Weihnachtsengel gibt es doch
Grund für den heutigen Besuch in der Bar war ein künstlerischer. Eddie und drei andere Männer hatten zusammen eine Band, die sich „Inner Child“ nannte. Wann immer Eddie in der Stadt war, spielt er die Leadgitarre und sang. Noah Shepherd saß am Schlagzeug, Bo Crutcher spielte Bass und Rayburn Tolley Keyboard. Eddie und Ray machten schon sehr lange gemeinsam Musik. Im Laufe der Jahre hatten viele Leute Eddie aufgegeben, aber nicht Ray. Nicht mal dann, als Eddie sich gewünscht hatte, er würde es tun.
Zu viert hatten sie unglaublich wenig Erfolg, aber dafür umso mehr Spaß, wenn sie für ein vertrautes, freundliches Publikum in einer Bar oder auf einem örtlichen Festival spielten.
Eddie kam als Letzter an. Er betrat die warme, höhlenartige Bar. „Jungs“, grüßte er und schnappte sich ein Barhandtuch, um den Schnee von seinem Gitarrenkoffer zu wischen.In der Bar hing ein leicht hefiger Geruch, der sich mit dem Rauch vom offenen Kamin vermischte.
Maggie Lynn, die Besitzerin des Hilltop, hatte eine frische Kanne Kaffee gebrüht, da sie Eddies Getränkegeschmack kannte. Er schenkte ihr sein schönes Lächeln. „Du bist ein Engel.“
„Ja, sicher.“ Sie schüttelte den Kopf. „Versuch mal, meinen Ex davon zu überzeugen.“
„Da muss ich passen“, sagte er und ging zur Bühne, um aufzubauen. Es waren nur ein paar Gäste anwesend – ein Pärchen, das in einer Nische saß, und zwei Männer an der Bar, die ein Eishockeyspiel im Fernsehen verfolgten.
„Wie läuft’s mit Little Miss Sunshine?“, Ray hielt kurz mit dem Ausrollen des Stromkabels inne.
„Du meinst Maureen Davenport“, grummelte Eddie.
„Ich bin davon ausgegangen, dass du inzwischen schon dabei wärst, sie in dein Bett zu quatschen.“
„Erstens ist sie nicht mein Typ, und zweitens trifft sie sich mit jemandem.“
Ray hob skeptisch die Augenbrauen. „Ja? Mit wem?“
„Ich kenne ihn nicht. Es kann aber sein, dass er für Lonigan Trucking arbeitet.“
„Lonnie?“ Ray machte eine Pause. „Sie trifft sich nicht mit ihm. Zumindest nicht im Sinne einer Verabredung.“
„Woher weißt du das?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es einfach.“
„Komm schon. Raus mit der Sprache. Woher?“
„Hey, wenn du mir nicht glaubst, frag doch einfach sie. Maureen. Noch besser, bitte sie um eine Verabredung, und hör auf, uns mit deinem Gemoser auf die Nerven zu gehen.“
„Ich mo…“
„Junge“, machte Ray Eddie nach. „Tust du doch. Und jetzt halt den Mund, und sing.“
Es störte ihn, dass alle Welt dachte, er hätte ein Interessean der Bibliothekarin. Jeder, der auch nur eine halbe Gehirnzelle sein Eigen nannte, musste doch sehen, dass sie überhaupt nicht sein Typ war. Diese ernste, kluge, ausgeglichene Frau hatte nichts mit Eddie Haven gemeinsam. „Okay, fangen wir an.“
Sie wärmten sich mit einigen alten Hits auf und experimentierten dann mit ein paar neuen Songs. Eddie hatte gemeinsam mit seinen Schülern ein Lied geschrieben, das er nun mit seiner Band das erste Mal öffentlich aufführte. Der Song wurde von Maggie Lynn und ihren inzwischen zahlreicheren Gästen mit enthusiastischem Applaus aufgenommen. Ein paar Frauen standen mit ihren Freunden um einen tresenhohen Tisch und versuchten, Blickkontakt mit ihm herzustellen. Normalerweise wäre er darauf eingegangen, aber heute Abend waren seine Gedanken woanders.
„Das ist ein toller Song“, sagte Ray. „Du solltest so was beruflich machen.“
„Ha, ha“, sagte Eddie.
Sie beendeten ihren Auftritt relativ zeitig, da nicht so viele Gäste da waren. Bo und Noah waren beide ziemlich frisch verheiratet und konnten es kaum erwarten, nach Hause zu gehen. Eddie und Ray spielten eine Partie Billard, da stieß Ray ihn mit dem Queue an. „Sieh nicht hin, Loverboy, aber du bekommst Gesellschaft.“
Eddie drehte sich zur Tür um. Da stand Maureen Davenport, die Arme gegen die Kälte um den Oberkörper geschlungen und auf dem Gesicht einen Ausdruck, als hätte sie etwas Schlechtes gerochen. In Eddies Kopf hörte er die Stimmen von Freunden und Kollegen: Du bist total in sie verknallt. Du stehst auf sie … Und entgegen allen Erwartungen stimmte es. Sie war verletzlich und ernsthaft und ein bisschen kratzbürstig. Sie war in allem das totale Gegenteil von dem, worauf er bei einer Frau stand. Aber er mochte sie trotzdem.Mit einer Handbewegung lud er sie zu sich sein. „Sie sind ja spät unterwegs“, sagte er. „Ist alles in Ordnung?“
Während sie sich aus
Weitere Kostenlose Bücher