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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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Kelch aus, ohne ihn zu berühren. »Der Weg meiner Sippe kann neu beginnen. Und ich werde sie führen.«
    Er löste den Blick der starren Augen vom Lilienkelch und sah zu Sardon hinauf, der seinen dürren Körper fast um Haupteslänge überragte.
    »So war deine Jagd also erfolgreich«, fuhr Barabbas fort. »Doch bedarf es nicht des Hüters, um den Ritus auszuführen?«
    Sardon verkniff sich das Lächeln, das auf seine Lippen drängen wollte.
    Der Hüter...
    Niemand –
fast
niemand – wusste, dass
er
bis zum Verlust des Lilienkelches der Hüter gewesen war. Denn stets war er maskiert bei den Sippen eingekehrt. Sein wahres Gesicht, so wollte es das Gesetz, durfte niemand schauen. Doch die Linie der Hüter, in der jede 'Amtszeit' 1000 Jahre gewährt hatte, war unterbrochen worden, als Sardon sich seinerzeit dagegen gewehrt hatte, seinen Rang aufzugeben. Als er seiner Nachfolgerin im Dunklen Dom, der Heimstatt der Hüter, gegenübergetreten war, um ihr den Zugriff auf den Kelch zu versagen. Und damit den Gral verloren hatte.
    Verloren für sein ganzes Volk...
    Doch er hatte ihn zurückgewonnen, und die wahren Hintergründe musste niemand je erfahren. Er würde wie in alter Zeit das Amt des Hüters ausfüllen; keiner würde es ihm streitig machen. Denn alle, die nach ihm an der Reihe gewesen wären für jeweils 1000 Jahre, lagen begraben in den Trümmern des eingestürzten Dunklen Domes.
    Es würde genügen, dass der Kelch wieder da war. Allein auf ihn kam es an. Und nur seine, Sardons, Hand war berechtigt, ihn zu führen.
    Es war so einfach...
    Es ist zu einfach!
    Fort mit allem Zweifel! Ertränkt in dem, was im Kelch darauf wartete, genutzt zu werden!
    »Ich habe den Kelch. Bin ich also nicht der Hüter?«, erwiderte Sardon schließlich.
    »Aber...«, begann Barabbas.
    »Was soll all das Gerede?«
    Es war Bahid, der aufbegehrte und zwischen Sardon und Barabbas trat. Was ihn zuvor noch an Trübsinn und Todessehnsucht beseelt hatte, schien wie fortgeblasen.
    Oder aufgesogen...
    Von Dunkelheit, die dort im Kelch lauerte, wo einmal purpurne Macht gewesen war...
    »Lasst uns endlich beginnen, einen neuen Anfang machen«, verlangte Bahid.
    »Er hat recht«, pflichtete Boram seinem Bruder bei. Auch ihn hatte etwas befallen, das er weder richtig wahrnahm noch irgendwie benennen konnte. Er spürte nur die Wirkung in sich. Und die war reine Ungeduld, gepaart mit nie gekannter Euphorie.
    »Nun?«
    Sardon wandte sich fragend an Barabbas.
    »Bist du bereit?«
    Barabbas zögerte nicht länger.
    »Ich bin es.«
    Er bohrte eine Klaue seiner Linken in das hornige Gewebe seines rechten Handgelenks. So tief, bis ein dunkler Strom heraus pulste, der zäh über den Rand des Kelches in Sardons Händen rann. Denn nur das Blut eines Sippenoberhaupts war für das Ritual geeignet. So war es immer gewesen.
    »Es genügt.«
    Sardon zog den Lilienkelch zurück, und ein paar Tropfen schwarzen Blutes fielen noch zu Boden, ehe Barabbas die Wunde kraft seines Geistes schloss. Knisternd versiegelten hornige Runzeln die Stelle.
    Die Finsternis im Kelch schien sich kaum verändert zu haben. Nur war sie jetzt
sichtbar
. Bis dicht unter den Rand war das Gefäß mit flüssiger Schwärze gefüllt, die so zäh war, dass sie auf jede Bewegung des Kelchs nur wie zeitverzögert schwappte.
    Sardon starrte darauf.
    Wartend.
    Worauf?
    Dass etwas anders sein würde als einst.
    Doch es war genau wie damals. Es hing dem Ritual in dieser Phase nichts Spektakuläres an.
    Das Blut füllte den Kelch.
    Und nichts geschah.
    Bis zu dem Moment, da es seiner Bestimmung zugeführt wurde. Dann erst würde es wirken.
    Und doch...
    Sardon zögerte, so unmerklich, dass es niemandem auffiel.
    Etwas war...
    ...
zu einfach!
    Nein, es war wie immer!
    Wie es sein musste!
    Den Kelch in der Hand, wandte Sardon sich dem Jungen zu. Stumpfer Glanz umfing Nehrus dunkle Augen. Doch dahinter flatterte, aufgeregt wie ein eingesperrtes Vögelchen, die Angst.
    Sie würde gleich vergehen.
    Im Tod.
    Und vergangen bleiben, wenn der Junge wieder erwachte.
    »Wenn du nur wüsstest, wie bedeutsam, wie
groß
dieser Moment ist, mein Kleiner. Du würdest ihn genießen wie nichts zuvor in deinem jungen, armseligen Leben«, flüsterte Sardon. Mit einem raschen Blick bedeutete er Boram und Bahid, den Jungen zu halten.
    Sie ergriffen seine Arme, packten seinen Kopf und zwangen seine Lippen auseinander. Es war wie damals, als sie selbst von Menschenkindern zu Vampiren erhoben wurden. Daran hatten sie

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