperanza zu ihr und flüsterte in Christies Ohr.
    »Ist schon gut, meine Kleine. Ich werde mich um dich kümmern. Siehst du? Dort oben?« Sie zeigte auf etwas in der Ferne, wo Christie gerade noch den Umriß einer Hütte ausmachen konnte, die sich an den Hang des Berges duckte. »Dort wohne ich. Wenn du mich brauchst, komm dorthin. Einverstanden?«
    Christie nickte, ließ dann Esperanzas Hand los und folgte Bill, der vor ihr die Stufen zur Eingangstür des Amber-Hauses hochging.
    Diana Amber öffnete die Tür und sank augenblicklich auf die Knie, als sie sah, wer da war. Sie nahm Christie in ihre Arme und drückte sie fest.
    Trotz ihrer fünfzig Jahre war Diana immer noch anzusehen, wie schön sie gewesen war. Ihre blauen Augen waren sanft und darin lag eine Traurigkeit, die fast jeden berührte, der ihr je begegnet war. Während sie Christie Lyons anschaute, lächelte sie zärtlich. Diana erinnerte Bill, der dabei zusah, an ein warmes und weiches Kaninchen, das leicht zu erschrecken ist. Sie hielt Christie einen Augenblick so, erhob sich dann und führte das kleine Mädchen ins Haus. Bill Henry und Esperanza Rodriguez folgten.
    Diana brachte sie in den Salon, in dem Edna Amber an einer Stickerei arbeitete. Im Gegensatz zu ihrer Tochter hatte Edna harte

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