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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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würde er seine Gedanken zeichnen können.
    Er rekapitulierte den Tag mit immerhin zwei neuen Erkenntnissen.
    Jochen Landau wies die typischen Wesensmerkmale eines cholerischen Geistes auf – leicht erregbar, unausgeglichen und jähzornig.
    Das cholerische Temperament war durch die Kombination von emotionaler Instabilität mit Extraversion gekennzeichnet – also die nach außen gerichtete Handlung.
    Extrovertierte Menschen waren aktiv, bestimmt, energisch, dominant, enthusiastisch und abenteuerlustig.
    Hinzu kam die niedrige Reizschwelle bei Jochen Landau, die schnell zu einem Wutanfall führte. So hatte es zumindest seine Frau Marion beschrieben, wenn er aufgrund eines Reizes von außen überstürzt die Fassung verlor und zuschlug.
    Die Frustrations-Aggressions-Theorie ging davon aus, dass Aggressionen grundsätzlich Reaktionen auf Frustration waren. Über die Wut brachen sich die Abreaktionen ihre Bahnen.
    Marion Landau war seit Beginn ihrer Bekanntschaft das Ziel. Zuvor waren es andere gewesen, durch die Bank Frauen. Wiesen sie ihn zurück, antwortete er mit Gewalt. Dieses Verhalten musste sich bei Landau schon früh herausgebildet haben, gemessen an seiner ersten Straffälligkeit. Er begegnete unangenehm empfundenen Situationen mit Aggression, die in die Anwendung von Gewalt mündete. Das alte Lied.
    Nach der Definition von Jochen Landau führte Gewalt zu Macht. Dass er bereit war, für die Macht viel aufs Spiel zu setzen, zeigte sich darin, dass er einen geliebten Menschen, Marion, für seine Zwecke einspannte. Sie war das Pfund, mit dem er den Architekten erpressen konnte. Der Eigennutz wurde höher bewertet als Zuneigung
    Als ihm die Macht durch den Tod des Architekten entrissen wurde, richtete sich seine Frustration wieder gegen das alte Ziel: Marion.
    Sie hatte ausgesagt, dass er sich seit rund einem Jahr nicht mehr beherrschen konnte. Sie gerieten in Streit, er schlug zu und verließ das Haus. So war er, hatte sie gesagt, sein Leben lang .
    Was hat er in der Zeit gemacht, als er außer Haus war? Tagelang.
    Getrunken? Dafür gab es keine Anzeichen.
    Freunde getroffen? Fehlanzeige.
    Sport getrieben? Auch nicht.
    Abreagiert? Sicher. Doch womit?
    Er soll sie betrogen haben, lautete Marions Vermutung. Nicht mit einer, sondern mit mehreren Frauen. Wer waren sie? Wie hatte er sie behandelt, wenn er sich abreagierte?
    Wenn er in seinem bewährten Schema blieb, dann hatten auch sie seine Aggressionen erfahren.
    Warum gab es dann keine Anzeigen gegen Jochen Landau? Hatte er sie auch erpresst, damit sie den Mund hielten?
    Dazu musste es irgendwo eine Information geben. Bei seinem Charakterbild war kaum etwas anderes anzunehmen.
    In der Zeit zwischen Verlust des Arbeitsplatzes und Flucht vor der Konsequenz im eigenen Haus musste Landau seinen Mörder getroffen, zumindest kennengelernt haben.
    War es eine der geschlagenen Frauen oder der gehörnte Ehemann? Die These war gewagt.
    Zuvor musste die Frage beantwortet werden, wie Landau Kontakte schloss. Nach seinem Charakterbild sollte es ihm nicht schwergefallen sein, auf Menschen zuzugehen. Über die altmodische Art in Kneipen, Bars und Restaurants?
    Marion sagte aus, dass er oft am Computer saß und sein Büro kaum verließ. Hatte er den Weg über die Kontaktbörsen im Internet gewählt?
    Alexej sollte Landaus Computer überprüfen. Irgendwo musste es Log-Dateien über seine Aktivitäten geben. Notfalls mussten die Verbindungsdaten vom Provider angefordert werden.
    Jochen Landau, fasste Levy zusammen, war ein fremdaggressiver, impulsiver Typ mit dem Hang, Frauen für sein Versagen verantwortlich zu machen. Es gab keine Anzeichen, dass er sein Verhalten bis zu seinem Tod geändert hatte. Welcher Tätertyp bevorzugte diesen Opfertyp?, fragte sich Levy.
    Mit dem heutigen Abend hatte sich ein weiterer Mann dieser Typologie angeschlossen. Der Serienvergewaltiger Holger Mandrak.
    Der Fall war hinreichend bekannt. Mandrak galt trotz seiner geringen Schulbildung als intelligent, aber psychopathisch. Er widersprach in einigen Punkten der Klassifizierung eines Psychopathen – er kam durchaus mit seinem sozialen Umfeld und den gesellschaftlichen Normen zurecht, wenngleich nur an der Oberfläche, aber das genügte, um seine Taten minutiös zu planen und auszuführen.
    Seine Selbstüberschätzung jedoch, und das machte ihn wieder zu einem klassischen Vertreter seiner Psychopathologie, wurde ihm zum Verhängnis. Während er seine Opfer vergewaltigte, trug er eine Maske und nahm die

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