Weil du mich liebst
konnte freimütig zugeben, dass er wohl niemals ein vollständiges, umfassendes Bild von Gaines würde erlangen können, doch schon die grundlegenden Umrisse der Motive des Mannes und seines Lebens halfen ihm, ruhiger zu werden.
Francesca dachte daran, dass auf wundersame Weise der Großteil des vergifteten Erbes verschwunden war, als sie in jener Nacht in Aurore aufgetaucht war und er sein Leben für sie riskiert hatte. Manche Dinge waren eben größer als ein soziopathisches Elternteil, und diese Nacht hatte Ian gelehrt, was wirklich tief in ihm steckte. Um die Verarbeitung all dessen zu vertiefen, hatte Ian sich einverstanden erklärt, sich gelegentlich mit einer Gruppe anderer Kinder von Vergewaltigern zu treffen, um seine Scham zu verstehen und sie beherrschen zu lernen.
Ein kleines Lächeln umspielte Ians Mund beim Blick auf Francesca, als hätte er ihre Dankbarkeit gespürt, die sie bei seinem Anblick empfand.
»Ich hätte niemals gedacht, dass überhaupt etwas Gutes aus dem Erbe eines Mannes wie Trevor Gaines entstehen könnte, aber offenbar lerne ich jeden Tag noch etwas Neues hinzu. Das verdanke ich dir«, sagte er etwas leiser zu Francesca. »Das erkenne und schätze ich jetzt.«
»Wenn du dich nicht auf deine Suche begeben hättest, wärst du niemals in der Lage gewesen, die Schätze zu entdecken, die du gefunden hast«, erwiderte sie sanft.
Sie verlor sich derart in Ians Augen, dass es eine Weile dauerte, bis sie Annes energische Stimme vernahm.
»Nun, für mich ist es höchste Zeit zum Schlafengehen«, sagte sie heiter und warf James einen vielsagenden Blick zu. James stellte sofort sein Brandy-Glas ab.
»O nein. Ich … wir wollten euch nicht vertreiben«, warf Francesca zerknirscht ein. Ihr wurde klar, dass ihr verzückter Blickwechsel mit Ian dem älteren Ehepaar peinlich gewesen sein musste. In solchen Momenten empfand sie eine fast magische Verbindung mit ihrem Mann, eine Bindung, die durch die Schwierigkeiten, die sie auf ihrem Weg gemeinsam überwinden mussten, um ein Paar zu werden, und das große Versprechen für die Zukunft geschmiedet worden war. Sie konnte es kaum erwarten, wieder Zeit mit ihm alleine zu verbringen, doch zuvor gab es noch ein paar wichtige Dinge, die sie jetzt mit Anne und James besprechen mussten.
»Ian wollte doch mit euch beiden noch darüber reden, was die Polizei in London und Detective Markov ihm über Gerard berichtet haben«, erinnerte Francesca sie.
Augenblicklich tat es ihr leid, solch ein heikles Thema angeschnitten zu haben, als sie in Annes und James’ düster gewordene Mienen blickte, doch es waren wichtige Neuigkeiten. Ian hatte ihr per Telefon schon vor seiner Ankunft alles mitgeteilt, und sie hatten es schon gemeinsam besprochen. Sie war froh, dass Ian es war, der Anne und James zuerst davon berichtete, und nicht die Polizei. Schließlich waren die Ereignisse um die Aufdeckung von Gerards wahrer Natur und seinen späteren Tod einen Tag nach der Schießerei vor allem für das ältere Ehepaar so verheerend.
Im Krankenhaus hatten Ian und sie beschlossen, Anne und James noch nichts davon zu erzählen, dass Gerard angedeutet hatte, beim Tod seiner Eltern die Finger im Spiel gehabt zu haben. Sie hatten dafür keinen ausreichenden Beweis, und nur der Verdacht alleine hätte James noch viel mehr verletzt als das klare, unmissverständliche Wissen um das wahre Wesen seines Neffen. James hatte seine Schwester sehr geliebt, und Gerards Vater war ihm lebenslang ein treuer Freund gewesen.
»Was hast du herausgefunden?«, wollte James von Ian wissen.
»Bei der Metropolitan Police hat es kürzlich eine große Razzia in den eigenen Reihen gegeben. Dutzende von Detectives und einfachen Polizisten bei der Londoner Polizei wurden wegen Beteiligung an Drogen-und Waffengeschäften angeklagt.«
»Davon habe ich in der Zeitung gelesen«, bestätigte James.
»Einer der verhafteten Detectives war ein Mann namens Jago Teague«, erklärte Ian weiter. Er blickte etwas mürrischer drein. »Teague muss wohl ziemlich unmöglich gewesen sein. Er hat im Untergrund beim Drogenhandel mitgemischt und jahrelang illegal Waffen verkauft. In seinem anderen Leben war er ein dekorierter Polizist und Kämpfer für Recht und Ordnung.«
»Aber was hat Teague mit Gerard zu tun?«, wollte Anne wissen.
»Teague hat sich auf einen Deal eingelassen. Er hat Namen von Leuten genannt, mit denen er über Jahre hinweg illegale Geschäfte betrieben hat, im Gegenzug wurde ihm dies bei seiner
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