Weihnachtsengel gibt es doch
machst dir ganz schön viel Arbeit für eine Frau, die du noch nicht mal leiden kannst“, sagte Bo.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich sie nicht leiden kann“, widersprach Eddie. „Ich mag sie. Nur eben nicht auf diese Art.“
„Auf welche Art?“ Bo stellte sich dumm. Das tat er oft.
„Du weißt schon.“
„Die Art, auf die ich die Frau da nicht mag?“ Bo hielt in seiner Übung inne und zeigte auf eine rassige Rothaarige, die auf sie zukam, als würde sie über einen Laufsteg gehen. Siesah umwerfend aus in ihrem engen Yoga-Top und der ebenso engen Hose, die an der Taille umgekrempelt war und den Blick auf ein Stückchen Haut und ein Bauchnabelpiercing freigab.
Sie warf Bo einen kühlen Blick zu, der immer heißer wurde, je öfter sie ihn über seinen Körper wandern ließ. Dann schlenderte sie lässig auf ihn zu und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Lippen.
Eddie war weder schockiert noch überrascht, sondern einfach eifersüchtig. Die Rothaarige war Bos Frau, Kimberly.
„Sicher“, murmelte er. „Auf die Art. Das ist genau die Art, auf die ich Maureen Davenport nicht mag.“
„Hi, Eddie“, begrüßte Kim ihn. „Hast du was gesagt?“
„Ja, ich bin dazu verdonnert worden, einen Spendenaufruf für die Bücherei auf die Beine zu stellen.“
„Wie schön für dich. Zähl auf uns wegen einer Spende. Einer großen. Jeder mag die Bücherei.“
„Das habe ich auch schon gehört. Aber mögen wir sie genug, um ein ausreichend dickes Bündel Scheine rüberzureichen? Hey, vielleicht habt ihr dieses Bündel. Ein Spieler der Major League? Du könntest mir eine Menge Arbeit ersparen …“
„Wie viel?“, wollte Bo wissen.
Eddie holte einen der Flyer heraus und zeigte auf die oben stehende Summe.
„ So Major ist die Liga nun auch wieder nicht“, sagte Bo. „Verdammt, das ist echt ’ne Menge. So viel Geld habe ich nicht. Die Tinte auf meinem Vertrag ist kaum trocken.“
„Ich dachte, Baseballplayer wären richtig reich“, sagte Eddie.
„Ja, so wie Filmstars“, erwiderte Bo.
„Wir sollten beide im Geld schwimmen“, überlegte Eddie. Aber keiner von ihnen schwamm in irgendwas. Bos Karriere als Major Player war noch zu jung und Eddies Film zu alt.
„Daher der Spendenaufruf“, erklärte Eddie. „Einer alleine kann das nicht aufbringen. Aber wenn jeder seinen Teil dazu beisteuert, könnte es klappen.“
Kim lächelte ihn strahlend an. „Wir tun, was wir können. Sag uns einfach nur, wo und wann.“
„Danke. Sobald es einen Plan gibt, sag ich euch Bescheid. Außerdem werde ich es über den Sender ankündigen.“
„Du tust wirklich eine Menge für eine Frau, die du nicht auf diese Art magst“, grinste Bo.
Maureen war damit beschäftigt, einer Gruppe Freiwilliger und einigen Kindern zu helfen, den Weihnachtsbaum der Bücherei zu schmücken. Jedes Jahr spendeten Gail und Adam Wright, die Besitzer einer Baumschule an der Lakeshore Road, eine große Edeltanne. Eine Gruppe Feuerwehrleute hatte außerhalb der Dienstzeit geholfen, die sechs Meter hohe Tanne im Atrium der Bücherei aufzustellen. Die Dachfenster sorgten dafür, dass der große, zwei Stockwerke hohe Raum in ein winterlich weißes Licht gehüllt wurde.
Renée war mit ihren drei Kindern da. Daisy Bellamy gelang es irgendwie, Klein Charlie im Auge zu behalten, während sie ein Foto nach dem nächsten schoss. Nachdem die Lichter aufgehängt waren, durfte jedes Kind seinen selbst gemachten Schmuck an den Baum hängen. Freiwillige auf Leitern schmückten die oberen Zweige, währen die Kleinen mit großen Augen staunend dabeistanden.
Gail Wright hatte drei Kinder im Schulalter. Der Jüngste war George, der den Spitznamen Bear trug. Sein Ornament war ein etwas windschiefer Engel, den er aus einer Klopapierrolle gebastelt hatte. Die Flügel bestanden aus hölzernen Eisstielen. „Den habe ich für meinen Dad gemacht“, erklärte er Maureen. „Er ist im Einsatz und kommt zu Weihnachten nicht nach Hause.“
„Komm, lass uns ein Foto von dir damit machen“, schlugMaureen vor und nahm den Jungen an der Hand. „Das kannst du ihm dann schicken.“
Mit finsterem Blick schaute er sie an; er ließ sich keine Sekunde lang an der Nase herumführen. Sein Vater war nicht da, und ein Foto war nicht das Gleiche. Ihr Herz schmerzte vor Mitgefühl für den kleinen Jungen, seine Mutter und Geschwister. Adam Wright war der Nationalgarde beigetreten, um das Einkommen der Baumschule in den mageren Jahren etwas aufzubessern. Er hatte
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