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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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»Sie müssen versuchen, die positive
Seite zu sehen. Die Entführer halten Kontakt zu uns. Wir haben den Beweis, dass Ihre Töchter am Leben sind. Wir werden sie finden.«
    »Und was ist mit den acht Millionen Dollar Lösegeld, stellen Sie die auch zur Verfügung?«, fragte Steve bitter.
    Carlson war sich unschlüssig, ob er ihnen zu diesem Zeitpunkt schon Hoffnungen machen sollte. Sein Kollege Dom Picella hatte heute mit einer Reihe von Agenten den ganzen Tag bei C.F.G.&Y. zugebracht, der Investmentgesellschaft, bei der Steve seit kurzem angestellt war. Sie hatten Steves Kollegen befragt, um herauszufinden, ob es Leute gab, die ihm nicht wohlgesonnen waren oder die sich vielleicht selbst Hoffnungen auf seinen Posten gemacht hatten. Die Firma war vor nicht allzu langer Zeit mit der Anschuldigung in die Schlagzeilen geraten, Insidergeschäfte getätigt zu haben, und Picella hatte erfahren, dass für den heutigen Abend in aller Eile eine Vorstandssitzung einberufen worden war, mit Konferenzschaltungen zu den Direktoren in aller Welt. Das Gerücht ging um, dass die Unternehmensspitze erwäge, das Lösegeld für die Frawley-Zwillinge zu stellen.
    »Eine der Sekretärinnen ist eine Tratschtante, wie sie im Buche steht«, hatte Picella Carlson am späten Nachmittag berichtet. »Sie meinte, der gute Ruf der Firma habe ziemlich gelitten wegen einiger nicht ganz astreiner schneller Geschäfte, die in letzter Zeit gelaufen seien. Gerade erst haben sie mal eben schlappe fünfhundert Millionen Dollar gezahlt, ein Bußgeld, das ihnen von der Börsenaufsichtsbehörde auferlegt wurde, und die Presseberichte darüber waren katastrophal. Ihrer Meinung nach wäre es viel effektiver, wenn sie sich entschließen würden, das Lösegeld zu zahlen, als wenn sie eine Reihe PR-Agenturen damit beauftragen würden, das Image des Unternehmens wieder aufzubessern. Die Vorstandssitzung ist für heute Abend acht Uhr anberaumt.«
    Carlson betrachtete die Frawleys, die in den drei Tagen, seit die Zwillinge entführt worden waren, um Jahre gealtert
schienen. Ihre Gesichter waren bleich, die Augenlider schwer vor Müdigkeit, die Schultern eingesunken. Er wusste, dass sie beide den ganzen Tag über keinen einzigen Bissen zu sich genommen hatten. Er wusste aus Erfahrung, dass dies normalerweise der Zeitpunkt war, an dem sich hilfsbereite Verwandte einfanden, aber er hatte mitbekommen, wie Margaret ihre Mutter am Telefon bat, in Florida zu bleiben. »Mom, du würdest mir mehr helfen, wenn du die ganze Zeit über für uns betest«, hatte sie mit brechender Stimme gesagt. »Wir halten dich auf dem Laufenden, aber wenn du hier wärst und wir uns die ganze Zeit weinend in den Armen lägen – ich glaube, das könnte ich nicht durchstehen.«
    Steves Mutter hatte gerade erst eine Knieoperation hinter sich und konnte weder reisen noch allein gelassen werden. Freunde hatten das Haus mit Anrufen überschüttet, doch sie wurden gebeten, die Leitung rasch wieder freizugeben, falls sich die Entführer direkt bei den Frawleys melden sollten.
    Walter Carlson zögerte. Er war sich ganz und gar nicht sicher, ob er richtig handelte. Doch dann sagte er: »Margaret, Steve, ich möchte Ihnen auf keinen Fall falsche Hoffnungen machen, die sich schon sehr bald wieder zerschlagen könnten, aber, Steve, der Vorstandsvorsitzende Ihrer Firma hat eine außerordentliche Vorstandssitzung einberufen. Nach allem, was ich gehört habe, besteht die Möglichkeit, dass sie beschließen werden, das Lösegeld zu zahlen.«
    Hoffentlich habe ich nichts Falsches gesagt, überlegte er, als er sah, wie die aufkeimende Hoffnung sich auf ihren Gesichtern abzeichnete. »Etwas anderes: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht«, fuhr er fort, »aber ich für mein Teil bin hungrig. Ihre Nachbarin hat mit einem der Beamten gesprochen und lässt Ihnen ausrichten, dass sie ein Abendessen für Sie gekocht hat. Sie würde es Ihnen vorbeibringen, wann immer es Ihnen passt.«
    »Wir werden etwas essen«, sagte Steve entschlossen. Er sah Carlson an. »Ich weiß, es klingt verrückt. Ich bin noch ganz
neu bei C.F.G.&Y., aber irgendwo in meinem Hinterkopf hatte sich schon der Gedanke eingeschlichen, ob sie nicht vielleicht, nur ganz vielleicht, anbieten würden, das Lösegeld zu zahlen. Acht Millionen Dollar sind für die nur ein Klacks.«
    Sieh mal einer an, dachte Carlson. Vielleicht ist der Halbbruder doch nicht das einzige schwarze Schaf der Familie. Wäre es denkbar, dass Steve Frawley hinter dem Ganzen

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