Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
Bruder: »Mein, was tust du mit der gefrorenen Drossel?«
»Ei, die ist viel Geld wert, die kann wahrsagen!«
»Nun, so laß sie einmal wahrsagen.« Der Schneider hielt sie ans Ohr und sprach: »Die Drossel sagt, es stünde eine Schüssel voll Braten im Ofen.« Der Mann ging hin und fand den Braten: »Was sagt die Drossel weiter?«
»Im Bett stecke eine Flasche Wein.« Der fand auch den Wein: »Ei, die Drossel mögt ich haben, die verkauf mir doch.«
»Du kannst sie kriegen, wenn du mir den Kasten gibst, worauf ich sitze.« Der Mann wollte gleich, die Frau aber sagte: »Nein, das geht nicht, der Kasten ist mir gar zu lieb, den geb ich nicht weg.« Der Mann aber sprach: »Stell dich doch nicht so dumm, was nützt dir so ein alter Kasten«, gab damit dem Bruder den Kasten für den Vogel.
Der Schneider nahm den Kasten auf einen Schubkarren und fuhr ihn fort. Unterwegs sprach er: »Ich nehm den Kasten und werf ihn ins Wasser, ich nehm den Kasten und werf ihn ins Wasser!« Endlich regte sich der Pfaffe inwendig und sagte: »Ihr wißt viel, was in dem Kasten ist, laßt mich heraus, ich will Euch 50 Taler geben.«
»Ja, dafür will ich es schon tun«, ließ ihn heraus und ging mit dem Gelde heim. Die Leute wunderten sich, wo er das viele Geld herhabe, er aber sprach: »Ich will euch sagen, die Felle stehen in so hohem Preis, da hab ich meine alte Kuh geschlachtet und fürs Fell soviel gelöst.« Die Leute im Dorf wollten auch davon profitieren, gingen hin und schnitten allen ihren Ochsen, Kühen und Schafen die Hälse ab und trugen die Felle in die Stadt, wofür sie aber blutwenig lösten, weil ihrer soviel auf einmal feilgeboten wurden. Da ärgerten sich die Bauern über den Schaden und warfen dem Schneider Dreck und ander schlechtes Zeug vor seine Tür. Der aber tat alles in seinen Kasten, ging damit in die Stadt in einen Gasthof und bat den Wirt, ob er ihm nicht den Kasten, worin die größten Kostbarkeiten wären, eine Zeitlang verwahren wolle, bei ihm wären sie nicht sicher. Der Wirt sagte: »Recht gern«, und nahm den Kasten zu sich.
Einige Zeit danach kam der Schneider, forderte ihn wieder zurück und machte ihn auf, um zu sehen, ob noch alles darin wäre. Wie er nun aber voll Dreck ist, so tobte er abscheulich, beschimpfte den Wirt und drohte, ihn zu verklagen, so daß der Wirt, welcher Aufsehen scheute und für seinen Credit fürchtete, ihm gern hundert Taler gab. Die Bauern ärgerten sich wieder, daß dem Schneider alles zum Profit ausschlug, was sie ihm Leides antaten, nahmen den Kasten, steckten ihn mit Gewalt hinein, setzten ihn aufs Wasser und ließen ihn fortfließen. Der Schneider schwieg eine Weile still, bis er eine Ecke fortgeflossen war, dann rief er überlaut: »Nein, ich tu’s nicht! Und ich tu’s nicht! Und wenn’s die ganze Welt haben wollte!« Das Geschrei hörte ein Schäfer und fragte: »Was willst du denn nicht tun?«
»Ei«, sagte der Schneider, »da ist ein König, der hat die närrische Grille und besteht darauf, daß, wer in diesem Kasten den Strom hinuntergeschwommen kommt, seine einzige Tochter heiraten soll, aber ich hab einmal meinen Kopf darauf gesetzt und tu’s nicht, und wenn’s die ganze Welt haben wollt.«
»Hört einmal, geht das nicht, daß sich ein anderer in den Kasten setzt und die Königstochter kriegt?«
»O ja, das geht auch.«
»So will ich mich an Eurer Stelle hineinsetzen.« Da stieg der Schneider aus, der Schäfer ein; der Schneider machte den Kasten noch zu, und der Schäfer ging bald unter. Der Schneider aber nahm die ganze Herde des Schäfers und trieb sie heim.
Die Bauern aber wunderten sich, wie das zugegangen, daß er wiederkäme und obendrein die vielen Schafe hätte. Der Schneider sagte: »Ich war untergesunken, tief, tief! Da fand ich auf dem Grund die ganze Herde und nahm sie mit heraus.« Die Bauern wollten sich da auch Schafe holen und gingen miteinander hinaus ans Wasser. Den Tag war der Himmel ganz blau mit kleinen weißen Wolken, da riefen sie: »Wir sehen schon die Lämmer unten auf dem Grund!« Da sprach der Schulz: »Ich will erst hinunter und mich umsehen, und wenn es gut ist, will ich euch rufen.« Wie er nun hineinstürzte, rauschte es in dem Wasser: plump! Da meinten sie, er riefen ihnen zu: kommt!, und stürzten sich alle hinter ihm drein. Da gehörte das ganze Dorf dem Schneider.
Weihnachtszeit
(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
O schöne, herrliche Weihnachtszeit!
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der
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