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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Gewaltorgien mit einer Videokamera auf. Wie er später bei den Befragungen aussagte, hatte er dies getan, um sich vor dem Fernseher immer wieder an seinen Taten zu ergötzen. Als die Kripo im Zuge einer ersten Überprüfung seine Wohnung durchsuchte, wurde sie schnell fündig und Mandrak überführt. Im Grunde war dieses Verhalten selten dämlich, doch es passte zum Überego eines Psychopathen. Er war sich einfach zu sicher, das System überlisten zu können.
    In der darauffolgenden nichtöffentlichen Gerichtsverhandlung, in der die Videos zur Beweisführung ausschnittsweise gezeigt wurden, durfte er sich seine Aufzeichnungen das letzte Mal ansehen. Das bereitete ihm sichtlich Vergnügen. Die Opfer jedoch, die stark genug waren, um sich den Aufnahmen ihrer Tortur nochmals zu stellen, sahen das anders. Sie blieben als gebrochene Menschen zurück. Das Urteil gegen Mandrak – erheblich verminderte Schuldfähigkeit nach Paragraph 21 des Strafgesetzbuches wegen psychischer Nichtzurechenbarkeit zur Tatzeit, dafür Einweisung in eine psychiatrische Anstalt – hatte an dem Leid nichts mehr ändern können.
    Insbesondere die beiden minderjährigen Mädchen im Alter von zwölf und dreizehn Jahren schienen für ihren weiteren Lebensweg alles verloren zu haben. Die Ältere der beiden jedoch machte nach ihrer Befreiung eine zweifelhafte, aber steile Karriere in den Medien. Was auch immer hinter ihrer Bereitwilligkeit steckte, sich den Medien zu öffnen und ihre Geschichte in allen Details auszubreiten, hinterließ einen faden Beigeschmack. Anfänglich, als die Betroffenheit und das Interesse der Bevölkerung groß waren, konnte sich das Mädchen der Anteilnahme sicher sein. Nach wenigen Wochen war ihre Geschichte jedoch zur Gänze ausgeschöpft, und sie fiel wieder in die Bedeutungslosigkeit zurück. Letzteres war aus psychologischer Sicht das Beste, was ihr passieren konnte. Das Heer der Berater zog weiter und widmete sich einem neuen tragischen Fall von öffentlichem Interesse.
    Nur einmal machte der Vater der Kleinen nochmal von sich reden, als er die Behandlung seiner Tochter nach dem Medienhype anprangerte.
    Das war vor über zehn Jahren. In der Zwischenzeit hatten andere Täter und andere Opfer die Seiten der Boulevardpresse gefüllt. Bis vor einem Jahr, als Mandrak die ersten Schritte in die Resozialisierung ermöglicht wurden. Bettman wieder auf freiem Fuß , erinnerte sich Levy an die Meldung, die aber niemanden interessierte, bis auf die Angehörigen. Sie hatten sich gegen den offenen Vollzug mit allem zur Wehr gesetzt, was ihnen zur Verfügung stand. Vergeblich, wie sich zeigte. Mandrak war draußen, bis er einige Monate später ganz verschwand.
    Jetzt war er wieder aufgetaucht. In Beton gegossen und für alle Zeit seiner Triebe beraubt.
    Wenn sich bei der morgigen Obduktion bestätigte, dass Mandrak auf die gleiche Weise umgekommen war wie Landau und Polykarp, dann würde man sich einer Theorie nicht mehr erwehren können:
    Hier machte jemand Jagd auf Gewaltverbrecher.
    Das schloss Polykarp bislang aus, von ihm war nichts weiter bekannt, konnte aber ein neuer Ermittlungsansatz sein. Sein Foto sollte an alle Polizeiinspektionen des Landes geschickt werden. Unter Umständen fand sich ein Kollege, der Polykarp kannte. War er straffällig geworden, dann hatte die Theorie Bestand.
    Bis jetzt konnte alles noch Zufall sein.
    Eine Straßensperre verwehrte ihm den Durchgang. Er blickte auf. Wo war er? Die ganze Zeit hindurch hatte er nicht darauf geachtet, wohin er eigentlich ging. Nun stand er vor einem Schild mit der Warnung Hochwasser . Durchgang verboten. In der Dunkelheit glaubte er das hohe ehemalige Speichergebäude am Fischmarkt zu erkennen. Jetzt war es die erste Adresse einer Werbeagentur und einer Softwarefirma. Er musste zurück, hier ging es nicht weiter. Zudem war er klatschnass, was ihn nicht sonderlich kümmerte. Kälte und Nässe spürte er nur auf den Klamotten. Im Inneren brannte ein Feuer, das ihn ausreichend wärmte.
    Auf dem Weg zur Wohnung nahm er eine Packung Sushi mit. Mehr aus Gewohnheit als aus Hunger. Er hatte keinen. Seltsam. Das Crystal schien für alles zu sorgen.
    Nach einer ausgiebigen Dusche war er bereit, seine Arbeit fortzusetzen. Eine E-Mail war hereingekommen. Kein Absender. Er öffnete sie dennoch.
    Die Nachricht enthielt keinen Text, nur einen Anhang. Er ließ den Virenscanner drüberlaufen, bevor er sie öffnete.
    Der Player spielte eine Videodatei ab. Sie zeigte eine antike Stadt mit

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