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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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aller Vögel, ein gefiedertes Wunder, neben dem ein schwarzer Schwan etwas ganz Gewöhnliches ist; und wirklich war sie es auch in diesem Hause. Mrs. Cratchit wärmte die Bratensoße (sie war in einem Pfännchen vorbereitet) wieder auf; Master Peter schmorte die Kartoffeln mit unglaublichem Eifer; Miß Belinda süßte das Apfelmus; Martha wischte die gewärmten Teller ab; Bob aber trug Tiny Tim neben sich an eine gemütliche Ecke des Tisches. Die beiden kleinen Cratchits rückten die Stühle zurecht, wobei sie sich nicht vergaßen, und nahmen ihren Posten ein, den Löffel in den Mund steckend, damit sie nicht nach der Gans schrien, ehe die Reihe an sie kam. Endlich wurden die Gerichte aufgetragen und das Tischgebet gesprochen. Nun folgte eine atemlose Pause, als Mrs. Cratchit das Tranchiermesser gemächlich von der Spitze bis zum Heft prüfte und sich anschickte, es in die Brust des Gänsebratens zu stoßen; aber als sie es tat und die langersehnte Füllung hervorquoll, ertönte ein Murmeln des Entzückens um den ganzen Tisch, und selbst Tiny Tim, durch die beiden kleinen Cratchits mitgerissen, schlug mit dem Heft seines Messers auf den Tisch und rief mit dünner Stimme Hurra. –
    Solch eine Gans hatte es noch nie gegeben. – Bob sagte, er könne nicht glauben, daß jemals eine solche Gans gebraten worden wäre. Ihre Zartheit und Leckerkeit, ihre Größe und ihre Billigkeit waren der Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Mit Hilfe des Apfelmuses und der geschmorten Kartoffeln bildete sie ein hinreichendes Mahl für die ganze Familie; und als Mrs. Cratchit noch einen einzigen kleinen Knochen auf der Schüssel liegen sah, erklärte sie mit großer Freude, sie hätten noch nicht einmal alles aufgegessen. Aber jeder hatte genug, und die kleinen Cratchits waren bis zu den Augenbrauen voller Salbei und Zwiebeln. Jetzt wurden die Teller von Miß Belinda gewechselt, und Mrs. Cratchit verließ das Zimmer allein – denn sie war zu aufgeregt, um dabei Zeugen dulden zu können –, um den Pudding umzustürzen und zu servieren. –
    Man denke sich bloß einmal, er wäre nicht recht durchgebacken! Man denke sich, er zerfiele beim Herausnehmen in Stücke! Man denke, jemand wäre über die Mauer des Hinterhauses geklettert und hätte ihn gestohlen, während sie sich an der Gans gütlich taten – ein Gedanke, bei dem die beiden kleinen Cratchits bleich vor Schrecken geworden wären. Alle möglichen schrecklichen Dinge malten sie sich aus.
    Hallo, eine große Dampfwolke! Der Pudding war aus dem Kessel genommen. Ein Geruch wie an einem Waschtag! Das war die Serviette. Ein Geruch wie in einem Gasthof mit einem Pastetenbäcker als Nachbarn zur Linken und einer Waschfrau als Nachbarin zur Rechten. Das war der Pudding. Nach einer halben Minute trat Mrs. Cratchit herein außer Atem, aber erhaben lächelnd, und vor sich den Pudding, steif und fest wie eine gefleckte Kanonenkugel, in einem Viertelliter Rum flammend und in der Mitte mit der festlichen Stechpalme geschmückt. –
    Oh, ein wundervoller Pudding! Bob Cratchit erklärte mit dem Brustton der Überzeugung, er halte dieses für das größte Kochkunststück, das Mrs. Cratchit seit ihrer Heirat vollbracht habe. Mrs. Cratchit sagte, jetzt, da die Last von ihrem Herzen sei, wolle sie nur gestehen, daß sie sehr in Zweifel gewesen sei, wieviel Mehl eigentlich dazu gehöre. Jeder hatte etwas darüber zu bemerken, aber keinem fiel der Gedanke ein, daß es überhaupt ein kleiner Pudding für eine so große Familie gewesen sei. Das wäre offenbare Ketzerei gewesen. Jeder Cratchit würde sich geschämt haben, so etwas nur zu glauben. –
    Endlich war das Mahl beendet; der Tisch war abgedeckt, der Herd gefegt und das Feuer geschürt. Das Gebräu in der Bowle wurde gekostet und für vollendet erklärt, Äpfel und Apfelsinen kamen auf den Tisch und ein paar Hände voll Kastanien wurden auf das Feuer geschüttet. Dann setzte sich die ganze Familie Cratchit um den Kamin im Kreise, wie es Bob Cratchit nannte, obwohl es eigentlich nur ein Halbkreis war; Bob in der Mitte und neben ihm der Gläservorrat der Familie, zwei Bierseidel und ein Milchkännchen ohne Henkel.
    Diese Gefäße aber hielten das dampfende Gebräu aus der Bowlenterrine so gut, als wenn es goldene Pokale gewesen wären, und Bob kredenzte es mit leuchtenden Blicken, während die Kastanien auf dem Feuer prudelten und platzten. Dann hielt Bob die Trinkrede: »Eine fröhliche Weihnacht für uns alle, meine Lieben! Gott segne uns!«
    Die

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