Weihnachtsengel gibt es doch
…“
„Pst. Ich will kein Geschenk von dir.“ Er trat zur Seite und hielt die Tür weit auf.
Da, auf der Straße vor ihrem Haus, stand Lonnies Truck, der schnell mit einigen Tannenzweigen geschmückt war und auf dessen Ladefläche sich viele Menschen drängten – Besucher der Bücherei, wie sie erkannte. Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Andere hatten sich auf dem schneebedeckten Rasen versammelt. Aus den Autolautsprechern ertönte Weihnachtsmusik.
„Vernehmen Sie die frohe Kunde.“ Feierlich erhob Mr Shannon seine Stimme über die Musik. „Die Freie Bücherei Avalon bleibt geöffnet. Gleich nach Mitternacht ist das Spendenziel erreicht worden.“
Maureen trat hinaus auf die Veranda. Ihre Familie versammeltesich hinter ihr, und allgemeiner Jubel brach aus. „Wir behalten die Bücherei!“, riefen die Leute.
Sie wandte sich an Eddie. „Was hast du getan?“
Er erzählte ihr, dass Lonnies Truck wie ein Paradewagen die ganze Nacht durch die Straßen von Avalon gefahren war und die Leute aufgefordert hatte, die Bücherei zu retten. Andere waren von Tür zu Tür gegangen und hatten um Spenden gebeten. Kinder und ihre Eltern hatten geholfen. Notfall-E-Mails waren verschickt worden, und eine Telefonkette voller Freiwilliger hatte ohne Unterlass gearbeitet. Die Jungs aus dem Krippenspiel, allen voran Cecil Byrne, hatten ein Video zu seinem Weihnachtslied zusammengeschnitten und es über das Internet gegen eine Spende für die Bücherei zum Download angeboten. Gemeinsam hatten sie es so geschafft, das Ziel zu erreichen. Die Bücherei war gesichert.
Maureen war eine ganze Weile lang sprachlos. Sie umarmte jeden, sie weinte, sie lachte. „Wir haben unsere Bücherei zurück!“, erzählte sie jedem, der zuhörte. Ein paar Leute fanden sich zu einem spontanen kleinen Konzert auf dem Rasen vor dem Haus zusammen.
Eddie nahm Maureen bei der Hand und zog sie ins Haus, in eine ruhige Ecke am Kamin. Sie wollte ihn bitten, sie nicht zu berühren, sie nicht daran zu erinnern, dass es Dinge gab, die nicht wieder geradegerückt werden konnten, nicht einmal von den versammelten Kräften einer ganzen Gemeinde. Doch ein anderer Teil von ihr wollte ihn festhalten und nie wieder gehen lassen. Sehr vorsichtig entzog sie ihm ihre Hand.
„Was du getan hast – was ihr alle getan habt –, ist einfach so … unglaublich, Eddie. Wie kann ich dir dafür nur danken?“
Er lächelte sie an und legte dann sanft seine Hand an ihre Wange. Mit seinem Daumen fing er eine verirrte Träne auf. „Das hast du gerade getan.“
Ihre Dankbarkeit war das eine, aber sie reichte nicht, um ihre Probleme auch nur ansatzweise zu lösen. Maureen erinnerte sich daran, wie wütend Eddie gewesen war, dass sie seine Eltern zu dem Krippenspiel eingeladen hatte. „Und deine Eltern?“
„Ich war unglaublich wütend, dass du sie gebeten hast, über Weihnachten hierherzukommen.“
„Ich hätte mich nicht einmischen sollen. Das war falsch von mir, und es tut mir leid.“
„War es falsch, wenn etwas Richtiges dabei herausgekommen ist?“
„Wie meinst du das?“
Er nahm sie an den Schultern und drehte sie herum in Richtung Küche, wo ihr Vater und Hannah den Havens gerade Kaffee servierten. „Es gibt nichts zu verzeihen“, sagte er. „Ich war ein Idiot, und du hattest recht, was sie angeht. Ich war noch nie mit jemandem zusammen, der in mir den Wunsch geweckt hat, besser zu sein, als ich bin. Ich schätze, das hat mich in Panik versetzt, und deshalb habe ich dich von mir gestoßen.“
Sie hielt ihre Hoffnung in Schach, vertraute noch nicht dem, was ihr Herz ihr sagte. Sie dachte an den vorherigen Abend und wie einsam und leer sie sich gefühlt hatte. Noch so eine Nacht würde sie nicht überleben. „Ich freue mich für dich, Eddie. Und für deine Familie. Aber wir beide … Das sehe ich einfach nicht.“
„Bullshit“, sagte er. „Tut mir leid, Blödsinn. Du versteckst dich hinter dem alten Schmerz oder benutzt ihn als Ausrede, da bin ich mir noch nicht sicher. Und sag mir nicht, dass du dich nicht noch mal verlieben kannst, weil dir dann vielleicht das Herz gebrochen wird. Weiß du was, Maureen? Das kann tatsächlich passieren. Da wärst du nicht die Erste – und nicht die Letzte. Und weißt du noch was? Du wirst vielleicht auch überhaupt nicht verletzt. Das hier könnte genau das sein,worauf du gewartet hast. Aber du hast vor beiden Ergebnissen gleich viel Angst.“
„Was hat dich denn zu so einem Experten auf diesem Gebiet
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