Weil du mich liebst
dass ich verstehe, dass du diese Dinge alleine für dich regeln möchtest, aber ich wusste ja nicht …«
»Dass ich das hier damit gemeint habe?« Er hielt ihren Hinterkopf in seiner Hand und zwang sie jetzt, ihm in die Augen zu schauen.
»Ich war panisch, als ich mir vorgestellt habe, du wärst hier«, gestand sie eilig. »Das war so … schrecklich.«
»Es ist schrecklich«, entgegnete er trocken. »Und ich habe dir gesagt, dass es das ist. Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht dabeihaben möchte. Es tut mir weh, das mitansehen zu müssen, Francesca.«
Sie blickte ihn durch einen Schleier von Tränen an.
»Es tut mir weh. Wenn du wirklich glaubst, dass das hier dir irgendwie helfen wird, dann sag mir das. Sag mir auch, wie es dir helfen soll, Ian«, flehte sie ihn an. Über ihre Wange lief eine Träne. »Hilf mir, es zu verstehen, denn ich möchte nichts lieber, als an deiner Seite zu stehen.«
»Genau das ist es«, sagte er, und auf seinen kühnen Gesichtszügen zeichnete sich eine tiefe Frustration ab. Er legte seine Hand an ihre Wange und streichelte sie mit dem Daumen. »Du kannst diesen Ort nicht verstehen. Für dich ist das hier nur ein dreckiges, verschimmeltes Gemäuer. Aber für mich sind hier Antworten verborgen. Nimm den heutigen Abend zum Beispiel«, fügte er scharf hinzu, als sie ihn verständnislos anblickte. »Kam Reardon. Er wird mir Fragen beantworten können.«
»Falls du ihn davon abhalten kannst, dich vorher zu erschießen … dann vielleicht«, wandte Francesca zweifelnd ein.
»Er wird nicht auf mich schießen. Zumindest glaube ich das nicht. Dazu hatte er sicherlich schon mehrfach die Gelegenheit, und er hat es noch nie getan.« Noch immer streichelte er mit nachdenklichem Blick ihre Wange.
»Das beruhigt mich jetzt nicht besonders«, erwiderte sie verzweifelt.
»Dann tut es mir leid. Wenn ich es dir nicht verständlich machen kann, dann weiß ich auch nicht weiter«, sagte er angestrengt. »Ich sage dir, dass ich hier Antworten finden kann. Über Trevor Gaines. Darüber, wer er war. Darüber, wie ich entstanden bin.«
»Aber wie kann das Wissen um all diese Dinge für dich so wichtig sein?«, brach es aus ihr heraus.
Ian kniff die Augen zusammen. Der frustrierte Ausdruck auf seinem Gesicht ließ sie beinahe aufschluchzen.
»Ich sage dir, dass es für mich wichtig ist, weil es für mich wichtig ist . Wenn ich dir doch erkläre , dass es so ist, was kann ich dir sonst noch sagen, um dich davon zu überzeugen? Wenn ich die Dinge verstehe, sie mit meinem eigenen Verstand überdenke …«
»Aber das ist verrückt «, unterbrach sie ihn, zunehmend verzweifelt.
Langsam öffnete er seine Augen und schien sie mit einem Blick aufzuspießen. Er runzelte seine Stirn ein wenig. Francesca erschauderte, als sie erkannte, wie er langsam verstand.
»Das denkst du also? Dass ich verrückt bin?«
»Ich …« Sie schüttelte den Kopf, ihre Gedanken rasten. Glaubte sie wirklich , dass er seine psychische Gesundheit eingebüßt hatte? »Nein. Nein«, wiederholte sie und wusste, dass sie damit recht hatte. Er war emotional überreizt, aber er war nicht verrückt. Sie hielt seinem Blick stand und hoffte, er würde es verstehen. »Ich habe … einfach nur Angst. Es ist eine furchtbare Vorstellung, dass du in den Sachen dieses Mannes herumwühlst, weil du ihn verstehen möchtest.«
Ihr zittriges Geständnis schien in der Luft zwischen ihnen zu schweben.
»Ich habe auch ein bisschen Angst«, gab er nach einem Moment zu. »Aber nicht aus dem selben Grund wie du. Nicht, weil ich verrückt werden könnte. Nicht mehr, jedenfalls.«
»Wovor dann?«, flüsterte sie und drückte sich näher an seinen warmen Körper.
»Davor, es nicht zu verstehen. Wenn ich nicht ganz erfassen kann, wer mein leiblicher Vater war, dann kann ich nicht …« Er biss sich auf die Zähne und zuckte zusammen. »Dann kann ich sein Gift nicht aus meinem Körper vertreiben. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Wenn du mich nur lässt, Francesca, dann schaffe ich es. Daran glaube ich jetzt stärker als je zuvor. Zusammen mit Lucien, nach all den Nachforschungen, die ich bis jetzt schon angestellt habe, und nach dem schnellen Blick auf Kam Reardons Leben heute Abend, bekomme ich langsam eine Ahnung davon, wer Trevor Gaines war.« Er fasste noch fester an ihren Kopf, seine Augen funkelten fast ein bisschen wild. »Wenn ich es nicht schaffe, wird es sich für mich niemals richtig anfühlen, an deiner Seite zu leben. Ich möchte
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