Weil deine Augen ihn nicht sehen
Flöhen auf. Ich bin der Ansicht, dass wir unter keinen Umständen mit Kriminellen kooperieren sollten«, sagte Stanford. Er blickte vor sich auf die Tischplatte und drehte dabei seinen Füllfederhalter in den Händen.
Norman Bond war der Nächste, der sich zu Wort meldete: »Ich war derjenige, der Steve Frawley zu uns geholt hat, und ich glaube, ich habe mit ihm eine sehr gute Wahl getroffen. Für die anstehende Entscheidung spielt es zwar keine Rolle, aber ich bin sicher, dass er ein Riesengewinn für die Zukunft unseres Unternehmens sein wird. Ich plädiere dafür, das Lösegeld zu zahlen, und ich möchte darauf dringen, dass der Vorstand darüber einen einstimmigen Beschluss herbeiführt. Sie, Gregg, möchte ich daran erinnern, dass sich vor vielen Jahren J. Paul Getty zunächst geweigert hat, ein Lösegeld für einen seiner Enkel zu zahlen, dass er aber später seine Meinung geändert hat, als die Entführer ihm das abgeschnittene Ohr seines Enkels per Post zugeschickt haben. Diese beiden Kinder schweben in großer Gefahr, und je schneller wir uns entschließen, sie zu retten, desto größer sind die Chancen, dass die Entführer nicht in Panik geraten und ihnen etwas antun.«
Diese Unterstützung kam für Geisler unerwartet. Er und Bond gerieten bei Vorstandssitzungen häufig aneinander. Bond hatte Frawley angeworben, obwohl drei Kandidaten aus dem Unternehmen sich berechtigte Hoffnungen auf den Posten gemacht hatten. Frawley war praktisch als Quereinsteiger in das obere Management aufgerückt. Geisler hatte Bond ausdrücklich davor gewarnt, sich jemanden von außerhalb des Unternehmens zu holen, doch Bond hatte sich unbeirrt für Frawley eingesetzt. »Er kann beide Abschlüsse vorweisen, Betriebswirtschaft und Jura«, hatte er ihm vorgehalten. »Er ist sehr beschlagen, und er ist solide.«
Geisler hatte eher erwartet, dass Bond, Ende vierzig, geschieden und kinderlos, sich gegen die Zahlung des Lösegelds aussprechen würde, vielleicht weil er sich verantwortlich für die entstandene Situation fühlte. Schließlich war er derjenige gewesen, der Frawley eingestellt hatte.
»Ich danke Ihnen, Norman«, sagte er. »Und für all diejenigen, die immer noch nicht überzeugt sind, dass es für unser Unternehmen nur eine richtige Option gibt, nämlich einem seiner Angestellten beizustehen, der sich in einer ausweglosen Notlage befindet, schlage ich vor, dass wir uns das Video noch einmal ansehen und anschließend abstimmen.«
Um Viertel vor neun stimmte der Vorstand mit vierzehn Stimmen bei einer Gegenstimme für die Zahlung des Lösegelds. Geisler wandte sich an Stanford. »Ich verlange einen einstimmigen Beschluss«, sagte er in eisigem Ton. »Danach steht es Ihnen frei, wie Sie es schon früher praktiziert haben, die Medien über eine anonyme Quelle wissen zu lassen, dass Ihrer Meinung nach die Kinder durch die Zahlung des Lösegelds eher in noch größere Gefahr geraten könnten. Aber solange ich auf diesem Stuhl sitze und nicht Sie, verlange ich einen einstimmigen Beschluss.«
Gregg Stanfords Lächeln hatte fast etwas von einem hämischen Grinsen. Er nickte. »Von mir aus kann der Beschluss auch einstimmig gefasst werden«, sagte er. »Und wenn Sie
sich morgen früh für das Pressefoto vor diese Bruchbude stellen, in der die Frawleys wohnen, dann werden sich bestimmt alle hier Anwesenden drängeln, um mit aufs Bild zu kommen.«
»Sie natürlich eingeschlossen?«, fragte Geisler sarkastisch.
»Nein, ohne mich«, sagte Stanford und erhob sich. »Ich hebe mir meinen Auftritt vor den Medien für einen anderen Tag auf.«
13
ES GELANG MARGARET, ein paar Bissen von dem gebratenen Huhn zu essen, das Rena Chapman, ihre Nachbarin, zum Abendessen gebracht hatte. Während Steve nach dem Essen zusammen mit FBI-Agent Carlson auf die ersten Nachrichten über das Ergebnis der Vorstandssitzung von C.F.G.&Y. wartete, schlüpfte sie aus dem Wohnzimmer und ging nach oben in das Zimmer der Zwillinge.
Es war der einzige Raum, den sie fertig renoviert hatten, bevor sie eingezogen waren. Steve hatte die Wände hellblau gestrichen und einen billig erstandenen Restposten weißen Teppichboden auf den alten rissigen Dielen verlegt. Und dann waren sie in einem Antikgeschäft auf ein weißes Himmelbett und eine dazu passende Kommode gestoßen.
Uns war klar, dass es sinnlos gewesen wäre, zwei Einzelbetten zu kaufen, ging es Margaret durch den Kopf, als sie sich auf den niedrigen Stuhl setzte, der schon in ihrem eigenen Kinderzimmer
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