Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
zögern.
Mit zitternder Hand tastete sie nach ihrem Mobiltelefon, um Hilfe herbeizurufen, als ihr einfiel, dass es aussichtslos war. Bis jemand das Haus erreichte, würde es mindestens eine halbe Stunde dauern, wenn nicht länger. Wie sollte sie sich unterdessen wehren, falls der Fremde das Fenster einschlug und sie angriff?
Es war kein Werkzeug im Haus, sie hatte nichts, um sich zu verteidigen.
Jetzt vibrierte der Fußboden wieder, so als würde der Fremde die Veranda verlassen.
Sara hielt den Atem an. Ging er weg?
Die Sekunden verstrichen. Plötzlich hörte sie ihn an der Haustür. Unwillkürlich heulte Sara vor Angst auf. Die Küchenmesser, fuhr es ihr durch den Kopf, konnte sie es schaffen, in die Küche zu laufen und sich mit einem Messer zu bewaffnen?
Entsetzt fiel ihr ein, dass sie die Tür nicht hinter sichabgeschlossen hatte. Sie hatte sie nur zugezogen, bevor sie in Tränen ausgebrochen war.
Die Türklinke wurde zögernd heruntergedrückt.
Sara versuchte hastig, nach hinten in den Flur zu rutschen.
Die Tür ging auf, und ein dunkler Schatten erschien in der Türöffnung.
»Sara«, sagte eine vertraute Stimme. »Ist alles in Ordnung?«
Es war Martin.
Er zog die Tür hinter sich zu, und als er die Deckenlampe einschaltete, sah er, dass Sara zusammengekrümmt auf dem Boden kauerte, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
»Ich dachte, du wärst ein Einbrecher«, flüsterte sie und brach wieder in Tränen aus.
»Liebes!«
Martin fiel auf die Knie und schloss sie in die Arme. Vorsichtig wiegte er ihren erstarrten Körper hin und her.
»Entschuldige«, murmelte er in ihr Haar. »Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe, entschuldige, dass ich so ein Dummkopf gewesen bin. Verzeih mir, bitte verzeih mir.«
Langsam verebbte Saras Schluchzen.
Martin half ihr aufzustehen, führte sie behutsam zum Sofa und deckte sie mit einer Wolldecke zu. Dann setzte er sich neben sie und nahm ihre Hand.
»Ich habe mich wie ein kompletter Idiot benommen«, sagte er leise. »Bitte, gib mir noch eine Chance. Nur noch dieses eine Mal. Ich will dich und unser Kind nicht verlieren. Ich würde alles für dich tun.«
Sara war immer noch völlig benommen.
»Wie kommst du hierher?«, fragte sie. »Mitten in der Nacht.«
Er lächelte schief.
»Ich habe deine Mutter so lange angebettelt, bis sie mir gesagt hat, wo du bist. Und dann habe ich mir ein Zimmer im Seglerhotel erbettelt. Ich bin immer wieder hierhergegangen, um mit dir zu reden. Vorhin habe ich dich endlich kommen sehen, und als du ins Haus gestürmt bist, ohne das Licht einzuschalten, habe ich mir Sorgen gemacht.«
Er hob ihre Hand an seine Lippen.
»Verzeih mir«, flüsterte er wieder. »Ich liebe dich so sehr.«
Sara sah ihn an. Seine Augen waren blank, genau wie ihre. Um seinen Mund zuckte es, als kämpfe er mit den Tränen.
»Ich liebe dich auch«, erwiderte sie leise und zog ihn in ihre Arme.
Es würde ein gutes neues Jahr werden … trotz allem.
Leseprobe: Tödlicher Mittsommer
Leseprobe
Viveca Sten, Tödlicher Mittsommer
Widmung
Für meine tapfere Mama
Prolog
Prolog
Es war vollkommen still, so still, wie es nur im Winter sein kann, wenn der Schärengarten den Einheimischen gehört und die lärmenden Sommergäste die Inseln noch nicht erobert haben.
Das Meer war glatt und dunkel, die Kälte des Winters lastete schwer auf dem Wasser. Auf den Schären hielten sich hartnäckig vereinzelte Schneereste, noch war nicht alles weggetaut. Ein paar Gänsesäger zeichneten sich als Punkte gegen den Himmel ab, und die Sonne stand immer noch tief über dem Horizont.
»Hilfe!«, schrie er. »Um Gottes willen, hilf mir!«
Das Tau, das ihm zugeworfen wurde, war zu einer Schlinge geknotet. Er zerrte sie sich in dem eisigen Wasser hastig über den Körper.
»Zieh mich hoch«, keuchte er und griff nach dem Bootsrand, mit Fingern, die vor Kälte schon steif wurden.
Als der Anker, an dem das Tau befestigt war, über die Reling geworfen wurde, wirkte er beinahe erstaunt, so als begriffe er nicht, dass dessen Gewicht ihn sehr schnell auf den Grund ziehen würde. Dass er nur noch ein paar Sekunden zu leben hatte, bevor sein Körper dem schweren Eisenklumpen folgen musste.
Das Letzte, was man von ihm sah, war die Hand, die in ein Fischernetz verstrickt durch die Wasseroberfläche stieß. Dann schlossen sich die Wellen wieder mit einem kaum wahrnehmbaren Schmatzen.
Danach war nur noch das Geräusch des Motors zu hören, als das Boot langsam wendete und
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