Weihnachtsengel gibt es doch
nicht zu, dass wir die gescheiterten Existenzen vergessen, so wie Lindsay Lohan, McCauley Culkin, Danny Bona… dingsbums. Und dann sind da noch die, die leidlich Erfolg in Fernsehserien oder an Theatern haben. Und genauso viele, die sich komplett aus dem Business zurückgezogen haben. Das überrascht die Leute oft.“
„Natürlich tut es das“, sagte sie. „Ich meine, wenn man einen Helden wie Jimmy zum Leben erweckt, glauben wir, Zeuge zu werden, wie ein Star geboren wird.“
Er kicherte. „Wenn man mit fünf Jahren in diesem Geschäft anfängt, tut man das nicht, weil man seiner Leidenschaft folgt. Vielmehr folgt man den Anweisungen der Erwachsenen. Einer der Vorteile, den Film gemacht zu haben, war, dass ich meinen Namen ändern konnte. Und auch meine Eltern sind zu ihren normalen Namen zurückgekehrt: Barb und Lar ry.“
Maureen hätte die ganze Nacht dasitzen und ihm zuhören können. Doch er hörte auf zu reden und betrachtete sie eine ganze Weile stumm. Sie war sich nicht sicher, aber – ja doch, sie war sich sicher. Er starrte auf ihren Mund.
„Normalerweise rede ich nicht darüber“, sagte er.
„Ich werde es niemandem verraten“, versprach sie.
„Es ist kein Geheimnis. Nur … etwas, das in der Vergangenheit liegt. Nun aber genug von mir“, sagte er sanft.
„Okay“, stimmte sie hastig zu. „Sie sind ja hier, um zuschreiben. Ich lasse Sie dann mal Ihre Arbeit machen.“
„Ich brauche eine Inspiration.“ Er knipste das Deckenlicht aus und die Stehlampe an, die den Raum in ein bernsteinfarbenes Licht hüllte.
„Damit kann ich leider nicht dienen“, sagte sie.
„Oh doch.“ Er legte seine Hände auf ihre Schultern. „Das können Sie.“
Die Berührung setzte sie beinahe in Flammen. Sie versuchte ein lockeres, wegwerfendes Lachen, aber daraus wurde nur ein hilfloses kleines Keuchen.
„Ernsthaft“, sagte er. „Sie können das.“
„Was, in aller Welt, tun Sie da?“
„Ich versuche nur, ein bisschen interessanter zu sein als eine Briefmarkenausstellung.“ Sehr sanft, aber bestimmt schob er sie ein paar Schritte nach hinten, sodass sie zwischen ihm und dem Tisch gefangen war. „Ich könnte ein Lied darüber schreiben, wie man in einer Bücherei rummacht.“
„Also nutzen Sie mich nur zur Inspiration“, sagte sie.
„Nein, ich sterbe vor Sehnsucht danach, mit dir herumzumachen.“
Sie bekämpfte den Wunsch, es zuzulassen, und drückte ihn mit beiden Händen von sich. „Das ist nicht lustig, Eddie.“ Ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton. Sie kannte die Quelle dessen, aber in Eddies Ohren klang es vermutlich einfach nur kindisch und schrill.
Er trat einen Schritt zurück und hielt seine Hände hoch. „Okay, wie Sie meinen.“ Er kehrte zum förmlichen Sie zurück. „Ich höre schon auf.“
Sie nickte grimmig. „Sie haben einen Job zu erledigen.“
„Job?“
„Das Weihnachtslied.“
„Ich kann Weihnachten nicht ausstehen, wissen Sie noch?“
„Das haben Sie bereits mehrfach erwähnt. Aber ichverstehe immer noch nicht, warum.“
„Und ich verstehe nicht, warum Sie es so gerne mögen.“
„Das ist die Jahreszeit der Wunder“, erklärte sie. „Jeder versucht, so gut wie möglich zu sein – freundlich und großzügig. Und hier in dieser Stadt hat diese Zeit eine ganz besondere Schönheit – und für mich auch eine ganze spezielle Bedeutung. Weihnachten hier zu verbringen hat mir in einer sehr schweren Zeit meines Lebens geholfen.“ In dem Moment, wo sie die Worte ausgesprochen hatte, wünschte sie, sie zurücknehmen zu können.
Jetzt machte er das Zeichen für ein Time-out. „Darüber muss ich jetzt alles hören.“
„Nein, müssen Sie nicht. Und wieso sollte es Sie überhaupt interessieren?“
„Sie wirken nicht wie ein Mensch, der jemals schwierige Zeiten erlebt hat.“
„Wirklich? Wie was für ein Mensch wirke ich denn sonst?“
„Wie ein Mensch, der sich mit seiner Familie versteht, jeden Sonntag in die Kirche geht und niemals einen unkeuschen Gedanken hat. Jemand, der abends gerne zu Hause bleibt und es sich im Schlafanzug mit einem guten Buch und der Katze gemütlich macht.“
Zwei Katzen, dachte sie, weigerte sich aber, das zuzugeben. „Sie glauben, Sie haben mich vollkommen durchschaut, oder?“ Sie zeigte auf den Klavierhocker. „Fangen Sie an zu schreiben.“
Er lachte. „So funktioniert das nicht.“
„Dann klären Sie mich auf. Wie funktioniert es denn?“
„Ich muss das Lied erst fühlen.“
„Und wie machen Sie
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