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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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nicht.“
    „Sie wissen nicht, wie lange es dauert, ein Lied zu schreiben?“
    „Es dauert so lange, wie es eben dauert. Genauer kann ich das nicht sagen.“
    An einer Ampel hielt sie an und musterte Eddie kurz, aber intensiv. Dann setzte sie den Blinker und schlug eine Richtung ein, die sie von der Willow Street wegführte.
    „Hey“, protestierte Eddie. „Ich dachte, Sie fahren mich nach Hau se.“
    „Ich hab meine Meinung geändert“, sagte sie. „Wir fahren zu mir nach Hause.“
    Maureen wusste, dass sie ein großes Risiko einging, wenn sie Eddie mitnahm. Nur sie beide allein, zu dieser Stunde. Aber sie war verzweifelt. Sie brauchte diesen Song von ihm. Und er musste umwerfend werden.
    „Das ist die Bücherei“, bemerkte Eddie.
    „Dessen bin ich mir wohl bewusst.“ Sie nahm seine Gitarre vom Rücksitz und reicht sie ihm. Dann holte sie einen Schlüsselbund aus ihrer Tasche, ging an der Seite des Gebäudes entlang und öffnete die Tür vom Mitarbeitereingang.
    „Es ist elf Uhr nachts.“
    „Ich kann die Uhr auch schon lesen.“
    „Ich dachte, wir gehen zu Ihnen nach Hause.“
    „Das hier ist mein Zuhause.“
    „Und wir sind genau weswegen hier?“
    „Weil Sie Luft brauchen. Und dafür ist die Bücherei der perfekte Ort.“ Sie schaltete die Alarmanlage ab und ging voran durch das im Dunkeln liegende Büro mit seinen vollgepackten Schreibtischen und Regalen voller Bücher, um schließlich in dem öffentlichen Teil der Bücherei zu landen.
    „Ich und meine große Klappe“, murmelte Eddie.
    Sie blieb vor einem kleinen Raum stehen, der nur ein Fenster hatte und in dem ein Tisch, ein paar Stühle, ein altes Klavier und sonst nichts stand.
    „Wir nennen ihn das Klavierzimmer“, erklärte sie. „Mit geschlossener Tür ist es beinahe schalldicht. Meistens wird er von Studiengruppen oder Nachhilfelehrern benutzt. Und heute fürs Komponieren. Sie sind unser erster Komponist in diesen heiligen Hallen.“
    „Das sieht aus wie im Plasma-Zentrum.“
    „Ich weiß leider nicht, was das ist.“
    „Das ist ein Ort, wo Leute ihr Blut für Geld verkaufen. Wussten Sie, dass Plasma dreißig Dollar pro halben Liter wert ist?“
    Sie schüttelte sich. „Ich hatte keine Ahnung, dass man sein Blut verkaufen kann. Ich dachte, man spendet es.“
    „Sie leben ein wirklich behütetes Leben. Plasma zu verkaufen ist etwas für Leute, die nichts mehr haben.“
    „Hm. Ich stehe vielleicht auch bald ohne Job da …“ Sie lachte. „Ich mach nur Witze. Ich glaube, das Deckenlicht ist ein wenig grell. Warten Sie eine Sekunde.“ Sie ging in die Vorleseecke der Kinder und kehrte mit einer Stehlampe mit einem altmodischen, fransenbesetzten Schirm wieder. Als sie sich hinunterbeugte, um den Stecker in die Steckdose zu stecken, war Eddie sehr still. Sie richtete sich auf und war verwirrt angesichts seines ergriffenen Gesichtsausdrucks. „Stimmt was nicht?“, fragte sie.
    „Nein, ganz im Gegenteil.“
    Misstrauen regte sich in ihr. „Wieso sehen Sie mich so an?“
    „Lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich bin zu einem Fan von Ihnen geworden.“
    „Wie bit te?“
    „Ich habe mir Ihren Hintern angeschaut.“
    Wenn Sterben eine Option gewesen wäre, hätte Maureen sie in diesem Moment vermutlich gewählt. „Das ist widerwärtig.“
    „Jede Frau, die vor einem Mann auf die Knie geht, wird angeschaut, so einfach ist das. Und falls es Sie interessiert, Sie haben einen ganz erstaunlichen Hintern. Einen von Weltklasse, wirklich. Das ist mir vorher nie aufgefallen.“
    Sie funkelte ihn wütend an. „Das sollte es auch nicht.“
    „Sie sind eine attraktive Frau, Maureen. Warum versuchen Sie so krampfhaft, das zu verbergen?“
    „Ich verberge gar nichts.“
    Er ließ sich Zeit damit, sie genau zu betrachten. Ihren dicken Strickpulli und die übergroße Jacke. „Ja, klar. Was ist eigentlich mit dem Mann, mit dem ich Sie vorhin gesehen habe – verstecken Sie ihn?“
    Sie schaute ihn fragend an. „Welcher Mann?“
    „Er fährt einen Truck?“
    Oh, verdammt, dachte Maureen. „Das ist Lonnie. Und ich werde mit Ihnen nicht über ihn reden.“
    „Verdammt. Ray hat gesagt, ich solle Sie fragen.“
    „Sie haben mit Ray über mich gesprochen. Und über Lonnie?“
    „Ist das ein Verbrechen?“
    „Es ist unverschämt neugierig.“
    „Dann verklagen Sie mich doch. Gehen Sie mit ihm aus?“
    „ Nein. “
    „Haben Sie sonst einen Freund?“, fragte Eddie.
    Niemals hätte sie erwartet, so eine Unterhaltung mit Eddie zu führen.

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