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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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Momentes unwürdig. Und nicht minder geringschätzig war die Geste, in der er den Lilienkelch den beiden Vampiren hinhielt.
    »Daraus sollte dieser Junge –«, er strich Nehru über den Kopf, »– das Blut eures Oberhauptes trinken, um zum ersten einer neuen Generation zu werden. Doch da ihr scheint's des Lebens überdrüssig seid und keiner von euch die Anlage in sich trägt, eine Sippe zu führen, mag Kairo meinetwegen in Menschenhand fallen...«
    »Das wird es nicht!«
    Die Worte schienen von überallher zu kommen. Sie verfingen sich in den Rundbögen der Decke und rollten über die Wände, zersplitterten in dumpfe Echos, die noch nicht verhallt waren, als sich alle dem Eingang zuwandten.
    Bahid und Boram sprachen wie aus einem Mund, und selbst das Maß an Verwirrung, Überraschung und Staunen in ihren Stimmen schien das gleiche zu sein.
    »Barabbas!«
     
     
    Sydney
    »Halt!«
    Der Ruf kam aus der Kehle eines der Vampire, und trotz seiner schneidenden Schärfe wunderte sich Heaven, dass er tatsächlich etwas bewirkte. Dass der Angriff ins Stocken geriet und sich der grauhaarige Vampir an sie wandte und fragte: »Ergibst du dich?«
    Heaven dachte darüber nach. Und begriff, dass man ihr den inneren Zwiespalt
ansah
.
    Aber ergeben...
    »Was ist hier geschehen?«, wandte sie sich an den Fragesteller. »Wo ist euer Oberhaupt? Wo sind die anderen eurer Sippe? Und warum... seht ihr aus, als hättet ihr euch hier
verkrochen...

    »Bringen wir sie um!«, keuchte der Verletzte aus dem Hintergrund. Er kauerte am Boden, nicht weit von den Ausläufern des bizarren Netzwerks entfernt, das den Raum durchwob, und rieb sich mit den Händen über Haar und Hinterkopf. Für einen unvoreingenommenen Betrachter hätte es ausgesehen, als massierte er sich nur den Nacken. Heaven wusste es besser. Er tastete über die Wunden, die sie ihm geschlagen hatte, und tatsächlich haftete seinen Fingern, als er sie zurückzog, jener Stoff an, der sie ganz kirre machte, ganz fiebrig und...
    Nein!
    Was sollte das? Ihr dürstete doch nicht nach dem Blut eines Vampirs...!
    In diesem Augenblick erst tauchte hinter ihr in der immer noch offenstehenden Tür auf, was sich im Nebenraum an ihre Fersen geheftet hatte. Jenes verkrüppelte Geschöpf, das einem geborstenen Tank entschlüpft war und sich nun in einer Umgebung behaupten musste, für die es nicht – oder
noch
nicht – reif war.
    »Geh!«, zischte der Grauhaarige dem Blonden zu. »Kümmere dich darum! Ich halte
sie
in Schach...!«
    Heaven bemerkte das Zögern des Angesprochenen. Aber dann setzte er sich doch in Bewegung. So schnell, dass Heavens Augen Mühe hatten zu folgen.
    Er eilte auf die Kreatur zu, die in Heaven Erinnerungen an Gottes vergessene Kinder aufsteigen ließ, denen sie auf ihrem Weg zum Anfang der Zeit begegnet war. Aber hier hatten eindeutig andere Gott gespielt: Borak und die Wissenschaftler, die er bei
Salem Enterprises
um sich geschart hatte...
    Während sie zusah, wie die Kreatur getötet wurde, realisierte Heaven überrascht, dass sie sich keine Sekunde lang wünschte, sie vor ihrem Schicksal zu bewahren. Im Grunde war es ein Gnadentod. Hätten die Vampire es nicht übernommen, hätte sie sich darum gekümmert, den Klon zu erlösen. Oder die Welt draußen vor einem Monster wie diesem zu bewahren...
    So wie der Blonde es ausführte, erinnerte der Akt an eine Hinrichtung. Er schlitzte dem winselnden Etwas mit einer Klaue den Hals auf, so dass es an seinem eigenen in die Luftröhre laufenden Blut erstickte.
    Er hätte eine schnellere, humanere Todesart wählen können. Doch daran lag ihm offenkundig nicht.
    Verzweifelt richtete das sterbende Wesen seine Blicke auf Heaven. Täuschte der gequälte Ausdruck des missglückten Experiments? Lauerte nicht etwas anderes hinter seinen Regenbogenhäuten als leidende Hilflosigkeit...?
    »Was hier geschehen ist, willst du wissen?«, wandte sich der Grauhaarige an Heaven. »Du behauptest, nichts damit zu tun zu haben? Gar nichts...? Du bist nicht zurückgekommen, um dir zu holen, was dir gestohlen wurde...?«
    »Mir gestohlen wurde?«, echote sie.
    Sie verstand wirklich nicht, worauf er hinauswollte.
    Aber dann folgte sie der Geste seines ausgestreckten Arms, der auf die Gestalt zeigte, die zwischen schwarzen Fäden erstarrt war.
    Und zusammen mit neuem Schaudern sickerte nun endgültig die Erkenntnis in ihr Bewusstsein, dass sie ähnliches schon früher gesehen hatte. Nicht ganz so abnorm, nicht ganz so im Moment erstarrt wie

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