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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Sandsack.
    «Bravo.»
    Am Rand des Kampffeldes wurde applaudiert. Es war der Vater der Kleinen. «Weiter so, Laura. Lass dir nichts gefallen.»
    Auch ihr Trainer war zufrieden. «Danke, das reicht für heute.»
    Eine gegenseitige Verbeugung. Laura lief zu ihrem Vater. Er öffnete seine Brieftasche und legte einen Zwanziger auf die Sitzbank. «Nächste Woche, selbe Uhrzeit?»
    Thorsten Waan nickte und schaute zur Uhr. Halb acht. Er hatte noch drei weitere Schüler an diesem Abend. Vor elf Uhr würde er auch heute nicht nach Hause kommen. Er war müde. Doch das konnte er sich nicht leisten. Sechzig Euro würde er noch verdienen können. Das wären insgesamt hundert, die er dringend benötigte. Die Miete und die Rate an die Bank standen an. Wie lange noch, fragte er sich, würde er das noch durchhalten?
    Urlaub, ein paar Tage ohne Büro und Unterricht, das wünschte er sich. Irgendwo am Meer, weit weg von dem hier. Zu lange hatte er das nicht mehr gemacht. Das letzte Mal vor fünf Jahren. Damals mit Herbert, einem Kollegen, und dessen Frau und Kindern auf Juist, einer Insel im Nirgendwo. Sie waren eingeladen, Lili und er, ansonsten hätten sie sich das gar nicht erlauben können. Der Verdienstausfall schmerzte, aber die paar Tage am Meer waren mit Geld nicht aufzuwiegen.
    Lili hatte mit den Kindern gespielt, und er hatte sie die ganze Zeit beobachtet. Wie sorgenfrei und unbeschwert sie gewesen war. Fast so wie damals, als sie noch ein unschuldiges Mädchen und sie eine intakte Familie gewesen waren.
    Damals, als seine Frau noch lebte, als die Welt und die Zukunft noch offen und unbelastet war. Nichts würde sie aus der Bahn werfen. Sie waren stark, eine Einheit, die nichts auseinanderbringen konnte. Hatte er gedacht.
    Jetzt, zwölf Jahre später, wusste er es besser. Nichts kann so stark sein, als dass es nicht durch eine Unaufmerksamkeit zerstört werden konnte. Für eine Minute hatte er sie aus den Augen verloren. Irgendwo zwischen dem Nudelregal und den Gewürzen war sie im Supermarkt verschwunden. Das mochte sie gern, das Versteckspielen. Er musste sie dann suchen, möglichst lange. Und je älter sie wurde, desto besser wurden ihre Verstecke und desto länger dauerte die Suche. Wenn er einen schlechten Tag erwischt hatte, musste er aufgeben. Dann half nur noch die Durchsage über die Lautsprecher und das Eingeständnis der Niederlage. … wird gebeten, ihren Papa an der Kasse abzuholen.
    Ein Schokoeis war der Einsatz gewesen. Die letzten Male hatte er die Wette stets verloren. Das hätte ihn misstrauisch machen müssen.
    Wie hatte er es nur geschafft, sie aus dem Supermarkt herauszubringen?
    Die Frage blieb bis heute ungeklärt.
    «Hallo, Thorsten», schallte es durch die Sporthalle. «Bist du so weit?»
    Frederike, seine nächste Schülerin, machte sich für die Aufwärmübungen bereit.
    «Klar», antwortete er, «mal sehen, ob du mich dir heute vom Hals halten kannst.»

34
    S ternenstaub schrieb: «Sehe gerade, dass du online bist. Lust, unseren Chat von gestern fortzuführen?»
    Sebastian antwortete: «Habe gerade Besuch. Aber das kann warten. Bis gleich.»
    Sie startete den Messenger. «Bist du da?»
    «Ja. Wie geht’s dir heute?»
    «Habe die ganze Nacht über unser Gespräch nachgedacht. Du hast wahrscheinlich recht. Ich nehme alles viel zu ernst.»
    «Gut, du wirst sehen, die meisten Probleme lösen sich von selbst.»
    «Will ich hoffen … Was machst du eigentlich so?»
    «Beruflich?»
    «Ja.»
    «Ich löse Probleme :-)»
    «Haha.»
    «Im Ernst. Ich habe den besten Job der Welt. Und du?»
    «Na, was denkst du denn? Schule natürlich.»
    «Welche Klasse?»
    «Zehnte.»
    «Gymnasium oder Real?»
    «Gymnasium.»
    «Schon entschieden, welchen Leistungskurs du belegen willst?»
    «Ich weiß noch nicht mal, ob ich morgen noch hingehe. Hängt mir alles zum Hals raus.»
    «Kann ich verstehen. Mir ging’s damals auch so.»
    «Echt? Wie hast du dich entschieden?»
    «Meine Eltern haben für mich entschieden.»
    «Dass sich die Alten nie raushalten können. Hast du Kinder?»
    «Nein.»
    «Warum nicht?»
    «Dazu fehlt mir die richtige Frau.»
    «Ach, komm … Ein Mann wie du? Oder ist das Bild von dir gar nicht echt?»
    «Doch … irgendwie schon.»
    «Irgendwie?»
    «Ich hab mich etwas älter gemacht, als ich bin.»
    «Erwischt. Wie alt bist du denn?»
    «Mitte dreißig.»
    «Auf dem Bild schaust du aber älter aus.»
    «Eben.»
    «Warum willst du unbedingt älter sein, als du bist?»
    «Erwischt. Da geht es mir

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