Weihnachtsengel gibt es doch
hatten, erreichten ihren Höhepunkt. Andererseits wäre der Erhalt der Bücherei auch ein Geschenk an die Gemeinde. Sie hasste es, diese Entscheidung treffen zu müssen. Wie konnte jemand die unbeschreibliche Wirkung von Jabez’ Stimme mit den unbezahlbaren Schätzen der Bücherei vergleichen?
Gar nicht, fiel ihr auf. Und die Entscheidung war bereits am Vorabend getroffen worden. In dem Moment, wo ihr Stift das Papier berührt hatte. Jetzt noch etwas zu ändern bedeutete, dass sie sich infrage stellte, genau wie Eddie es ihr vorgeworfen hatte. Es würde bedeuten, dass sie vor Mr Byrne einknickte. Sie schloss die Tür auf und ging voran in den Vorraum der Kirche.
„Sie ist fertig“, sagte sie steif. „Du hast die bedeutendste Rolle, und ich hoffe, dass du ihr gewachsen bist.“
Seine Augen leuchteten auf, und sein unglaubliches Lächeln schien den ganzen Raum zu erwärmen. „Oh ja, das bin ich de finitiv.“
Sie schüttelten die Hände und besiegelten damit den Deal. „Mit den ganzen Proben in den nächsten Wochen werden wir einander oft sehen. Ich freue mich schon darauf, dich näher kennenzulernen.“
Sein Lächeln wurde ein wenig verlegen. „Okay.“
„Du hast eine unbeschreibliche Stimme.“
„Dan ke.“
„Hattest du professionellen Unterricht?“
Er lachte leise auf. „Nein, Ma’am.“ Er schulterte seinen Rucksack und wandte sich zur Tür. „Bis die Tage.“
„Ja“, sagte sie. „Ich wünsche dir einen schönen Tag, Jabez. Hey, kann ich dich vielleicht irgendwohin mitnehmen?“
Er musste sie nicht gehört haben, denn er war im Bruchteil einer Sekunde verschwunden. Nachdem er weg war, warf Maureen einen letzten, langen Blick auf die Liste. Ihr Magen zog sich nervös zusammen. Sie sorgte besser dafür, dass es eine Hammeraufführung wurde, wie Eddie es ausdrücken würde.
Kein Druck. Und keine Kopfschmerzen mehr, wie ihr auffiel. In einer Minute waren sie noch wie ein Güterzug durch ihren Kopf gerast, und jetzt waren sie völlig verschwunden.
Mit einem Wohlgefühl, von dem sie sich nicht sicher war, es verdient zu haben, ging sie zur Tür. Wenn sie schon so früh auf war, konnte sie auch das Beste daraus machen.
Denn jetzt musste sie nicht nur ein Hammerprogramm auf die Beine stellen, sondern auch ein tragendes Spendenprogramm zum Erhalt der Bücherei.
Sie war nicht so gut in hammermäßigen Dingen, aber da musste sie jetzt durch. Sie hatte dieses Chaos veranstaltet, also würde sie auch einen Weg hinausfinden müssen. Das Budget der Bücherei war aufgebraucht. Wie, zum Teufel, kam sie nur auf die Idee, sie könne da noch irgendetwas retten? Ganz einfach, weil sie keine Wahl hatte. Sie musste das wieder geradebiegen. Entschlossen trat sie in die graue, frühmorgendliche Kälte. Vor ihr lag ein neuer Tag. Ein neuer Tag ist eine neue Gelegenheit, sagte sie sich.
Als sie über den Parkplatz zu ihrem Auto ging, kam ihr irgendetwas komisch vor. Sie runzelte die Stirn, weil sie nicht wusste, was. Dann blieb sie mitten im Schritt stehen. Ihre Schritte, das war’s. Im Schnee sah sie eine Reihe Fußspuren von ihrem Auto zu der Treppe der Kirche. Aber das waren auch die einzigen Spuren, die sie sah. Wo waren die von Jabez?
Sie schaute nach rechts und links und fragte sich, ob eseinen anderen Ausgang gab, den sie nicht kannte und den er genommen haben könnten. Aber nein. Es war nichts zu sehen. Es musste eine einfache Erklärung geben, aber sie kam beim besten Willen nicht darauf.
Der Tag war nach Anbruch der Dämmerung immer kälter geworden, und es fing an zu schneien. Die Flocken jagten sie und ihre überbordende Fantasie zu ihrem Auto. Sie sprang hinein, drehte die Heizung voll auf und stellte das Radio an, das auf ihren Lieblingssender WKSM eingestellt war.
„Und ich hoffe, dass Sie einen wundervollen Start in diesen tollen Tag haben“, sagte Eddie Haven.
Wenn sie sich nicht schon angeschnallt hätte, wäre sie direkt wieder vom Sitz gesprungen. „Eddie?“
„Also vertrauen Sie mir, Eddie Haven. Sehen Sie zu, Ihre Geschenke rechtzeitig zu besorgen. Und kaufen Sie dieses Jahr nur Sachen aus Ihrer Umgebung. Ihre Gemeinde wird es Ihnen danken.“
Maureen hyperventilierte. „Was, um Himmels willen …“
„… und Dank an Zuzu’s Petal, dass sie diesen Teil des Programms gesponsert haben“, fuhr Eddie fort. „Denken Sie daran, Zuzu’s Petals – die modische Boutique in Ihrer Nähe.“
„Oh.“ Maureen ließ sich gegen die Rückenlehne sinken. „Guter Gott, Sie sind im
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