Weihnachtszauber 01
ihr klar wurde, welch schlechte Entschuldigung das für Sebastian war.
Da allerdings hatte Martin bereits einen wütenden Schrei ausgestoßen, Fleet mit einem Ruck auf die Füße gezogen und ihn dann mit einem Faustschlag zu Boden gesandt.
Stille senkte sich über den Raum.
„Das war äußerst unfair“, verkündete Clara schließlich entrüstet. Sie ließ sich neben dem Duke auf die Knie sinken und bettete seinen Kopf in ihrem Schoß. „Du hast ihm nicht einmal die Möglichkeit gegeben, sich zu verteidigen!“
„Ich habe es nicht besser verdient“, bekannte Sebastian zur allgemeinen Überraschung. Er tastete sein Kinn ab, schien vom Ergebnis der Untersuchung beruhigt zu sein und fuhr, da sein Kehlkopf schmerzte, leise fort: „Wenn ich eine Schwester hätte, hätte ich mich genauso verhalten.“ Dann schaute er Martin fest an.
„Davencourt, ich möchte mich entschuldigen und Sie um Vergebung bitten. Ich habe mich ganz abscheulich benommen. Doch ich kann Ihnen versichern, dass Clara wirklich nicht das Geringste zugestoßen ist.“
Fleet hatte – wie Martin zufrieden feststellte – die Drohung, ihm die Freundschaft zu kündigen, offenbar ernst genommen. Warum sonst hätte er ihn plötzlich respektvoll mit ‚Sie‘ anreden sollen? In herablassendem Ton meinte Davencourt: „O ja, weil Sie zu betrunken waren, um sie zu verführen.“
„Ja, und weil ich ihr die größte Achtung entgegenbringe und sie so bald wie möglich heiraten will.“
„Bei Jupiter!“, rief einer der Gentlemen. Amy riss die Augen auf, Annis stieß einen kleinen Schrei aus, Kitty und Juliana wechselten einen langen verständnisvollen Blick.
Um Perchs Lippen spielte, wie Clara zu sehen glaubte, ein zufriedenes kleines Lächeln.
Erleichtert atmete sie auf.
„Wenn Sie gestatten, Miss Davencourt“, sagte der Butler, „dann möchte ich Ihnen als Erster meine Glückwünsche aussprechen.“
„Glückwünsche?“, schrie Martin, dessen Gesicht noch immer rot vor Zorn war.
„Glückwünsche? Ha! Ich werde meiner Schwester nicht gestatten, einen Wüstling zu heiraten.“
„Martin, Darling“, mischte Juliana sich ein und legte ihm leicht die Hand auf den Arm, „ich verstehe deine Bedenken. Aber ich halte es doch für angebracht, die Sache von allen Seiten zu beleuchten und dann in aller Ruhe eine Entscheidung zu treffen.“
„Von allen Seiten?“ Er fuhr herum und blitzte sie an. „Unsinn! Und wie kommst du darauf, dass man hier irgendetwas in Ruhe tun könnte? Ich jedenfalls bin nicht ruhig!
Und die Seite, die mir bekannt ist, reicht mir vollkommen!“
„Das ist offensichtlich, mein Lieber“, stellte Juliana trocken fest. Dann wandte sie sich ihrer Schwägerin zu. „Clara, du kommst jetzt mit uns nach Hause. Sebastian, es wäre schön, wenn Sie heute Abend mit uns dinieren würden. Großtante Eleanor ist zu Besuch. Wenn es Ihnen gelingt, die alte Dame davon zu überzeugen, dass Sie der richtige Gatte für Clara sind, dann wird wohl auch kein anderer irgendwelche Einwände erheben.“
Sie wollte Clara zur Tür ziehen, doch Sebastian trat ihnen in den Weg. „Ladies und Gentleman“, begann er würdevoll, „ich würde gern kurz unter vier Augen mit meiner zukünftigen Gattin reden.“ Damit griff er nach Claras Hand.
„Ihre zukünftige Gattin!“, fuhr Martin auf. „Sie stellen meine Geduld wirklich auf eine harte Probe, Fleet. Noch ist meine Schwester nicht einmal mit Ihnen verlobt.“
Sebastian, der Clara nicht losgelassen hatte, sah ernst von einem zum andern. Dann wandte er sich noch einmal an Martin. „Nur eine Minute, Davencourt. Bitte.“
Ein allgemeines Murmeln setzte ein, und nach und nach verließen alle den Raum.
Nur Martin schien entschlossen, Clara nicht mit dem Duke allein zu lassen. Erst als Juliana nach seiner Hand griff, folgte er ihr widerwillig in den Flur. „Nur eine Minute!“, warnte er seine Schwester im Hinausgehen.
Sobald die Tür sich hinter Martin geschlossen hatte, zog Sebastian Clara fest an sich.
„Ich habe dir die Frage schon letzte Nacht gestellt. Doch da wolltest du nicht antworten. Sag, Liebste, willst du mich heiraten?“
„Ja, das will ich!“ Ihre Augen strahlten. „Ich bin so froh, dass du mich endlich gefragt hast. Weißt du, ich hätte es wahrscheinlich nicht gewagt, das Schicksal herauszufordern, indem ich dir zum zweiten Mal einen Antrag mache. Schließlich möchte eine Dame nicht den Eindruck erwecken, sie leide unter Torschlusspanik.“
„Torschlusspanik?“,
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