Weihnachtszauber 01
darüber weiter auszutauschen. Unter vier Augen“, fügte er hinzu.
„Du musst Mr. Foster berichten, dass du einen begeisterten Leser hast, meine Liebe“, mischte Mrs. Durham sich ein. „Die Bücher waren doch seine Idee ...“
„Ach ja?“, sagte Alex. Seine Augen wurden schmal. „Und wer, bitte, ist Mr. Foster?“
„Mr. Foster ist ein Antiquar aus dem Dorf“, erklärte Mrs. Durham. „Ein sehr angenehmer Herr, der Melicent immer äußerst großzügig an seinen Vorhaben beteiligt hat.“
„Verstehe“, erwiderte Alex. Melicent zuckte zusammen, als sie den Unterton in seiner Stimme hörte. Er wandte sich an sie. „Du besprichst deine Arbeit mit ihm?“
„Natürlich“, sagte Melicent, ganz aus der Fassung gebracht von seinem wilden, besitzergreifenden Blick und seiner angespannten Haltung.
Alex hielt inne, vor sich die Schüssel mit Rhabarberkompott. „Und die praktischen Aspekte, die Recherche, wenn man das so nennen darf ...“
„O nein“, sagte Melicent. „Das würde sich nicht schicken.“ Mr. Foster hatte sie tatsächlich eingeladen, ihn auf einer seiner Reisen zu den Herrenhäusern zu begleiten, aber sie hatte ablehnen müssen, da sie keine Anstandsdame gehabt hatte.
Alex’ Miene entspannte sich ein wenig. „Nun, wenigstens dafür darf man wohl dankbar sein.“
„Hätte ich mir ja denken können, dass du es missbilligen würdest“, sagte Melicent eine Spur trotzig. „Nur weil ich deine Frau bin ...“
„Das scheint mir ein durchaus hinreichender Grund“, erwiderte Alex. Er wandte sich seiner Schwiegermutter zu. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen möchten, Madam, Melicent und ich haben gewisse Dinge miteinander zu besprechen.“
„Natürlich“, sagte Mrs. Durham und wedelte mit der Hand. „Aber seien Sie bitte nicht zu streng mit Melicent, Mylord. Wir haben das Geld für meine Medizin gebraucht, verstehen Sie ...“
„Ihr habt also das Geld gebraucht“, stieß Alex zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, packte Melicent am Handgelenk und zerrte sie praktisch aus dem Speisesalon. „Und du glaubst, das rechtfertigt es, dass du dich auf diese Weise verkaufst?“
„Alex, nein!“ Melicent sah ihn voll Entsetzen an. „So schlimm ist es doch nicht! Ich weiß, es ist ein wenig ungewöhnlich ...“
„Ungewöhnlich? Ich kann mir nichts Erschreckenderes vorstellen.“
„Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so muffig sein könntest!“, fuhr Melicent ihn an.
„Wie lächerlich von dir ...“
„Das werden wir ja sehen.“
Er bewegte sich so schnell, dass sie keine Zeit mehr hatte, ihm auszuweichen. Im einen Augenblick hatten sie in dem dunklen Flur im Erdgeschoss gestanden, wo es nach gekochtem Gemüse roch, im nächsten hielt er sie umfasst, seine Lippen lagen auf den ihren, und die harte Wirklichkeit zerstob. Plötzlich fühlte sie sich unglaublich lebendig und wild.
Er küsste sie ungestüm, fast als wollte er sie in Besitz nehmen und ihr sein Siegel aufdrücken, um sie für immer als die seine zu brandmarken. Melicent wurden die Knie weich, und sie schlang ihm die Arme um den Nacken, um sich festzuhalten. Er zog sie dichter an sich, bis ihre Körper miteinander zu verschmelzen schienen und sie seine Erregung nur allzu deutlich spüren konnte. Sie stöhnte, und er vertiefte den Kuss, erforschte sie mit der Zunge. Ihre Begierde war ebenso groß wie die seine, und so krallte sie ihm die Finger ins Haar und gab sich ihm mit aller Offenheit und Großzügigkeit hin, die ihrem Wesen zu eigen war, verloren in dem wunderbaren Kuss. Die Leidenschaft, die sich zwischen ihnen entzündet hatte, kam so unerwartet, dass sie an sich schon pure Verführung war. Sie wollte gar nicht widerstehen.
Erst als Alex den Griff ein wenig lockerte, machte sich die Wirklichkeit wieder störend bemerkbar: Sie sah den düsteren Flur, hörte die schrille Stimme ihrer Mutter, die Aloysius im Speisezimmer irgendeine Strafpredigt hielt, und dann wollte sie dem Ganzen nur noch mehr entkommen.
Alex zog sie zur Treppe. Er atmete schwer, und in seinen Augen glitzerte Begierde.
„Nach oben“, sagte er. „Jetzt.“
Melicent hielt den Atem an, und ein Schauer überlief sie von Kopf bis Fuß. Es kam ihr unmöglich vor, dass Alex sie in der schäbigen Umgebung von Meadow Cottage lieben und sie damit an einen magischen Ort befördern würde, wo sie all ihre Reue, all ihre Sorgen vergessen würde und so frei und wild und ungezügelt sein konnte, wie sie wollte. Sie zitterte bei der bloßen
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