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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Ames
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bereits die Hälfte Flasche geleert hatte, stolperte plötzlich jemand neben mir aus dem Unterholz. Es war Gaja. Einen Moment lang setzte mein Herzschlag aus. Dann verschluckte ich mich an dem Likör, der ölig meine Kehle hinunterglitt.
    Ich hustete, röchelte und spuckte die rosafarbene Flüssigkeit schließlich auf den grünen Waldboden zwischen meinen Füßen. An den farbigen Kontrast erinnere ich mich noch heute.  
    Beschämt glitt mein Blick hoch zu der Frau, deren Zuneigung mir das Kostbarste auf der ganzen Welt war. Ich spürte, wie meine Wangen von einem heißen Rot überflutet wurden.
    Gaja lächelte: „Kann ich dir irgendwie helfen?“
    Ich schüttelte den Kopf und kam mir dabei so lächerlich vor, als hätte sie mich dort im Wald mit einer Unterhose auf dem Kopf erwischt. Aus lauter Verlegenheit hörte ich nicht auf, mit dem Kopf zu schütteln und streckte ihr die Flasche mit dem Likör entgegen.
    Zu meiner großen Freude nahm sie diese und setzte sich neben mich.
    Sie blieb eine Weile, trank von dem rosafarbenen Zeug und rauchte von meinen Zigaretten. Wir redeten nicht, weil es nichts zu reden gab. Es war zu heiß. Jedes überflüssige Wort trieb einem die Schweißperlen auf die Stirn. Wir genossen die Ruhe und das Rauschen der Bäume, das einem die Illusion von kühlem Wind gab, der sich irgendwo dort oben in den Blättern vergnügte.
    Als die Flasche beinahe leer war, stand Gaja wortlos auf, strich mir mit einer flüchtigen Bewegung über das Haar und verschwand wieder im Unterholz. Ich blieb allein zurück.
    Stolz, Verwirrung und Übermut rangen in mir um die Wette. Ich will nicht abstreiten, dass der Alkohol wohl ebenfalls seine Finger im Spiel hatte, aber ich fühlte mich in einer Hochstimmung, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte.
    Ich konnte nicht länger auf dem moosigen Waldboden liegen. Ich wollte nach Haus e und mich duschen. Ich wollte rein sein für dieses gute Gefühl, das nun in mir wohnte.
    Das Beisammensein mit Gaja, ihre Hand auf meinem Kopf – das alles blendete jeden rationalen Gedanken aus. Eilig hastete ich durch das Unterholz. Zweige klatschten mir ins Gesicht, Spinnenweben legten sich immer wieder über meine Stirn, auf dem Boden liegende Äste schlugen mir gegen die Schienbeine. Ich riss mir die Arme an dornigen Ästen auf und taumelte vor Anstrengung, als ich die Straße erreichte.
    Bereits nach ein paar Schritten in der glühend heißen Sonne musste ich meine Geschwindigkeit drosseln. Mein Kopf dröhnte jetzt von dem Likör, dem Flüssigkeitsmangel und meinem eigenen Blut, das immer noch mit ungeheurer Wucht in meinen Schädel gepumpt wurde. Ich war völlig benebelt.
    In meinem Kopf keimte der Gedanke auf, dass es besser wäre, in den Wald zurückzugehen. Zumindest so lange bis die Sonne untergegangen wäre. Kurz ein bisschen zu warten, bis es nicht mehr ganz so heiß war, bis mein Herzschlag sich beruhigt hatte und Gefahr mitten auf der Straße zu kollabieren nicht mehr so groß war. Doch ich hörte nicht auf meinen Kopf und ging weiter. Nach ein paar Minuten traf ich Gaja dann erneut.
    Sie stand mit Simon an einer alten Eiche. Genau genommen stand Gaja nicht wirklich. Vielmehr hing sie an Simons Arm. Sie lachte und warf den Kopf dabei in den Nacken. Ich konnte ihre Stimme hören. Sie klingelte in meinen Ohren. Wie Glocken.
    Simon lächelte auch, wirkte aber verhaltener. Als ich in ihre Nähe kam, nickte er mir zu und hob seine Hand zum Gruß. Ich grüßte zurück und blickte auf Gaja. Sie würdigte mich keines Blickes. Sie hatte nur Augen für Simon, den sie anlachte und mit ihren Armen umschlang.
    Als ich mein Zimmer erreichte, fühlte ich mich kraftlos und leer. Ich warf mich schwer atmend auf mein Bett und schwitzte in die Kissen. Ich war völlig unfähig mich zu bewegen, einen klaren Gedanken zu fassen oder zu verstehen, was soeben passiert war. Wieso hatte sie mich ignoriert?
    An diesem Tag bin ich nicht mehr duschen gegangen. Das Hochgefühl, welches diese schweigsame Schönheit in mir ausgelöst hatte, war verflogen und hatte ein riesiges Loch in mich gerissen. Ich weinte.
    Zwei Tage später war Gaja tot.
    Ich hörte davon, als ich gerade auf dem Weg zum Supermarkt war. Drei dicke Frauen standen am Straßenrand und unterhielten sich darüber. Die dickste von ihnen, die ihre Haare unter einem altmodischen Kopftuch verbarg, sprach die Worte aus. Ich weiß noch bis heute, wie ihre Stimme dabei klang.
    In meinem Kopf herrschte schlagartig gähnende Leere. Meine

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