Weiblicher Alltag
Applikation. Also Jacke von der Garderobe übergeworfen. Dort hing auch noch eine Jeans vom Hahn. Also schnell hinein gesprungen und ab zur Tür. Da stand niemand. Mist, der Kerl hatte das Tor nicht aufgedrückt. Also auf Socken zum Tor gesprintet. Und da stand er. Jung, knackig, gutaussehend – irgendwie italienisch – AUSGERECHNET. Wenn ihn mein Anblick irgendwie verstört haben sollte, so hatte er seine Gesichtszüge hervorragend im Griff.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass dieses Erlebnis lange an mir genagt hat, oder? Irgendwann konnte ich noch einmal einen Blick auf den hübschen Kerl erhaschen, als er mit seinem Dienstwagen vorbeifuhr, aber Päckchen gab es keine mehr.
Ein ausgeklügelter Plan
Doch das mit dem Päckchen ließe sich ja ändern. Und wer schickt mit DHL? Amazon. Und ich wollte sowieso ein Buch bestellen. Wann bestellt man bei Amazon, wenn man samstags seine Ware haben möchte? Donnerstags abends.
Und so saß ich, zum ersten Mal in diesem Jahr, an einem Samstag, gekämmt, geschminkt und ordentlich angezogen am Frühstückstisch. Ich hatte mein Croissant gerade zur Hälfte aufgegessen, als es klingelte. „Mein Buch!“ rief ich und sprang auf, eilte zur Tür, ließ die Brille unterwegs liegen, wischte mir die Marmeladenreste vom Mund, weiter zum Tor und stand dem DHL-Transporter gegenüber, in dem heftig gekruschelt wurde.
Dann kam er raus und es war, das konnte ich auch ohne Sehhilfe erkennen, unser bekannter DHL-Bote (seit mehr als zehn Jahren). Er baute sich vor mir auf. „Wow! Hühnchen, was ist denn mit dir los? Was hast du denn noch vor? Musst du heute noch arbeiten?“ Ääää, ja – okay – das war dann wohl nix.
Aber den anerkennenden Blick, habe ich auch ohne Brille bemerkt und auch wenn er nicht so gut aussieht, charmant ist er allemal….
Die macht mich nervös, die Vignette
Die Schweizer Autobahn-Vignette macht mich nervös. Sie macht mich nervös, wenn ich sie noch nicht habe. Und sie macht mich nervös, wenn ich sie dann habe.
Am langen Christi-Himmelfahrt-Wochenende fiel es mir siedend heiß ein, dass ich sie unbedingt noch holen musste. In der Bürostadt habe ich links den ADAC und rechts den AvD. Vor Jahren habe ich mich schon für den AvD entschieden, da man dort schon um 8:00 Uhr morgens aufmacht, Kundenparkplätze bietet und mich dort keiner fragt: „Sind Sie Mitgliiiiiieeeed?“
Keine vier Wochen mehr zum Urlaub und ich war noch ohne Vignette und noch ohne Viacard. Das ist mir so noch nie passiert. Also, am nächsten Arbeitstag hin zum AvD und die wertvollen ausländischen Autobahnbenutzungsberechtigungen gekauft. Zack, da waren erst einmal 80 Euro weg. Dann alles gut in meiner Führerscheinhülle verstaut. Drei Mal nachgeschaut (ich finde, das geht noch), ob noch alles da ist. Und durchgeatmet.
Zuhause war dann entweder die Familienkutsche nicht da, oder ich habe nicht daran gedacht. Zu den beknacktesten Zeiten fiel mir immer ein, dass ich dringend die Vignette aufkleben müsse. Natürlich immer dann, wenn das dazugehörige Auto nicht da war, oder wenn es regnete, wenn es dunkel war, ich im Bett lag, unter der Dusche stand, ich klebrige Finger hatte und, und, und.
Jeder, der schon eine Schweizer Vignette kleben musste, weiß, dass man nur einen Versuch hat. Und dann fiel mir ein, dass das teure Stück in meinem Führerschein-Mäppchen kleben bleiben könnte, weil es dort zu warm, zu kalt, zu feucht gewesen sein könnte. Also, habe ich sie in mein Arbeitszimmer gelegt, zu den Reiseunterlagen und Ausweisen. Neben den Drucker. Aber nicht zu nah dran, wer weiß, was da für Dämpfe austreten. Auch nicht zu nah an die Tischkante, sonst rutscht alles runter, wenn Katze beschließt, sie müsse da hochspringen. Und wenn alles erst mal unten liegt, die Tür vom Arbeitszimmer offen steht, ich in der Wanne liege und Katze gerade kotzen muss…
Gestern Abend war es endlich soweit. Der Hahn holte das Auto aus der Garage und just in diesem Augenblick fiel es mir ein. „Warte, ich komme noch mit der Vignette!“ Oh, wo war sie noch mal? Ganz ruhig jetzt. Natürlich lag sie noch – völlig unbeschädigt – in meinem Arbeitszimmer, nicht zu nah am Drucker, nicht zu nah an der Tischkante, bei den Reiseunterlagen und den Kükenausweisen.
Dann ab nach draußen. Die Witterung war optimal für die Schweizer-Autobahn-Vignetten-Aufklebe-Aktion. Ich scheuchte den Hahn vom Fahrersitz. „Geh’ mal weg. Ich muss jetzt mal da rein.“ Wie hatte ich es letztes
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