Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
wenn seine kleine Emily nicht unterwegs gewesen wäre, wäre er wohl nie auf die Idee gekommen, sich auf den Posten als Kriminalkommissar im Innendienst zu bewerben.
Hinterher, als alles umsonst gewesen war, hatte er keine Kraft gehabt, noch mal zu wechseln. Er war kaum in der Lage gewesen, von einem Tag auf den anderen zu überleben.
Aber das Tempo bei der Nacka-Polizei war hoch und die Arbeit intensiv, und er fand sich erstaunlich schnell in dem neuen Dienst zurecht, auch wenn er sich hin und wieder, besonders während der Sommersaison, nach der Freiheit als Wasserschutzpolizist draußen im Schärengarten zurücksehnte.
Margit Grankvist, Kollegin und wesentlich erfahrenere Kriminalkommissarin, steckte ihren kurzhaarigen Kopf zur Tür herein und unterbrach seine Gedanken.
»Thomas, wir müssen zum Alten. Auf Sandhamn wurde ein Toter gefunden.«
Thomas blickte auf.
Der Alte, das war der Chef der Kriminalabteilung in Nacka, Göran Persson. Dass er denselben Namen trug wie der Ministerpräsident, war etwas, das er keineswegs schätzte. Er vergaß nie zu betonen, dass seine politischen Präferenzen nicht notwendigerweise mit denen des Ministerpräsidenten übereinstimmten. Darauf, welches denn seine Präferenzen waren, wollte er allerdings nicht weiter eingehen. Da er außerdem eine gewisse Körperfülle besaß, nicht unähnlich der des Regierungschefs, hielt sich seine Begeisterung über alle Vergleiche, die seine gutmeinenden Kollegen von sich gaben, sehr in Grenzen.
Er war ein Polizist der altmodischen Sorte, nüchtern und ziemlich wortkarg. Aber das Arbeitsklima unter ihm war angenehm, und er wurde von seinen Mitarbeitern geschätzt. Er war penibel, klug und sehr, sehr erfahren.
Als Thomas ins Büro des Alten kam, saß Margit mit einer ihrer unzähligen Tassen Kaffee bereits dort. Der Kaffeeautomat in ihrer Abteilung produzierte ein Gebräu, das die meisten Leute umbringen würde, es war das reinste Rattengift. Wie Margit das Zeug in diesen Mengen in sich hineinschütten konnte, war unbegreiflich. Thomas selbst war zum ersten Mal in seinem Leben dazu übergegangen, Tee zu trinken.
»Man hat also einen Toten am Nordweststrand von Sandhamn gefunden«, sagte der Alte. »Die Leiche ist offenbar ziemlich ramponiert, scheint wohl schon eine ganze Weile im Wasser gelegen zu haben.«
Margit notierte etwas auf ihrem Block, bevor sie hochsah.
»Wer hat sie gefunden?«
»Irgend so ein Segler. Der arme Kerl ist offensichtlich ziemlich geschockt. War sicher kein schöner Anblick. Er hat vor einer guten Stunde Alarm geschlagen, kurz vor sieben heute Morgen. Er ging mit seinem Hund am Strand spazieren, als er mehr oder weniger über die Leiche stolperte.«
»Besteht Mordverdacht?«, fragte Thomas, während er seinen Notizblock hervorholte. »Gibt es Anzeichen von Misshandlung oder sonstiger Gewalt?«
»Für eine Aussage dazu ist es noch zu früh. Der Körper war anscheinend in ein Fischernetz verstrickt. Die Wasserschutzpolizei ist jedenfalls unterwegs dorthin, um die Sache zu untersuchen, und die Bergung der Leiche ist auch bereits organisiert.«
Der Alte blickte Thomas vielsagend an. »Du hast doch ein Haus auf Harö, wenn ich mich recht erinnere. Liegt Harö nicht gleich neben Sandhamn?«
Thomas nickte. »Man fährt nur zehn, fünfzehn Minuten von einer Insel zur anderen.«
»Ausgezeichnet. Du kennst dich also dort aus. Fahr mal raus nach Sandhamn und sieh dich um. Bei der Gelegenheit kannst du gleich deinen alten Kumpels von der Wasserschutzpolizei Guten Tag sagen.«
Ein feines Lächeln umspielte die Lippen des Polizeichefs.
»Spricht etwas dafür, eine Morduntersuchung einzuleiten?«, erkundigte sich Thomas mit einem Blick auf den Alten.
»Bis auf Weiteres behandeln wir die Sache als ungeklärten Todesfall. Falls eine Morduntersuchung daraus werden sollte, übernimmt Margit die Leitung der Ermittlungen, aber bis dahin, denke ich, kannst du dich darum kümmern.«
»Passt mir ausgezeichnet«, sagte Margit. »Ich stecke bis zum Hals in Berichten, die alle noch vor meinem Urlaub rausmüssen. Übernimm du das ruhig!«
Sie nickte nachdrücklich, um ihre Worte zu unterstreichen. Keine Frage, der Urlaubs-Countdown hatte begonnen. Nur noch ein paar Tage Schreibtischarbeit, und dann winkte die Freiheit in Gestalt eines gemieteten Sommerhäuschens an der Westküste und vier Wochen mit der Familie.
Der Alte sah auf die Uhr.
»Ich habe mit der Hubschrauberbereitschaft gesprochen. Sie sind sowieso in der Stadt,
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