Wehrlos vor Verlangen
gelegen. Sie würde noch monatelang zur Physiotherapie gehen müssen, um wieder normal laufen zu können. Thanos gab die Schuld an dem Unfall nicht dem Fahrer des Wagens, der sie angefahren hatte. Er hatte keine Möglichkeit gehabt, der jungen Frau auszuweichen, die blindlings auf die Straße gerannt war.
Nein, für den Unfall, der Melina fast das Leben gekostet hätte, waren zwei andere Menschen verantwortlich – dieselben, die ihr auch das Herz gebrochen hatten.
Tahlia Reynolds war ein Männer verschlingendes Luder. Und Melinas Ehemann James Hamilton war ihr ins Netz gegangen. Melina hatte die beiden im Bett eines Hotelzimmers ertappt, war entsetzt geflohen und kopflos auf der unbeleuchteten Landstraße vor ein Auto gerannt.
Thanos ließ Tahlias Hand los. Laut der aktuellen Schlagzeilen hatte sie ihr altes Spiel wieder aufgenommen, wieder mit einem verheirateten Schauspieler. Kannte diese Frau überhaupt keine Skrupel? Wie brachte sie es fertig, hier zu stehen und ihn mit diesen außergewöhnlich blauen Augen und dem zögerlichen Lächeln auf den vollen Lippen anzusehen?
Bald würde ihr das Lächeln vergehen. Um seinen Exschwager hatte Thanos sich bereits gekümmert. Nach Melinas Unfall war Hamilton auf und davon nach L. A. Aber der Schauspieler würde nicht einmal mehr eine Statistenrolle erhalten, nachdem Thanos den Hollywood-Direktoren gedroht hatte, seine Beteiligung an mehreren Filmprojekten abzuziehen, sollte Hamiltons Gesicht noch ein einziges Mal auf der Leinwand zu sehen sein. James’ Schauspielkarriere war beendet, ein für alle Mal.
Jetzt musste Thanos sich nur noch an James’ Geliebter rächen.
Tahlias Hand prickelte noch immer von der flüchtigen Berührung, so als hätte der Händedruck ihr einen Stromschlag versetzt. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Savakis“, sagte sie höflich. „Sind Sie geschäftlich in London, oder …“ Sie beendete den Satz nicht, wie benommen von dem jähen Lächeln, das sein Gesicht von „attraktiv“ in „atemberaubend“ verwandelte. Aus einem unerfindlichen Grund musste Tahlia beim Blick auf die strahlend weißen Zähne an das Märchen von „Rotkäppchen und der böse Wolf“ denken.
„Geschäftlich … und zum Vergnügen.“ Thanos war erleichtert, seine Hormone wieder unter Kontrolle zu haben. Er musterte die Frau vor sich ausgiebig. Sie war wirklich äußerst ansprechend ausstaffiert: Designerkleid, Designerschuhe und dann dieses Collier, das auf ihrer seidigen Haut blitzte und funkelte. Ganz eindeutig war Tahlia Reynolds an die feineren Dinge des Lebens gewöhnt. Es würde ihm enormes Vergnügen bereiten, ihrem verwöhnten Lebensstil ein Ende zu setzen.
Eigentlich hätte er von ihr eine Reaktion bei dem Namen Savakis erwartet. Aber offensichtlich sagte ihr der Mädchenname von James’ Frau nichts. Vermutlich hatten die beiden bei ihren heimlichen Treffen keinen einzigen Gedanken an Melina verschwendet.
Erneut flammte der Hass in ihm auf. Er wollte seiner Wut Luft machen und Tahlia hier vor den anwesenden Mitgliedern der High Society als das herzlose Luder bloßstellen, das sie war. Doch er beherrschte sich. Er würde schon noch die Gelegenheit erhalten, ihr zu sagen, was er von ihr hielt. Sobald er sie zu Fall gebracht hatte.
„Ah, Earl Fullerton ist gerade angekommen“, murmelte Crispin. „Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment. Bitten Sie Tahlia doch um eine Führung durch die Galerie, Thanos. Sie hat enge Beziehungen zum Künstler und ist die Beste – außer Rufus selbst natürlich –, um sein Werk zu besprechen.“
„Aber …“ Tahlia starrte Crispin nach, maßlos verlegen über die durchschaubare Art, auf die er sie mit dem sexy Griechen zusammengebracht hatte. Außerdem hatte sie das bestimmte Gefühl, dass Thanos sie auf Anhieb nicht mochte. „Ich sollte Sie nicht länger aufhalten, Mr. Savakis“, murmelte sie.
„Wie genau sehen Ihre engen Beziehungen zu Rufus Hartman aus?“, fragte der Grieche kühl. „Ist er einer Ihrer Liebhaber?“
Einen Moment war Tahlia zu empört für eine Erwiderung. Thanos hatte also die Zeitungsberichte über ihre angebliche Affäre mit Damian Casson gelesen. So viel zu Crispins Bemerkung, die Leute würden den Zeitungen nicht glauben! „Ich wüsste nicht, was Sie das anginge, Mr. Savakis“, erwiderte sie schließlich kalt, „aber es ist allgemein bekannt, dass Rufus sich nicht für Frauen interessiert.“ Damit gab sie nichts preis. Rufus ging völlig offen mit seiner Homosexualität
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