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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Ames
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Hände begannen zu zittern und mir wurde kotzübel. Die drei Frauen redeten weiter. Ich wollte nicht hören, was sie erzählten, aber ich konnte meine Ohren nicht verschließen.
    Irgendein Monster hatte Gaja mit einem geklauten Auto überfahren und war danach einfach abgehauen. Fahrerflucht. So ein mieses Schwein. Ein kleines Mädchen hatte den Unfall wohl gesehen, konnte aber keine vernünftige Beschreibung des Fahrers abgeben. Sie erzählte dauernd nur von einem riesigen Pinguin, der auf der Rückbank des Wagens gesessen hatte. Das Auto hatte man später wiedergefunden, von dem Dreckskerl, der hinter dem Steuer gesessen hatte, fehlte jede Spur.
    Ich stöhnte. Eine der Frauen sah mich misstrauisch an. Es war die dünnste von ihnen, die aber trotzdem noch ungewöhnlich dick war. Auf ihrer Stirn prangte neben einer dunkelbraunen Warze eine senkrechte Falte. Ganz offensichtlich war sie nicht erfreut darüber, dass ich ungefragt an ihrem Gespräch teilhatte. Rasch drehte ich mich herum und flüchtete. Als ich um die nächste Häuserecke war, erbrach ich mich sauer in den Straßenstaub.
    Gaja war tot.
    Ich beschloss meine Trauer in Likör zu ertränken.
    Von diesem Tag an war Simon ein anderer Mensch. Zunächst verkroch er sich in seinem Haus, sprach mit niemandem und wollte keinen Menschen in seiner Nähe dulden. Danach fing er an zu trinken und sich herumzutreiben. Immer häufiger lungerte er mit ein paar Jungs herum, deren Ruf eindeutig zweifelhaft war. Zu diesen Jungs gehörte unter anderem Kneif, über dessen geistige Verfassung Du ja bereits informiert bist.
    Ich weiß nicht, was ihn zu diesen Typen gezogen hat, aber ihr schlechter Einfluss ließ nicht lange auf sich warten. Irgendwann fing Simon an sich zu prügeln. Zunächst schlug er sich mit Gesindel, später hatte er es dann auf mich abgesehen. Der Himmel weiß warum ich sein bevorzugtes Opfer wurde.
    Vielleicht weil ich mich niemals wehrte.
    Anfangs hatte er es noch allein auf mich abgesehen, aber irgendwann wurde die Schar meiner Verfolger immer größer. Sie schienen sich einen Spaß daraus zu machen, mich zu drangsalieren. Ich erkannte Simon nicht mehr wieder. Er hatte sich vollkommen verändert, schien sogar anders auszusehen. Seine Stirn und seine Nase waren breiter geworden, sein ganzes Gesicht wirkte irgendwie flächiger, so als hätte er es ein paar Mal gegen eine Wand gehauen. Von seiner Gutmutigkeit und seiner kindlichen Gewitztheit war nichts mehr zu erkennen. Alles an ihm schrie jetzt förmlich nur noch nach Brutalität.
    Ich konnte mich in Weiß kaum noch frei bewegen. Überall lauerten sie mir auf. Meine bevorzugte Tageszeit wurde dementsprechend tatsächlich die Tageszeit. Wenn alle anderen Einwohner vo n Weiß sich in ihren Häusern verkrochen, um der brüllenden Hitze zu entgehen, gehörten die Straßen mir allein. Zumindest meistens.
    Vielleicht hätte ich Simon fragen sollen, was eigentlich los war. Vielleicht hätte ich mich wehren sollen. Oder mich bei irgendjemandem beschweren. Ich tat es nicht. Vielleicht war ich froh, dass Simon mich wieder brauchte. Wenn auch nur als Ventil für seine Aggressionen.
    Außerdem hatte ich ein schlechtes Gewissen. Immerhin hatten Gaja und ich einen ganz besonderen Moment geteilt. Kurz vor ihrem Tod. Aber das habe ich Simon natürlich nicht gesagt. Vielleicht hat er es allein herausgefunden.

Drei
    Das rostige Scheppern der Türglocke zitterte sich in Lewins Gehörgang. Die gläserne Eingangstür riss eine wirbelnde Schneise in die abgestandene Luft und schleuderte ein paar trockene Staubpartikel in Lewins Lungen. Er hustete. Der Laden war dunkel und menschenleer.
    Ruckartig drehte er sich herum und presste sein Gesicht gegen die schmierige Scheibe der Tür. Sie fühlte sich warm und feucht an. Fettige Fingerabdrücke klebten auf dem Glas.
    Lewins Blick wanderte die staubige Straße hinab. Er kniff die Augen zusammen, aber außer einer mageren Katze, die sich müde durch die flimmernde Hitze schleppte, konnte er nichts erkennen.
    Er zögerte kurz, riss seinen Blick dann aber doch von der Straße los und wandte sich dem dunklen Laden zu. Der Staub, den die Tür aufgewirbelt hatte, kratzte ihn immer noch im Hals und er hustete erneut. Sein Körper schüttelte sich krampfartig.
    Als er sich wieder beruhigt hatte, merkte Lewin , dass seine Knie zitterten. Seine Venen pumpten noch immer pures Adrenalin in sein Herz und seine Lungen waren bis zum Bersten mit Glasscherben gefüllt. Sein Mund war so trocken, dass

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