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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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gebracht.
    Sie hatte daran gedacht, Amberton zu verlassen und zurück nach Boston zu gehen, aber sie hatte bald erkannt, daß sie das nicht konnte. Trotz ihres Altersunterschiedes hatte sie Amos sehr geliebt und sich nie gewünscht, ihn zu verlassen. Und außerdem hatte sie eine Ranch zu führen, und sie hatte das instinktive Gefühl, daß die Ranch bald nicht mehr profitabel sein würde, wenn sie sie verließ und sie sie damit verlor. Die Vorstellung, eine junge Witwe ohne Besitz zu sein, hatte ihr nicht gefallen.
    Und so war Edna geblieben und hatte ihr Bestes getan, um den Lebensstil zu erhalten, den zu führen sie sich berechtigt glaubte. Die Leute von Amberton machten ihr wegen des Grubenunglücks keinen Vorwurf. Sie hatte schließlich ebenso viel verloren, wie alle anderen. Im Lauf der Jahre wurde sie »Miß Edna« genannt, die fernab von der Stadt in ihrem viel zu großen Haus lebte, sich mit viel ausgeprägterem Geschäftssinn, als sie je zu besitzen gehofft hatte, um ihre Angelegenheiten kümmerte und sehr sorgsam darauf achtete, mit keinem der Menschen, die sie kannte, zu vertraut zu werden.
    Sie hatte Amos Amber sehr nahegestanden, und er war gestorben. Nie wieder hatte sie jemals einer anderen Person gegenüber Nähe aufkommen lassen und auch nicht zugelassen, daß ihre Tochter diesen Fehler machte. An dem Tag, an dem ihr Gatte starb und ihr Kind geboren wurde, hatte sie beschlossen, daß Diana nur einen Lebenszweck erfüllen sollte.
    Eines Tages, wenn alle anderen tot sind, würde Diana sich um sie kümmern.
    An den Wänden klebte eine rosafarbene, bonbongestreifte Tapete und die Holzeinfassungen waren weiß gestrichen worden. An die beiden Dachfenster hatte sie weiße Spitzenvorhänge gehängt, die sie selbst bestickt hatte. Das ganze Mobiliar stand noch da, wo sie es aufgestellt hatte.
    Da waren ein Schaukelstuhl und eine mit Schnitzereien verzierte Wiege, die Dianas erstes Bett gewesen war. Als sie größer geworden war, hatte sie sie in ein Kinderbett gelegt, das vor dem nördlichen Dachfenster stand, und schließlich, als sie auch für das Kinderbett zu groß geworden war, hatte sie in einem richtigen Bett geschlafen, das direkt vor der Tür stand.
    Alle Spielsachen waren noch da - all die Puppen und das Kinderspielzeug, mit dem Amos das Zimmer vollgestopft hatte, bevor Diana geboren wurde.
    Und Jahre später, nachdem Diana aus der Kinderstube ausgezogen war und statt dessen ein Zimmer in der ersten Etage bezogen hatte, war die Kinderstube nie wieder geöffnet worden.
    Bis heute nicht.
    Edna sank in den Schaukelstuhl und starrte in das Zimmer.
    Die Tapete, einst hell und hübsch, war vor Jahren schon verblichen. Die rosa und weißen Streifen waren kaum mehr zu sehen, waren brüchig und staubverklebt. Die Tapete blätterte von den Wänden und ihre Kanten wellten sich von dem zerbröckelnden Gips darunter.
    Die Vorhänge hingen in Fetzen von ihren Stangen, graubraune Überreste der frischen, sauberen Rüschen, die sie vor fünfzig Jahren gewesen waren.
    Staubschwere Spinnenweben hingen in den Ecken des Zimmers und auf dem Boden unter der Wiege moderte ein Haufen Baumwollfüllung. Eine Ratte hatte offensichtlich die Matratze zerrupft, um ihr Nest zu bauen.
    Ihr Leben lang hatte Edna diesen Plan verfolgt. Und jetzt schien es wieder einmal so, als ob der Wind zulangte, um sie zu zerstören. Er war gekommen, um den Vater eines anderen Kindes zu vernichten, und jetzt wurde das Kind in ihre Welt gedrängt.
    Sie wandte sich vom Fenster ab und verließ ihr Zimmer, blieb in dem weitläufigen Korridor stehen, der die ganze Länge des Hauses in der zweiten Etage durchmaß, um noch einmal zu lauschen. Von unten kam kein Geräusch.
    Edna ging zur hinteren Seite des Hauses und stieg langsam die enge Treppe hoch. Einst war diese Treppe nur von den Dienstboten benutzt worden, doch in den letzten Jahren war sie kaum betreten worden. In der zweiten Etage war ein Gewirr winziger Zimmer unter die Dachsparren gebaut worden. Früher hatten darin mexikanische und indianische Mädchen gehaust, die in besseren Tagen für die Ambers als Dienstmädchen gearbeitet hatten - Esperanza Rodriguez hatte dort mit ihrer Mutter gewohnt, als sie noch ein Baby war - doch jetzt waren es nur Lagerräume, die mit dem Gerümpel der Jahre gefüllt waren, eine staubige Brutstätte für die Ratten, die allmählich in das Haus eingedrungen waren.
    Alle waren Lagerräume, bis auf eines.
    In der Ecke befand sich ein kleines Zimmer mit Aussicht auf

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