Weiblicher Alltag
Freund: „Haben Sie keinen Parkhausplatz?“ Der Suchende verneinte. „Aber ich!“ triumphierte ich innerlich, seufzte theatralisch, machte eine gönnerhafte königliche Geste zum Abschied, setzte mich ins Auto und fuhr doch ins Parkhaus; getreu dem Motto „jeden Tag eine gute Tat“.
Wer einmal morgens um 8 Uhr in der Frankfurter Bürostadt einen Parkplatz gesucht hat, weiß, dass ich in Sachen „gute Tat“ ein Wochenpensum erfüllt habe…
Ein Huhn hat Vorfahrt
Am letzten Dienstag war ich mal wieder als Taxi (für K2) unterwegs. Also auf die Autobahn rauf – von der Autobahn runter – K2 abgeliefert – auf die Autobahn rauf – von der Autobahn runter – wieder Zuhause.
Im nachfolgenden Text nenne ich die BAB-Auffahrt nahe dem Hühnerstall A-1, die am Ausflugsziel A-2. Auf beide Auffahrten bin ich als Linksabbiegerin gefahren und bei beiden Auffahrten kreuzte sich die Straße mit den von rechts kommenden möchte-gern-auf-die-Autobahn-fahren-Fahrern. Irgendwann bei dieser Fahrerei fiel mir auf, dass ich, obwohl ich von links kam, Vorfahrt hatte, angezeigt durch das entsprechende Verkehrszeichen. „Ach, macht gar nix Huhn, wenn du trotzdem vorsichtig bist und die anderen vorgelassen hast“, dachte ich bei mir, „denn wer weiß, ob die ihr Schild überhaupt wahrgenommen haben, dir ist es ja auch nicht sofort aufgefallen“.
Irgendwann wollte K2 natürlich auch wieder abgeholt werden. Also, das gleiche noch einmal von vorne. Diesmal hatte ich den Hahn an meiner (Beifahrer-)Seite. Über A-1 rauf auf die Autobahn. Von rechts ein Mercedes. „Vorsicht Schatz, der hält nicht an“, warf mein Beifahrer ein. Doch ich, ganz vorausschauende Fahrerin, hatte es natürlich schon kommen sehen und hielt an. Der Mercedes fuhr sehr vorsichtig, das muss ich zugeben, an mir vorbei. Offensichtlich hatte er mich auch schon kommen sehen.
„Ich habe aber Vorfahrt“, stampfte ich verbal mit dem Fuß auf. Es gab irritierte Blicke auf allen Seiten. Der Mercedes hielt an – in der Auffahrt! – auf dem Standstreifen. Fenster auf. „Da ist doch rechts vor links“ rief er mir zu. „Näääähhhh, hier nicht“, rief ich und zischte ab. „Wie kommst du denn darauf?“ fragte der Hahn. „Da war doch das Schild!“ sagte ich. „Hast du das nicht gesehen? Ich finde es ja auch komisch, dass ich da Vorfahrt habe. Vielleicht, damit die Linksabbieger bei Rückstau nicht mitten auf der Straße stehen? Aber schon toll, dass der Mercedes-Fahrer ruhig geblieben ist, die mögen es ja sonst gar nicht, wenn sie mal keine Vorfahrt haben.“ Eigentlich sprach ich mittlerweile mehr mit mir selbst.
Nachdem wir kurz darauf K2 ins Auto geladen hatten, kamen wir auf dem Rückweg an A-2 vorbei. „Siehste, da ist auch so ein Schild.“ Es war eindeutig erkennbar, obwohl ich zugegeben musste, dass das entsprechende Schild für die von rechts kommenden möchte-gern-auf-die-Autobahn-fahren-Fahrer nicht so leicht zu entdecken war. Meine Umsicht war also durchaus berechtigt.
Mein Hahn wirkte aber nicht überzeugt. „Ja, hier vielleicht. Ich fahre nachher noch mal an A-1 vorbei und guck‘ mir das genauer an“. Von mir aus. Hat er dann aber doch nicht gemacht.
Heute ergab es sich, dass K2 und ich an A-1 vorbeikamen. Da ich ja fahren musste, gab ich dem Küken den Auftrag mit dem Handy ein Foto zumindest von dem Vorfahrtsschild zu machen. Ich fuhr extra etwas langsamer. Als wir zu Hause waren, habe ich erst einmal die Telefonnummer vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen herausgesucht. Gleich am nächsten Morgen würde ich da anrufen und fragen, warum man denn die Vorfahrtsschilder bei A-1 abmontiert hat…
Gutaussehender Mann vor der Haustür
Mir ist aufgefallen, dass es in diesem Land kaum (noch?) gutaussehende Männer gibt. Die Anforderungen der Kerle ans weibliche Geschlecht sind hoch, aber sie selbst haben kaum etwas zu bieten.
Und doch, ich habe einen gefunden. Ein Aushilfsfahrer von DHL. Oh wow! Völlig unvorhergesehen stand er vor dem Hühnerstall.
Ich stand gerade zwischen Tür und Angel vom Badezimmer, weder angezogen, noch ausgezogen, als es klingelte. Der Hahn war außer Haus. „Die Post“, tönte es durch die Sprechanlage. Was? Um die Uhrzeit? Welche Post denn überhaupt? Unser DHL-Bote kommt eigentlich eine Stunde früher und das war definitiv auch nicht die Stimme von unserem langjährigen Paketzusteller. Ich fing an zu rotieren.
Zurück ins Schlafanzugoberteil? Ging nicht – hat so eine dämliche
Weitere Kostenlose Bücher