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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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Nagetiere, aber alleine genug, dass Darius, während wir am Fenster standen, seinen Blick in meinen bohrte und schließlich seine Stirn gegen meine legte. Ich zuckte zurück.
    »Sorry«, sagte Darius. »Du bist besorgt wegen deines irren Katers, stimmt’s?«
    Ich nickte, aber das war nur die halbe Wahrheit. Die ganze Wahrheit war, dass mich etwas zu Darius zog, aber dass dieses Etwas mir gleichzeitig irgendwie Angst machte. Ich mochte seine blauen Augen, seine langen Wimpern, sein helles Gesicht, seine vereinzelten Sommersprossen darin. Aber irgendetwas war da, das mir …
    »Kaffee? Cola? Irgendwas? Im Gang steht so ein Automat«, fragte Darius in diesem Moment in meine Gedanken hinein.
    »Lieber raus hier«, erwiderte ich schnell. »Ich glaube, ich brauche frische Luft.«
    Wir gingen nach draußen und setzten uns auf ein kleines Rasenstück am Rand des Parkplatzes der Tierklinik. Immer noch schien die Sonne, aber nicht mehr so warm wie am Mittag.
    »Es riecht nach Herbst«, stellte Darius schnuppernd fest. »Und nach Highway. Eine illustre, amerikatypische Mischung.«
    Er lachte leise, pflückte ein dreiblättriges Kleeblatt und drückte es mir in die Hand.
    »Ich weiß, ein Vierblättriges wäre poetischer, aber – ganz ehrlich – ich habe noch nie eins gefunden.«
    »Hast du Geschwister?«, fragte ich, weil diese Frage mir plötzlich durch den Kopf schoss, und drehte das kleine Kleeblatt zwischen meinen Fingerspitzen.
    Darius nickte. »Einen Bruder. Eine Nervensäge. Er ist zwölf.«
    »Wie heißt er?«
    »Lester. Genannt Les.«
    »Les …«, wiederholte ich. Auf einmal war mir schwindelig. Ich schloss für einen Moment die Augen.
    Der Name eines unbekannten Jungen :
    Lester Seaborn. Genannt Les. Zwölf Jahre alt.
    Darius‘ Bruder.
    Eine Frage (oder zwei) :
    Wo war das Problem?
    Was, verdammt nochmal, war nur los mit mir in der letzten Zeit?
    »Alles klar bei dir?«, erkundigte sich Darius, der anscheinend dasselbe dachte. Seine Stimme klang besorgt.
    »Ja. Klar«, sagte ich eilig und öffnete die Augen. Dabei schlug mein Herz viel zu schnell. Und unruhig. Es knallte von innen gegen meine Rippen, als sei es irgendwie beschädigt. Ich musste an Sergios kleines Motorboot denken, mit dem wir in unserer Strombolizeit ein paarmal alle zusammen aufs offene Meer hinausgefahren waren. Einmal hatte es einen Motorschaden gehabt. Mein Herzschlag fühlte sich ähnlich an, wie der Motor des defekten Bootes damals geklungen hatte.
    Kurz darauf kam zum Glück Oya nach draußen. Hastig stand ich auf. Meine Knie fühlten sich wackelig an. Darius erhob sich ebenfalls und klopfte sich umständlich unsichtbares Gras von der Jeans.
    »Und?«, fragte ich.
    Oya sah mitgenommen aus und zuckte mit den Achseln. »Noch lebt er. Aber er schläft. Wir sollen ihn bis morgen hierlassen. Zur Beobachtung. Sie haben gesagt, er sei noch nicht völlig über den Berg.«
    »Und Oberst von Gatow?«, erkundigte sich Darius.
    »Ist wieder da. Außerdem die Überreste einer Socke. Stellt euch vor, er hat tatsächlich irgendwann und unbemerkt eine ganze Tennissocke heruntergewürgt!«
    »Puh!«, machte Darius und schüttelte sich.
    Und damit kletterten wir zurück in seinen alten Pick-up.
    »Und wohin jetzt?«, fragte Darius, während er den laut röhrenden Motor startete.
    »Sunland Road. Oder?«, gab ich matt zur Antwort. Oya nickte. Vielleicht war Rabea schon zurück und hatte wider Erwarten etwas zu Essen gemacht. Zum ersten Mal fühlte sich die Sunland Road ein bisschen wie Zu Hause an. Wenigstens an diesem Abend, in der Dämmerung, zusammen mit Oya und Darius im Auto, als wir in sie einbogen.

    Billyboy überlebte Oberst von Gatow, den wir zurück in die Cluedoschachtel legen konnten, nachdem Rabea ihn gereinigt und desinfiziert hatte. Oya freundete sich mit Zelda aus dem Nachbarhaus an und versuchte, ihr trotz ihrer Dickleibigkeit zu ein bisschen mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen. Und sie daran zu hindern, sich dauernd im Haus zu verkriechen und beharrlich Brownies zu backen.
    Der Oktober begann, und eines Nachts gab es den ersten Frost. Tagsüber war der Himmel wolkenlos blau und die Luft unbewegt und trocken. Die Ahornbäume, die die Sunland Road säumten, glühten gelb und rot und orange. Schön. Wirklich schön.
    Auszug aus einer E-Mail von und an Achmed:
    … Okay, ich verrate dir etwas: Als ich dich mit dreizehn als E-Mail-Freundin abbekam, war ich zuerst stinkwütend! Da war ein Fehler unterlaufen. Du warst ein Fehler. Sorry, aber

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